Saarländische Startups Homburger Pâté aus Handarbeit

Homburg · Traditionell kommt Pâté aus Frankreich. Doch nun wollen zwei Schwestern das Saarland als Großhändler mit Manufaktur-Pâté beliefern.

 Die Schwestern Annette Jacob und Ulrike Roth (v.l.) stammen aus einer traditionsreichen Metzger-Familie. Sie wollen ihr neues Unternehmen auf Manufaktur-Pâté aufbauen.

Die Schwestern Annette Jacob und Ulrike Roth (v.l.) stammen aus einer traditionsreichen Metzger-Familie. Sie wollen ihr neues Unternehmen auf Manufaktur-Pâté aufbauen.

Foto: jwo

Für Willi Walter, langjähriger Chef des Wurstherstellers Schröder und heute Chef seiner eigenen Unternehmensberatung, war die Sache klar: „Als ich die Pâté von Les Delisoeurs nicht nur probiert, sondern auch bei der Herstellung zugesehen habe, war mir klar, dass das etwas Besonderes ist“, sagt er.

Les Delisoeurs, das sind die beiden Schwestern Annette Jacob und Ulrike Roth. Bis zum Herbst des vergangenen Jahres war Roth noch Inhaberin einer großen Metzgerei in Homburg, Jacob arbeitete bis vor gut einem Jahr als Projektleiter­in in einer Saarbrücker IT-Agentur. Und doch wollten beide noch einmal etwas Neues machen. Bei Roth kam der Impuls von außen: Der Mietvertrag der Metzgerei lief aus, zu den für eine Verlängerung nötigen Modernisierungen war der Vermieter nicht bereit. Damit war klar, dass die Metzgerei Roth ihren Betrieb einstellt. Die IT-Spezialistin Jacob wiederum wollte nach über 20 Jahren in der IT-Branche „etwas tun, was mir von Herzen Spaß macht“.

Beide Schwestern stammen aus einer traditionsreichen Metzger-Familie. Ihre Großeltern hatten in Saarbrücken die Metzgerei Jacob gegründet, ihre Eltern führten sie weiter. Roth leitete später gemeinsam mit ihrem Mann die Metzgerei Roth in Homburg. Und seit gut einem Jahr bereicherte Annette das Roth-Team. Sie war dort für die Pâté-Produktion zuständig. Und entwickelte dort die Leidenschaft, die zur Gründung von Les Delisoeurs führte. „Ich habe schnell eine besondere Liebe für Pâté entdeckt“, sagt sie. Weil es dort nicht nur große Qualitätsunterschiede gibt, sondern auch, weil sie ein weites Feld für Kreativität bietet.

Die Kreativität spiegelt sich nun in den verschiedenen Produkten ihres jungen Unternehmens wider: Mal gibt es Pâté mit Grünen Oliven, Knoblauch und provenzalischen Kräutern, mal mit Rosa Pfeffer und Pastis, dann wieder mit Cranberries, Ingwer und dunkler Schokolade. Sieben Sorten umfasst aktuell das Portfolio, Ideen gibt es weit mehr. Über 20 Rezepte hat Jacob schon entwickelt. Doch erst einmal soll die Produktion schlank gehalten werden.

Denn das Startup, das erst vor wenigen Wochen an den Markt gegangen ist, muss sich erst einmal etablieren. Das Geschäftsmodell: Als Großhändler beliefern die beiden Schwestern Metzgereien im Saarland mit hochwertigen Pâtés und weiteren Fleischprodukten. Gleichzeitig hat Ulrike Roth einen kleinen Laden in Homburg eröffnet, in dem sie neben Paté auch noch weitere Spezialitäten verkauft. Schon die ersten Wochen scheint ihnen der Erfolg Recht zu geben. Mehrere Metzgereien stehen bereits auf der Kundenliste, weitere sollen in den kommenden Wochen dazukommen. Sogar ein Unternehmen aus dem Schwarzwald hat Interesse an den Fleisch-Pasteten bekundet. „Für Metzger lohnt es nicht, jedes Produkt selber herzustellen“, sagt Roth. Sie hat keinen Zweifel, dass die Spezialisierung auf ein Produkt hoher Qualität Erfolg hat.

Von der Qualität ist auch Metzgerei-Fachmann Walter überzeugt: „In dem Betrieb wird vor allem per Hand gearbeitet“ sagt Walter. Dadurch sei die Arbeit genauer. Jacob bestätigt, dass es ein Großteil der Arbeit sei, das Fleisch exakt von Sehnen und Haut zu befreien – eine Arbeit, die bei industrieller Pâté kaum zu leisten ist. Und auch die Zutaten würden noch klassisch geschnibbelt. Walter, der sich eigentlich vorgenommen hatte, keine Unternehmen aus der Fleischbranche zu beraten, unterstützt die Schwestern nun beim Vertrieb. Für Jacob wäre ein Ziel, ihre Produkte bei einem Großteil der Metzgereien im Saarland unterzubringen. Für die Lieferungen, bei denen aktuell auch noch Familienmitglieder einspringen, müsste dann auch noch eine Aushilfe das Team ergänzen. Während die 45-jährige Jacob der Treiber im jungen Unternehmen ist, will auch ihre 19 Jahre ältere Schwester noch lange an Bord bleiben: „Meine Großmutter hat auch noch mit über 80 auf dem Markt gestanden“, sagt sie.

Während die beiden optimistisch an den Start gegangen sind und hoffen, in eineinhalb Jahren schwarze Zahlen zu schreiben, gab es bei der Gründung doch einen Wermutstropfen. Obwohl beide erfahrene Unternehmerinnen sind und im Vorfeld einen Business-Plan erstellt hatten, war keine Bank bereit, das Unternehmen zu finanzieren, weil sie das Geschäft nicht verstanden hatten. „Wir haben dann die Gründung aus privaten Mitteln finanziert“, sagt Jacob. Ein erheblicher Aufwand, denn die gesamte Produktion musste auf den neuesten Stand gebracht werden. „Es ist schon traurig, dass wir hier im Land dringend Gründer brauchen und es dann keine Finanzierung für den Start gibt“, sagt sie.

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