Energiekrise Strohpellets: Lohnt sich der Kauf einer Heizung für das Eigenheim?

Service · Während sich die Gaskrise weiter zuspitzt, schauen sich Kunden nach Heizalternativen um. Vor allem Strohpellets sind günstig. Aber lohnt sich die Anschaffung einer Stroh-Heizung wirklich?

 Pellets zum Verbrennen in Kaminöfen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit (Symbolfoto).

Pellets zum Verbrennen in Kaminöfen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit (Symbolfoto).

Foto: Gerhard Seybert - stock.adobe.co/Gerhard Seybert, Medien & Presse

Im Angesicht des kommenden Winters mehren sich die Horrorprognosen: Millionen Menschen in Deutschland würden ihre Heizkosten nicht mehr zahlen können, warnte etwa der Deutsche Mieterbund (dmb). Finanzminister Christian Linder sieht ohne steuerliche Erleichterungen gar den sozialen Frieden im Lande gefährdet. Die an der Börse um das Siebenfache gestiegenen Gaspreise werden früher oder später auf die Endkunden umgelegt werden. Glücklich sind jene Immobilien-Besitzer, die in Zeiten der Energiekrise auf einen klassischen Kaminofen zurückgreifen können. Neben Holzpellets ist vor allem ein Heiz-Rohstoff ist derzeit in aller Munde: Strohpellets.

Energiekrise: Heizen mit Stroh als Alternative zu Öl, Gas und Holz?

Umweltfreundlich und nachhaltig soll die Energie der Zukunft sein. Wenn die Heizmethode zusätzlich günstig ist, steht einer Empfehlung nichts mehr im Weg. Zumindest das Attribut Nachhaltigkeit kann den Strohpellets bedenkenlos zugeschrieben werden.

Der nachwachsende Rohstoff wird aus Getreidestroh produziert. Hierfür wird das Material unter hohem Druck zu kleinen Rund- oder Zylinderkörpern gepresst wird. In der Regel sind die handlichen Strohpellets wenige Zentimeter lang und knapp einen Zentimeter dick.

Wegen ihrer hervorragenden Saugfähigkeit wurden Strohpellets bislang vorwiegend als Einstreu in Haus- und Nutztierställen verwendet. Doch mit den explodierenden Energiekosten drängt zunehmend Heiz-Nutzung der Bio-Pellets in den Vordergrund. Denn sie verfügen über ausgezeichnete Eigenschaften als Brennstoff und sind günstiger als Gas, Öl oder gar Holzpellets.

Vorteile beim Heizen mit Strohpellets

Mit einem Heizwert von knapp 5000 Kilowatt pro Tonne liefern Strohpellets beim Verbrennen ausreichend Energie. In Kombination mit modernen Öfen können sie beim Beheizen von Gebäuden locker mit Öl und Gas mithalten. Daneben sprechen weitere Vorteile für das Heizen mit Strohpellets:

  • Nachhaltigkeit: Im Unterschied zu Holz müssen die Pflanzen zur Gewinnung von Strohpellets nicht über einen langen Zeitraum wachsen. Der Rohstoff fällt als landwirtschaftliches Nebenprodukt an und wird dort für gewöhnlich in Kombination mit Mist als Dünger verwendet.
  • Keine saisonale Einschränkung: Gegenüber der Solarenergie, deren Heizwärme lediglich bei entsprechender Sonneneinstrahlung genutzt werden kann, ist das Heizen mit Strohpellets wetterunabhängig möglich.
  • Günstige Preise: Rohstoffe, die in großen Mengen vorhanden sind, weisen erwartungsgemäß eine hohe Preisstabilität auf. Zudem gelten die Strohpellets als verhältnismäßig preiswerte Alternative zu Heizöl und Gas. Beim Online-Händler Agraventa werden 201 Euro pro Tonne veranschlagt. Holzpellets können je nach Marktlage durchschnittlich viermal so teuer sein.
  • Einfache Lagerung: Ein weiterer Vorteil des gepressten Strohs ist die Lagerung. Die kleinen Pellets nehmen im Gegensatz zu Holzpellets nur wenig Platz ein, etwa 150 kg pro Kubikmeter. Damit weisen Strohpellets eine geringere Schüttdichte als ihre Pendants aus Holz auf.
  • Geringer Energieaufwand: Dieser ist für die Strohpellets-Herstellung mit rund drei Prozent des Energiegehalts gering. Demgegenüber liegt der Energieaufwand von Holz und Heizöl bei bis zu zwölf oder 17 Prozent.

So funktionieren Heizungen mit Stroh

Stroh-Heizungen, die Pellets verbrennen, lassen sich auch in kleinen Einfamilienhäusern einsetzen. Im Gegensatz zu betrieblichen Biomassekesseln kommen hier nur kleinere Stroh-Heizungen zum Einsatz. Deren Kessel sind auf die Eigenschaften der Brennstoffe abgestimmt und laufen vollautomatisch.

Das heißt, die Heizung bezieht die Strohpellets aus einem Behälter, verfeuert diese und leitet die Asche dann in einen entsprechenden Behälter. Dabei schützt ein beweglicher Rost vor Verstopfung durch die anfallende Schlacke.

Übrigens: Wärmepumpe, Pellets, Erdgas, Fernwärme: Welche Heizung lohnt sich?

Nachteile beim Heizen mit Strohpellets

Um eine energieeffiziente Verbrennung zu gewährleisten, sollten für das Eigenheim ausschließlich zugelassene Stroh-Heizungen verwendet werden. Hier liegt auch der Knackpunkt beim Heizen mit Strohpellets:

  • Hohe Anschaffungskosten: Für ein Einfamilienhaus mit knapp 150 Quadratmeter Wohnfläche fallen mindestens 15 000 Euro Investitionskosten an.
  • Keine staatliche Förderung: Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert lediglich Holzpellet-Heizung mit mindestens 35 Prozent Zuschuss. Beim Tausch gegen eine alte Ölheizung dürfen sich Hausbesitzer gar auf eine staatliche Beteiligung von mindestens 45 Prozent freuen. Wohingegen es für die Anschaffung einer Strohpellet-Heizung keine finanzielle Unterstützung gibt. Ob Holzheizungen weiterhin staatlich gefördert werden, ist aber fraglich. Derzeit fordert das Umweltbundesamt eine Abschaffung der Subventionen für Holzheizungen.
  • Hohe Feinstaubemissionen: Im Gegensatz zu Holzpellets hat der Brennstoff aus Stroh einen hohen Kalium- und Chlorid-Anteil. Dadurch werden beim Verbrennungsprozess die Grenzwerte für Staub oftmals überschritten.

Fazit: Insgesamt halten sich die Vor- und Nachteile beim Heizen mit Stroh die Waage. Vor allem für Landwirte sind Strohpellets effektiver und preiswerter als andere Bioanlagen, da sie den Heizrohstoff meist selbst herstellen. Wer großflächig Getreide anbaut, hat zwangsläufig genug Stroh, um dieses auch zum Heizen zu benutzen. Solange der Staat jedoch ausschließlich Heizungen für Holzpellets fördert, bleibt die Anschaffung einer Stroh-Heizung für das Eigenheim preislich weniger attraktiv.

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