Vernichtete Retouren Grüne nehmen Amazon & Co. ins Visier

Berlin · Die Partei fordert ein Verbot für den Versandhandel, zurückgeschickte Waren zu vernichten.

 Etwa jedes sechste im Internet bestellte Paket wird wieder zurückgeschickt.

Etwa jedes sechste im Internet bestellte Paket wird wieder zurückgeschickt.

Foto: dpa/Peter Steffen

Online-Versandhändlern wie Amazon, Otto und Co. sollte nach Ansicht der Grünen verboten werden, von Kunden zurückgeschickte neuwertige Waren zu vernichten. „Wir erleben eine Perversion der Wegwerfgesellschaft“, sagte Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt der Funke-Mediengruppe. Hier sei der Staat gefordert. Bei den Retouren handele es sich oftmals um neuwertige Produkte, die voll funktionsfähig seien und höchstens einen Kratzer hätten. Die Politikerin schlug vor, zurückgeschickte Produkte, die nicht mehr in den Verkauf könnten, zu verschenken – etwa über Sozialkaufhäuser.

Greenpeace betonte, man fordere bereits seit der Enthüllung der gängigen Vernichtungspraxis des Handels im Sommer 2018 ein umfassendes Ressourcenschutzgesetz von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). Dieses sollte neben einem Verbot der Vernichtung neuwertiger beziehungsweise voll funktionstüchtiger Konsumgüter etwa auch die steuerliche Förderung von Reparaturleistungen beinhalten.

Wirtschaftswissenschaftler der Universität Bamberg haben ermittelt, dass die Bundesbürger bei Bestellungen im Internet jedes sechste Paket wieder zurückschicken. Im vergangenen Jahr sind das demnach 280 Millionen Pakete und 487 Millionen Artikel gewesen. Bei Kleidung und Schuhen geht sogar fast die Hälfte der Pakete zurück an den Absender, wie die Forscher Ende April mitteilten.

Die Retouren belasten durch das zusätzliche Transportaufkommen das Klima, die Kosten müssen einerseits die Kunden durch höhere Marktpreise tragen, andererseits erzielen die E-Commerce-Händler geringere Margen. Nach Erkenntnis der Forscher landen rund vier Prozent der zurückgeschickten Artikel im Müll. Immerhin gut 79 Prozent werden direkt wieder als A-Ware verkauft, weitere 13 Prozent als B-Ware, so die Forscher.

Marktführer Amazon erklärte dazu, die überwiegende Mehrheit der zurückgegebenen Produkte käme erneut in den Verkauf, gehe an Lieferanten zurück oder werde je nach Zustand an gemeinnützige Organisationen gespendet. In bestimmten Fällen könnten Produkte weder weiterverkauft noch gespendet werden, etwa aus Sicherheits- oder Hygienegründen. „Wir arbeiten hart daran, diese Zahl auf Null zu bringen“, betonte das Unternehmen.

(dpa)
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