Wirtschaftsnahe Forschung Wie der große Knall verhindert wird

Saarbrücken · In einem Promotionskolleg sollen Doktoranden in Saarbrücken praxisnah forschen – zum Beispiel bei der Abwehr von Cyberangriffen.

 Der Doktorand Christian Siegwart (3.v.l.) erforscht Verfahren, um Fabriken gegen den Angriff von Computerhackern abzuschirmen. Mit dabei sein Uni-Professor Georg Frey (r.) und die Zema-Geschäftsführer Andreas Noss und Professor Rainer Müller (v.l.).

Der Doktorand Christian Siegwart (3.v.l.) erforscht Verfahren, um Fabriken gegen den Angriff von Computerhackern abzuschirmen. Mit dabei sein Uni-Professor Georg Frey (r.) und die Zema-Geschäftsführer Andreas Noss und Professor Rainer Müller (v.l.).

Foto: Warscheid

Die Schad-Software „WannaCry“ die im Frühjahr vergangenen Jahres 200 000 Rechner in mehr als 150 Ländern infiziert hatte, hatte gewaltige Folgen. Der französische Autobauer Renault musste beispielsweise in einem seiner Werke die Produktion komplett stilllegen, weil die Software verrücktspielte. So etwas ist richtig teuer. Wenn es nach Christian Siegwart geht, darf ein solcher Schlag ins Kontor in Zukunft nicht mehr vorkommen. Er hat auch schon Ideen. Denn der Mann aus Merzig schreibt gerade an seiner Doktorarbeit, in der er sich mit der Entwicklung eines Sicherheitskonzepts zum Schutz von Produktionsanlagen vor Cyber-Angriffen beschäftigt.

Doch es ist nicht irgendeine Arbeit. Sie ist Teil eines Promotionskollegs, das am Freitag offiziell vorgestellt wurde. In diesem Kolleg werden Promotionsarbeiten betreut, die im technischen Bereich wissenschaftliche Fragestellungen behandeln, die einen hohen Bezug zur täglichen Praxis in Fertigungsbetrieben haben. Oder zu Unternehmen, die Software entwickeln, mit der Produktionsprozesse gesteuert werden.

Das Thema der Arbeit wird zusammen mit den technischen Lehrstühlen an der Universität des Saarlandes und den jeweiligen Partnern aus der Industrie entwickelt. Die Unternehmen versprechen sich von den Ergebnissen der Promotionen Antworten auf Fragen, die für sie wichtig sind. Im Fall von Christian Siegwart ist das von Seiten der Universität der Lehrstuhl für Automatisierungs- und Energiesysteme von Professor Georg Frey. Unternehmenspartner ist die Saarbrücker Firma Koramis, die sich auf Automatisierungs-, Prozess- und Netzleittechnik für Industrie-Unternehmen spezialisiert hat. Finanziell unterstützt wird das Kolleg zudem noch von der Industrie- und Handelskammer (IHK) und dem Verband der Metall- und Elektroindustrie Saar.

Derzeit sind zehn Doktorarbeiten im Rahmen dieses neuen Promotionskollegs vergeben. Vier Doktoranden nutzen dabei das Saarbrücker Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (Zema). „Unsere technische Ausrüstung ist hervorragend, so dass die jungen Akademiker bei uns sehr gute Forschungsbedingungen vorfinden“, sagt Andreas Noss, kaufmännischer Zema-Geschäftsführer. Am Zema erforschen verschiedene Lehrstühle der Universität sowie der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) unter anderem neue Verfahren in der Fertigung und Automatisierung mitsamt dem Einsatz von Robotern.

Siegwart ist davon überzeugt, dass er mit seiner Doktorarbeit richtig liegt. „Je mehr die Fabriken der Zukunft digital vernetzt werden, desto verwundbarer werden sie gegenüber Cyberangriffen“, meint er. „Klassische Antiviren-Programme helfen hier wenig, da in der Fertigung oft verschiedene Systeme eingesetzt werden, manche älter, andere neueren Datums“. Ein Lösungsansatz ist für ihn, sicherheitstechnische Grenzen zwischen einzelnen Fertigungsabschnitten zu ziehen. Damit würde verhindert, dass bei einem Cyberangriff die gesamte Produktion lahmgelegt wird.“ Das sei wie bei einem Schiff, wo die Schotten dafür sorgen, dass bei einem Leck nur ein Teil des Schiffes mit Wasser vollläuft, es selbst aber nicht sinkt.

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