Zehn Jahre ICE/TGV von Saarbrücken nach Paris Bahn rechnet mit mehr Reisenden

Saarbrücken · Strecke über Saarbrücken nach Paris soll zehn Jahre nach dem Start künftig eine noch größere Rolle spielen.

 Viel Prominenz begrüßte gestern den Jubiläumszug im Saarbrücker Hauptbahnhof. Auf die Minute genau zehn Jahre nach Eröffnung der Hochgeschwindigkeitsstrecke fuhr der ICE  ein.

Viel Prominenz begrüßte gestern den Jubiläumszug im Saarbrücker Hauptbahnhof. Auf die Minute genau zehn Jahre nach Eröffnung der Hochgeschwindigkeitsstrecke fuhr der ICE ein.

Foto: Iris Maria Maurer

Für die Ehrengäste stehen auf dem Bahnsteig eine Jubiläumstorte und Sekt bereit, für die Reisenden ein auf die Minute pünktlicher ICE nach Paris. Um 11.01 Uhr  bietet sich gestern ein ähnliches Bild wie schon exakt auf den Tag vor zehn Jahren, als zur gleichen Zeit der erste Hochgeschwindigkeitszug mit dem damaligen Bahnchef Hartmut Mehdorn an Bord in Saarbrücken einfuhr, ebenfalls pünktlich, was manchen Bahnmitarbeitern zuvor den Schweiß auf die Stirn trieb, weil sie befürchteten, der Zug mit dem Chef an Bord könne Verspätung haben.

Zehn Jahre später spricht der Bahnbevollmächtigte für das  Saarland und Rheinland-Pfalz, Jürgen Konz, von einem „außergewöhnlichen Erfolg“. 16 Millionen Fahrgäste nutzten seitdem die Verbindungen von Frankfurt über Saarbrücken nach Paris sowie von Frankfurt über Stuttgart und Straßburg nach Paris. Mit weit über acht Millionen Reisenden fuhren mehr als die Hälfte davon über Saarbrücken, alleine 1,4 Millionen wiederum von der saarländischen Landeshauptstadt in die Seine-Metropole.

Zum Jubiläum verkündet die deutsche Bahn ehrgeizige Pläne. Sie will ihren Marktanteil zwischen Frankfurt und Paris in Konkurrenz zum Flugzeug um zehn Prozent steigern. Derzeit habe man einen Marktanteil von 31 Prozent. Der Großteil dieser zusätzlichen Fahrgäste soll für die Verbindung von Frankfurt über Saarbrücken nach Paris gewonnen werden, sagt Frank Hoffmann, Geschäftsführer von Alleo, der gemeinsamen Vermarktungsgesellschaft der Deutschen Bahn und der französischen SNCF. Hoffmann glaubt nicht, dass die Franzosen eine Strategie verfolgen, die Strecke Paris-Straßburg-Stuttgart-Frankfurt gegen die Verbindung Paris-Saarbrücken-Frankfurt auszuspielen. Derzeit bediene die SNCF mit verschiedenen Zügen 15-mal täglich die Verbindung von Paris nach Straßburg. Größere Zugewinne an Reisenden seien auf dieser Verbindung kaum noch zu erwarten, auf der Verbindung über Saarbrücken dagegen schon.

Um kurzfristig die Attraktivität dieser Strecke für Franzosen zu steigern, etwa zum Ausflug an die Saar, planen Alleo und die Tourismuszentrale Saar weitere Aktionen, auch in Paris. Deren Chefin, Birgit Grauvogel, verweist auf jüngste Beteiligungen an Messen wie etwa  den Tourismusmessen in Colmar und Straßburg sowie einer Road-Show in Nancy. Die bisherigen Erfahrungen hätten gezeigt, dass man viele Franzosen mit dem Hinweis auf Zweisprachigkeit an der Saar, Besichtigungs-Angeboten wie dem Weltkulturerbe Völklinger Hütte inklusive dortiger Ausstellungen sowie Shopping in Saarbrücken locken könne. Für die Steigerung der Attraktivität der Landeshauptstadt sei die ICE/TGV Verbindung unverzichtbar, sagt Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD). Saarbrücken eigne sich ideal für Besprechungen und Tagungen deutscher sowie französischer Geschäftsleute, die sich auf halber Strecke treffen könnten. Als nächstes werde die Beschilderung am Eurobahnhof über Sehenswürdigkeiten der Stadt und wichtige Orientierungspunkte verbessert, um ankommenden Reisenden einen schnelleren Überblick zu geben. Der Bügermeister von Forbach, Laurent Kalinowski, appelliert an die deutschen und französischen Politiker, sich für einen  Ausbau des Streckenabschnittes von Forbach bis Baudrecourt auf Hochgeschwindigkeitsniveau einzusetzen.

 ICE-Premierenfahrt Frankfurt-Paris am 13. Juni 2007:  (v.l.) Hartmut Mehdorn, Charlotte Britz, Petra Roth, Peter Müller  und Hanspeter Georgi im Saarbrücker Hauptbahnhof.

ICE-Premierenfahrt Frankfurt-Paris am 13. Juni 2007: (v.l.) Hartmut Mehdorn, Charlotte Britz, Petra Roth, Peter Müller und Hanspeter Georgi im Saarbrücker Hauptbahnhof.

Foto: rup

Den Ausbau der Verbindungen sieht IHK-Hauptgeschäftsführer Heino Klingen als wichtig für das Saarland als Wirtschaftsregion im Herzen Europas an. Er selbst schätze eintägige Ausflüge nach Paris und habe sich so auch schon den Zieleinlauf der Tour de France angesehen. Reinhard Klimmt, Ex-Bundesverkehrsminister, ehemaliger Ministerpräsident und einer der Gründerväter der Hochgeschwindigkeitsverbindung, fordert, die Bundesregierung mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) müsse sich in Paris für einen zügigen Ausbau des Streckenabschnittes von Forbach über Baudrecourt einsetzen. Auch Ralf Damde, Chef der Eisenbahnergewerkschaft an der Saar, mahnt diesen Einsatz an. Der Saarbrücker Tourismusexperte Alexander Hauck schildert den Hauptvorteil für Bahn-Reisende in unsere Region so: „Saarbrücken, Trier, Metz und Luxemburg – vier Städte, drei Länder, ein Bett.“

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