Ausbildung auf dem Bau „Ich bin stolz darauf, was ich geleistet habe“

St.Ingbert · Bei jedem Wetter Steine schleppen und die Rüttelmaschine schieben – Antonio Borello ist mit Leib und Seele Straßenbauer.

Sein Opa war Straßenbauer, sein Vater arbeitet seit 25 Jahren in diesem Beruf. Klar, dass Antonio Borello diese Arbeit in die Wiege gelegt wurde. Stolz und selbstbewusst erzählt der 20-Jährige aus Wiebelskirchen, dass Straßenbauer sein Traumjob ist und er gerne sein „Leben lang auf der Baustelle arbeiten möchte“.

Um fünf morgens aufstehen, große körperliche Anstrengung, bei jedem Wetter draußen arbeiten. Für viele hört sich das nicht nach einem Traumjob an. „Es gibt nur schlechte Kleidung“, scherzt Borello. Die Arbeitsbedingungen seien schon gewöhnungsbedürftig. Wenn im Sommer andere ins Freibad gehen, steht er bis zu neun Stunden in der Hitze auf einer Baustelle, hebt schwere Steine. Anfangs sei er abends nach dem Essen direkt ins Bett gegangen. „Das merkte ich dann schon“, sagt Borello. Er habe sich aber recht schnell daran gewöhnt. Außerdem entschädige die vielfältige Arbeit, sagt er. Jeden morgen weist ihm der Polier seine Aufgaben zu. Je nach Baustelle unterstützt Borello seine Kollegen bei Aushubarbeiten oder beim Verfüllen und Verdichten von Böden für die Asphaltdecke. Das Verlegen und Instandsetzen von Kanalrohren gehört später ebenso zu seiner Arbeit. „Es macht mir einfach unheimlich viel Spaß. Und am Abend bin ich stolz darauf, was ich geleistet habe. Manchmal prahle ich sogar vor meinen Freunden oder meiner Familie, wenn wir irgendwo vorbeifahren und ich sagen kann, dass ich das gemacht habe.“

Auch der Aufbau der dualen Ausbildung ist abwechslungsreich. Im ersten Lehrjahr geht es verstärkt um die Grundbildung, beispielsweise wie man eine Baustelle einrichtet und den Bereich absteckt. Borello war öfters auf der Lehrbaustelle und legte dort bereits erste Gehwege an. Er sammelte auch Erfahrungen in anderen Bereichen des Baugewerbes. So schaute er auch mal seinen Maurer-Kollegen über die Schultern. Nun, im zweiten Lehrjahr, arbeitet er vermehrt im Betrieb. „Mathematik ist sehr wichtig“, sagt Borello, genauso wie räumliches Denken, wenn es um die Anforderungen im Berufsalltag geht. Wie breit und tief muss das Loch sein? Welche Mengen Material werden benötigt? Auch handwerkliches Geschick im Umgang mit den verschiedenen Maschinen und Werkzeugen sei von Vorteil.

Das Interesse für die Arbeit am Bau sei schon immer da gewesen, sagt Borello. Nach seiner mittleren Reife besuchte er aber zunächst ein Oberstufengymnasium. Schnell war klar, „das Schulische ist einfach nichts für mich“. Durch verschiedene Praktika auf Baustellen wuchs seine Begeisterung für den Beruf. Außerdem reizte ihn die Chance, endlich eigenes Geld zu verdienen, um finanziell unabhängiger zu sein. Über das Berufsinformationszentrum (BiZ) knüpfte er Kontakt mit Bautra Bau, die ihn nach einem Vorstellungsgespräch umgehend einstellte. Nach seiner Gesellenprüfung möchte Borello zunächst ein Jahr Berufserfahrung sammeln, um anschließend den Meister zu machen. Denn er sehe Zukunft in seiner Branche: „Es muss immer etwas gebaut werden, ob Straßen oder Gebäude. Dem Bau geht die Arbeit nicht aus.“

Die Aussichten für Bewerber sind groß, denn Baufirmen mangelt es an Nachwuchs. Das sei größtenteils dem demografischen Wandel geschuldet, sagt Markus Pirron, Geschäftsführer im Ausbildungszentrum der AGV Bau Saar. Auch leide das Arbeiten am Bau unter einem Image-Problem. Vor allem Eltern hegten immer häufiger den Wunsch, dass ihr Kind das Abitur macht und andere Berufswege einschlägt. Dank der momentan guten Konjunktur seien in der gesamten Baubranche die „Chancen für Bewerber aber so gut, wie seit vielen Jahren nicht mehr“, sagt Pirron. Zwar seien in den vergangenen zwei Jahren die Zahl offener Stellen und die Anzahl der Bewerber gestiegen, nachdem sie zuvor über fünf Jahre kontinuierlich gesunken sind. Das reiche dennoch nicht aus, um den Bedarf zu decken.

 Bei seiner Arbeit verdichtet Antonio Borello auch das Erdreich.

Bei seiner Arbeit verdichtet Antonio Borello auch das Erdreich.

Foto: Jörg Jacobi

Jedem, der sich für das Arbeiten auf einer Baustelle interessiert, „kann ich nur ans Herz legen, in den Ferien mal ein Praktikum zu machen“, sagt Borello. Er würde diesen Beruf jederzeit wieder ergreifen.

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