Hoffnung für den Flughafen Hahn

Mainz · Der Hunsrück-Flughafen Hahn soll im April einen neuen Besitzer haben. Der Mehrheitseigner Rheinland-Pfalz verhandelt nur noch mit einem Bieter – der deutsch-chinesischen Firmengruppe ADC/HNA.

 Die irische Ryanair ist für den Hahn die wichtigste Fluggesellschaft. Rund 2,6 Millionen Passagiere nutzen pro Jahr den Hunsrück-Flughafen. Foto: Frey/dpa

Die irische Ryanair ist für den Hahn die wichtigste Fluggesellschaft. Rund 2,6 Millionen Passagiere nutzen pro Jahr den Hunsrück-Flughafen. Foto: Frey/dpa

Foto: Frey/dpa

Die deutsch-chinesische Firmengruppe ADC/HNA hat im Bieterverfahren für den Flughafen Hahn die Konkurrenten ausgestochen. Der Hunsrück-Flughafen Hahn soll bis Ende April in privater Hand sein. Das Land Rheinland-Pfalz will bis dahin mit dem verbliebenen Interessenten zu einem Kaufabschluss kommen, wie Innenminister Roger Lewentz (SPD ) gestern in Mainz mitteilte. Der Käufer will den Flugbetrieb fortführen und den Flughafen mittel- bis langfristig in schwarze Zahlen führen.

"Es sind eine Reihe von Bedingungen noch abzuarbeiten", sagte der Berater Martin Jonas vom Wirtschaftsberatungsunternehmen Warth & Klein Grant Thornton über die abschließenden Verhandlungen. Bis Mitte Februar werde die Unterzeichnung eines Kaufvertrags mit der ADC GmbH in Deidesheim in der Pfalz und mit der chinesischen Luftverkehrsgruppe HNA angestrebt. Nach der Erfüllung letzter Bedingungen könne die Flughafengesellschaft FFHG dann von Rheinland-Pfalz und dem bisherigen Mitgesellschafter Hessen an die neuen Eigentümer gehen.

Zu den abschließenden Bedingungen gehört auch die Verabschiedung eines Gesetzes zum Verkauf des Flughafens. Die Arbeit daran habe bereits begonnen, sagte Lewentz.

Von den zuletzt noch drei verbliebenen Bietern habe ADC/HNA den höchsten Kaufpreis geboten, sagte Jonas. Der Kaufpreis sei positiv, auch nach Abzug des Gesellschafterdarlehens. Ein Scheitern wie im Sommer vergangenen Jahres werde es nicht geben, weil der Vertrag erst unterschrieben werde, wenn das Geld auf dem Konto eingetroffen ist.

Bei den nun unerlegenen Bietern soll es sich um das US-chinesische Konsortium Henan American Machinery und die kasachische MG Holding handeln. Ein Bieter soll die geforderte Sicherheitsleistung zurückerhalten, der Bieter mit dem zweitbesten Angebot könnte theoretisch noch zum Zuge kommen.

Die Bietergemeinschaft ADC/HNA hat nach Angaben des Beraters erklärt, dass 51 Prozent der Gesellschaft an HNA und 49 Prozent an ADC gehen sollen. Der neue Käufer werde als glaubwürdig eingeschätzt. Jonas verwies darauf, dass HNA der größte Anbieter von Bordverpflegung und von Flughafen-Management-Dienstleistungen sei. HNA wolle wöchentlich jeweils drei Passagier- und drei Frachtflüge zwischen dem Flughafen Hahn und China einrichten.

Während des gesamten Verkaufsprozesses habe es einen engen Kontakt zur EU-Kommission gegeben, erklärte Jonas. Nun sei geplant, dass ADC/HNA der EU einen Business-Plan vorlege. Dies ist Voraussetzung, um auch weiter Betriebsbeihilfen zu bekommen, die bis 2024 möglich sind.

Die ADC begrüßte die Entscheidung. "Wir haben das erhofft und auch ein bisschen erwartet, weil wir denken, dass wir das für den Flughafen sinnvollste und nachhaltigste Konzept haben", sagte ADC-Geschäftsführer Siegfried Englert. Er ist ein ehemaliger rheinland-pfälzischer Wirtschaftsstaatssekretär. Die ADC sei sehr daran interessiert, den Flugbetrieb auf dem Hahn weiterzuentwickeln. "Wenn wir das jetzt zu einem positiven Abschluss bringen, könnte das zu einem guten Ende kommen, auch für die Region", sagte Englert.

Der zunächst geplante Verkauf an die Shanghai Yiqian Trading (SYT) war im Juli vergangenen Jahres geplatzt, weil das chinesische Unternehmen mit einer Teilzahlung für Grundstücke im Verzug war und laut Ministerium einen gefälschten Bankbeleg vorgelegt hatte. Die zunächst für den Verkaufsprozess beauftragte Beratergesellschaft KPMG hatte für den Verkauf grünes Licht gegeben. Sie hatte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD ) vorgeworfen, dass sie auf die Gesellschaft Zeitdruck ausgeübt und sich über Bedenken hinweggesetzt habe. Dreyer hatte Fehler eingeräumt, aber den Vorwurf zurückgewiesen, persönlich Zeitdruck ausgeübt zu haben. Im Juli überstand sie im Landtag ein Misstrauensvotum der CDU-Opposition.

Meinung:

Die zweite Chance

Von SZ-Redakteur Volker Meyer zu Tittingdorf

Im zweiten Anlauf könnte der Verkauf des Flughafens Hahn nun wirklich klappen. Aus den Fehlern vom vergangenen Sommer scheint die rheinland-pfälzische Landesregierung gelernt zu haben. Doch damit ist die Zukunft des Airports und der rund 2000 davon abhängigen Arbeitsplätze noch lange nicht gesichert. Auch für einen privaten Betreiber ist es eine gigantische Ausgabe, die hochdefizitäre Flughafengesellschaft in schwarze Zahlen zu führen. Das dürfte um so besser gelingen, je mehr die chinesischen Partner selbst Fluggeschäft in den Hunsrück bringen. Ob die Kaufinteressenten dies beabsichtigen oder ganze andere Ideen haben, um die Auslastung am Hahn zu erhöhen, ist aber offen. Immerhin gibt es aber begründete Hoffnung, dass es zumindest vorerst weitergeht.

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