Tarifkonflikt IG Metall bereitet ganztägige Streiks im Saarland vor

Saarbrücken · Belegschaften stimmen über neue Protestaktionen ab. Die Arbeitgeber werfen der Gewerkschaft fehlenden Einigungswillen vor.

 Vor drei Wochen gab es bei ZF in Saarbrücken nur kurze Warnstreiks. Das soll sich in dieser Woche nach den Plänen der IG Metall ändern.

Vor drei Wochen gab es bei ZF in Saarbrücken nur kurze Warnstreiks. Das soll sich in dieser Woche nach den Plänen der IG Metall ändern.

Foto: BeckerBredel/Becker & Bredel

In dieser Woche will die IG Metall im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie erstmals in der Geschichte der Gewerkschaft ganztägige Warnstreiks als Drohkulisse gegenüber den Arbeitgebern einsetzen. Bundesweit sind bis zu 250 Betriebe betroffen. Zur Stunde laufen noch in zahlreichen Unternehmen Abstimmungen der Beschäftigten. Auch im Saarland will die IG Metall zu diesem Mittel greifen. Nach einer Umfrage unserer Zeitung laufen in folgenden Betrieben derzeit solche Abstimmungen: Schaeffler, Bosch, Bosch Rexrodt jeweils in Homburg, John Deere, Pallmann und Terex in Zweibrücken beziehungsweise Bierbach, ZF in Saarbrücken und Wellesweiler sowie Ford in Saarlouis. Die Planungen der Gewerkschaft sehen vor, dass das Saarland am Mittwoch, Donnerstag und Freitag von ganztägigen Streiks betroffen ist. Mit den Aktionen sollen die Arbeitgeber dazu bewegt werden, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Nach Auffassung der IG Metall könnten die Verhandlungen am Wochenende wieder aufgenommen werden.

Hiry: Motor für Verbesserungen

Robert Hiry, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Völklingen, verweist darauf, dass sich die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie an der Saar bisher stets sehr flexibel gezeigt hätten. Sie arbeiteten rund um die Uhr, an Wochenenden, Feiertagen und auch, wenn besondere Auftragsspitzen in Betrieben vorliegen. Im Umkehrschluss müssten aber auch die Arbeitgeber jetzt mehr Flexibilität zeigen. Das betreffe besonders den Anspruch von Menschen, vorübergehend in Teilzeit 28 Stunden wöchentlich zu arbeiten, wenn sie einen Angehörigen pflegen oder sich um Kindererziehung kümmern wollen. Verbunden mit einem Rückkehrrecht auf Vollzeit und einem finanziellen Zuschuss in Härtefällen. Es gehe in der derzeitigen Auseinandersetzung nicht darum, Zuschüsse für alle Teilzeitbeschäftigten einzuführen. Hiry räumt ein, dass die Gewerkschaft mit ihrem Einsatz für flexiblere Arbeitsbedingungen jetzt auch Versäumnisse des Staates in der Sozialpolitik ausbade, aber die Gewerkschaft verstehe sich als ein Motor zur Verbesserung gesellschaftlicher Verhältnisse.

 Die Zeichen in der Metall- und Elektroindustrie stehen auch im Saarland auf Streik.

Die Zeichen in der Metall- und Elektroindustrie stehen auch im Saarland auf Streik.

Foto: dpa/Bernd Wüstneck/dpa

„Riesiger Vertrauensverlust“

Unterdessen stoßen die Aussagen von Hans Peter Kurtz, des Ersten Bevollmächtigten der IG Metall Saarbrücken, die Arbeitgeber hätten sich in den bisherigen Verhandlungen nie einigen wollen (wir berichteten) auf scharfe Kritik. Joachim Malter, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie (ME) Saar betont, „am Samstagmorgen waren die Tarifparteien in Stuttgart nur noch 0,9 Prozentpunkte voneinander entfernt“. Sein Vorwurf an die Gegenseite lautet: „Das Verhalten der IG Metall verursacht einen riesigen Vertrauensverlust, der eine Fortsetzung der Verhandlungen massiv erschwert. Mit dem provozierten Abbruch wurde deutlich, dass die Verhandlung bloß ein Vorwand war, um im Anschluss Tagesstreiks beschließen zu können.“

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