Mehrere Freischleppversuche gescheitert Havarie im Suez-Kanal führt zu Lieferverzögerungen

Suez · Die Befreiungsversuche für den im Suez-Kanal auf Grund gelaufenen Riesenfrachter „Ever Given“ werden verstärkt. Am Sonntagmorgen trafen zwei weitere schwere Schlepper in Suez ein, wie Satellitendaten von Marinetraffic zeigten.

 Die knapp 400 Meter lange „Ever Given“ bockiert weiter den Suez-Kanal.

Die knapp 400 Meter lange „Ever Given“ bockiert weiter den Suez-Kanal.

Foto: dpa/Uncredited

Die niederländische „Alp Guard“ und die italienische „Carlo Magno“ sollten helfen, das Containerschiff freizuschleppen, das seit Dienstag eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt blockiert.

Der Suez-Kanal verkürzt die Fahrstrecke für Handelsschiffe zwischen Asien und Europa um mehrere Tausend Kilometer. Durch die künstliche Wasserstraße zwischen Mittelmeer und Rotem Meer laufen zehn Prozent des Welthandels. An den Kanalzufahrten stauten sich am Sonntag mehr als 320 Schiffe.

Weil das Ende der Havarie nicht absehbar war, begannen Reedereien, ihre Frachter um das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas herumfahren zu lassen. Das größte Schifffahrtsunternehmen der Welt, die dänische Reederei Moller-Maersk kündigte an, wegen der längeren Routen würden sich Lieferungen um drei bis sechs Tage verzögern.

Die knapp 400 Meter lange und 59 Meter breite „Ever Given“ war am Dienstag rund sechs Kilometer von der südlichen Zufahrt zum Kanal entfernt auf Grund gelaufen und hat sich zwischen den Ufern verkeilt. Bei den Befreiungsversuchen mit zehn Schleppern gab es am Samstag nur einen kleinen Fortschritt. Spezialisten seien ein wenig damit vorangekommen, das Heck der „Ever Given“ freizubekommen, teilte der Kanaldienstleister Leth Agencies mit. Am Sonntag sollte es bei Flut zwei weitere Versuche geben. Außerdem sollten weiter Sand und Schlamm unter dem Schiff abgesaugt werden.

Der Leiter der ägyptischen Kanalbehörde, Osama Rabei, räumte am Samstag ein, er könne nicht sagen, wann die „Ever Given“ wieder flott sei.„Der Sonntag ist ganz entscheidend“, sagte ein Kanallotse. Er werde zeigen, wie es weitergehe. „Der nächste Schritt umfasst höchstwahrscheinlich die zumindest teilweise Entladung des Schiffes.“

Der Chef der niederländischen Bergungsfirma Boskalis, Peter Berdowski, erläuterte, Spezialisten setzten auf eine Kombination aus schweren Schleppern, Saugbaggern und der Springflut, die wegen des Vollmonds bis zu 50 Zentimeter höher sein werde als normal. Der Bug der „Ever Given“ habe sich fest in den lehmigen Ufersand gebohrt, am Heck sei es weniger schlimm. Dort könne man ansetzen. „Wir hoffen, dass die Kombination aus den Schleppern, die wir dort haben werden, mehr weggebaggertem Grund und der Flut ausreichen wird, um das Schiff irgendwann Anfang nächster Woche freizubekommen“, sagte Berdowski. Falls das nicht reiche, müssten Hunderte Container abgeladen werden. Ein Kran dafür sei bereits unterwegs.

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