Neunkirchen Ein versteckter Hightech-Spezialist

Neunkirchen · Neways aus Neunkirchen arbeitet im Hintergrund. Doch ohne die Elektronikbauteile würden viele Geräte nicht funktionieren.

 Michael Berger, Geschäftsführer von Neways in Neunkirchen, freut sich über eine gute Auftragslage.

Michael Berger, Geschäftsführer von Neways in Neunkirchen, freut sich über eine gute Auftragslage.

Foto: Rich Serra

Man könnte die Produkte der Firma Neways als bescheiden bezeichnen. Oder als Verkleidungskünstler. Denn nie kommen sie unter ihrem eigenen Namen daher. Mal tragen sie einen Stern, mal ein BMW-Logo. Sie stecken in den Backautomaten bei Aldi und in den Steuergeräten des Türenherstellers Hörmann. Der Markenname Neways bleibt im Hintergrund: „Wir sind ein Zweite-Reihe-Zulieferer, produzieren also für Zulieferer, die unsere Produkte dann integrieren und unter ihrem Namen verkaufen“, sagt Michael Berger, Geschäftsführer des Neunkircher Hightech-Spezialisten.

Elektronische Baugruppen für die Automobilbranche und die Industrie stellt das Werk in Neunkirchen her, das zum holländischen Neways-Konzern gehört, einem Spezialisten in diesem Feld. Und das durchaus erfolgreich, wie die jüngste Expansion im Gewerbegebiet König in Neunkirchen zeigt: Vor wenigen Wochen hat Neways neue Produktions- und Büroflächen eingeweiht. 1000 Quadratmeter sind dazugekommen, insgesamt hat das Werk mit seinen 220 Mitarbeitern nun 5500 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Auch eine neue Produktionslinie soll demnächst montiert werden. Drei Millionen Euro nimmt das Unternehmen dafür in die Hand. Berger zufolge war die Investition aber auch dringend notwendig: „Das Auftragsvolumen ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen“, sagt er. „Und auch für die Zukunft sieht die Auftragslage sehr gut aus.“ Schon in wenigen Monaten werde die erweiterte Produktion ausgelastet sein, glaubt er.

Elektronische Bauteile sind aus der modernen Welt nicht mehr wegzudenken. Sie stecken eigentlich in fast jedem Gerät. Ohne sie läuft kein Computer, kein Handy, aber eben auch kein Auto, keine Waschmaschine, fährt kein Aufzug. Und jede Baugruppe sei in der Entwicklung letztlich eine Einzelanfertigung, sagt Berger: „Wenn ein Kunde zu uns kommt, stellt er seine Anforderungen vor und fragt uns, ob wir sie umsetzen können“, sagt Berger. Vor allem die Größe sei dabei ein Thema: „Baugruppen werden seit Jahren immer kleiner“, sagt Berger.

Der aufwändigste Teil ist entsprechend auch die Entwicklung: Wo müssen welche Leiterbahnen auf der Platine liegen, wo kann welches Bauteil sitzen? Und wie lässt sich noch mehr Platz sparen? Zwar gebe es einige Standards für bestimmte Funktionen, doch letztlich müsse der Aufbau einer Platine jedes Mal komplett neu konzipiert werden. Und natürlich muss es am Ende auch wie vom Kunden gewünscht funktionieren. Dafür gibt es, ebenfalls bei Neways, umfangreiche Testmöglichkeiten.

Nicht immer wird ein Bauteil komplett neu erfunden, häufig würden auch Weiterentwicklungen geordert. Mal kann das sein, weil nur Einzelelemente einer Maschine getauscht werden, mal sind aber auch bestimmte Ersatzteile einfach nicht mehr am Markt zu bekommen. „Wir bieten alles an, von der Entwicklung bis hin zur Produktion“, sagt Berger. Planung und Produktion sind am gleichen Standort angesiedelt. An drei Produktionslinien werden Platinen mit miniaturisierten Widerständen, Potentiometern, Chips oder Dioden bestückt, werden in Öfen verlötet, teilweise auch mit schützendem Lack überzogen. Und jedes einzeln per Sichtkontrolle, aber auch technisch auf seine Funktion überprüft. Schon optische Mängel wie beispielsweise ein Lötfehler machen aus einem Bauteil Ausschuss.

Obwohl die Stückzahlen auch schon mal in die Millionen gehen können, ist Neways nicht im Massenmarkt unterwegs. Im großen Markt der Handy-Baugruppen beispielsweise mische das Unternehmen nicht mit, sagt Berger. Der sei viel zu umkämpft und fest in asiatischer Hand. In der Autoindustrie dagegen ist das Neunkircher Unternehmen auch in Zukunftsbereichen aktiv. So stammen beispielsweise mehrere Baugruppen im E-Transporter der Post, dem Street-Scooter, aus Neunkirchen.

Seit 18 Monaten führt Berger das Werk in Neunkirchen, und er zeigt sich begeistert von der Mitarbeiterbindung im Unternehmen: „Die Fluktuation hier geht gegen null“, sagt er. Viele Mitarbeiter seien bereits seit 40 Jahren dabei, und wenn er Veränderungen plane, kämen die besten Ideen aus der Mitarbeiterschaft. Und auch der Fachkräftemangel sei bisher kein Thema: „Das geht über Mund-zu-Mund-Propaganda.“ Inwiefern mit der neuen Produktionsanlage auch neue Mitarbeiter eingestellt würden, könne er aktuell aber noch nicht sagen.

Zwei Werke und einen Entwicklungsstandort hat Neways in Deutschland. Außerdem mehrere Fertigungsstätten in den Niederlanden, der Slowakei und Tschechien. Neunkirchen spiele dabei aber eine entscheidende Rolle: „Vom Umsatz her sind wir das drittgrößte Werk des Konzerns“, sagt Berger. Im vergangenen Jahr hat die Gruppe einen Umsatz von 439 Millionen Euro erzielt. Genaue Zahlen für Neunkirchen weist die Unternehmensgruppe nicht aus.

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