Im Quartett wird's erst richtig nett

Echternach · Cellist Daniel Müller-Schott, Sopranistin Annette Dasch und Saxofonistin Candy Dulfer sind nur drei Stars, die das Musikfestival in Echternach (19. Mai bis 15. Juli) aufbietet. Das Programm macht ein Saarbrücker, Benedikt Fohr.

Preisfrage: Was fällt einem alles so zu Echternach ein? Die Springprozession, na klar, bei der allerdings mehr getänzelt denn gesprungen wird. Eine stattliche Basilika hat das Städtchen auch zu bieten sowie ein türmchengekröntes Gerichtshaus, "Dënzelt" genannt. Seit 41 Jahren aber schmückt sich Echternach, in der luxemburger Schweiz gelegen, auch mit einem Musikfestival. Und dafür setzt sich Benedikt Fohr, hauptberuflich Orchestermanager der Deutschen Radio Philharmonie, regelmäßig anderthalb Stunden ins Auto. Seit zwei Jahren verantwortet der 52-Jährige den Klassikbereich der Festspiele; den Jazz-Part übernimmt der luxemburgische Dirigent und Musikprofessor Gast Waltzing. Reichlich Aufwand für ein Ehrenamt. Wenigstens hat Fohr seine Fahrtkosten mittlerweile im Griff, seit er weiß, "wo die Blitzer auf der Strecke stehen".

Warum macht er sich nun den ganzen Stress? Weil Fohr zwar von Hause Diplomkaufmann, im Herzen aber ein Musikbesessener ist, der schon das "ensemble recherche", eine Formation für zeitgenössische Musik, managte, dazu Luxemburgs Philharmonisches Orchester und seit zehn Jahren das SR/SWR-Orchester. Und in Echternach, meint Benedikt Fohr, könne er einer alten Leidenschaft frönen, ein kammermusikalisches Programm zu gestalten. Bei der DRP gilt's ja meist der großen Besetzung.

Der Saarbrücker Orchestermanager liebt das Echternacher Festival aber auch wegen seiner ganz eigenen Atmosphäre, wozu die lange Historie, die das 5200-Einwohner-Städtchen auszeichnet, ebenso zählt wie die Weingüter drumherum. In Echternach könne man eben genießen, meint Fohr, musikalisch und kulinarisch. Letztlich aber will er auch mithelfen, das Festival - mit 6000 Besuchern 2015 - neu zu verankern. Früher, als die Philharmonie noch nicht in Luxemburg-Stadt stand, war Echternach beinahe so etwas wie das Klassik-Zentrum des Großherzogtums. E-Musik-Stars, so sie nach Luxemburg kamen, traten vor allem beim Festival auf. Seit 2007 aber mischt die Philharmonie im Wettbewerb der besten Konzerthallen Europas mit. Und nicht nur das auch in Luxemburg überschaubare Klassik-Publikum, sondern auch die Sponsoren zieht es in die Philharmonie. "Das Festival soll darum in erster Linie für die Echternacher sein", sagt Fohr. Zwar kommen nach wie vor Luxemburgs Hauptstädter, aber dann auch wegen der besonderen Festivalstimmung, weshalb man die Festspiele nun vom Herbst wieder in den wetterfreundlicheren Frühsommer verlegt hat (19. Mai bis 15. Juli). Zudem will Fohr auch Gäste aus dem Trierer Raum, der Eifel und dem Saarland ansprechen.

Was er und Waltzing aus dem 600 000-Euro-Etat herausholen, verdient mehr als Anerkennung. Knapp 30 Konzerte gibt es, hinzu kommt ein Artist in Residence: der renommierte Cellist Daniel Müller-Schott, der sich in mehreren Konzerten und mit unterschiedlichen Formationen präsentiert. Im Echternacher Kulturzentrum Trifolion aber wird Müller-Schott auch eine Meisterklasse anbieten. Zu Gast sind auch der Spitzentrompeter Reinhold Friedrich und Pianist Bernd Glemser. Dazu die King's Singers, das derzeit vielleicht beste A-Cappella-Ensemble, und die Funk- und Jazz-Saxofonistin Candy Dulfer. Und, das verspricht einen Ohrenschmaus, die führende deutsche Sopranistin kommt nach Echternach: Annette Dasch reist mit einem Mozart-Arien-Programm an.

Der Nukleus des Echternacher Festivals sind aber die Streichquartette, da gibt sich Fohr puristisch und hofft so die Gratwanderung zwischen Anspruch und Zuspruch zu schaffen. Eines jedenfalls macht das Programm deutlich: Anderthalb Stunden Fahrt nach Echternach lohnen sich. Und der Festivalchef verrät einem auch, wo die Blitzer stehen.

 Cellist Daniel Müller-Schott ist Artist in Residence beim Echternacher Festival. Foto: Uwe Arens

Cellist Daniel Müller-Schott ist Artist in Residence beim Echternacher Festival. Foto: Uwe Arens

Foto: Uwe Arens

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Auf einen BlickDas Festival International Echternach läuft vom 19. Mai bis 15. Juli. Knapp 30 Konzerte umfasst das Programm der Festspiele in der Hauptstadt der luxemburgischen Schweiz. Cellist Daniel Müller-Schott, dieses Jahr Artist in Residence, übernimmt das Eröffnungskonzert am 19. Mai im Kulturzentrum Trifolion zusammen mit Baiba und Lauma Skride; Müller-Schott gibt auch einen Meisterkurs. Am 15. Juni sind Reinhold Friedrich und Bernd Glemser zu Gast, am 18. Juni Manu Katché, die Kings's Singers am 26. Juni und Annette Dasch am 29. Juni. Saxofonistin Candy Dulfer kommt am 13. Juli nach Echternach. Weitere Programm-Infos unter Tel. (00352) 72 83 47. oliechternachfestival.lu

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