Fleischer, Metzger und Co. Grüne wollen mehr Förderung des Lebensmittelhandwerks

Saarbrücken · Saar-Grünen-Chef Tressel fordert von der Landesregierung eine stärkere Unterstützung regionaler Betriebe und mehr Engagement Bürokratieabbau.

 Die Zahl der Landmetzgereien geht seit Jahren immer weiter zurück, zeigt die Statistik.

Die Zahl der Landmetzgereien geht seit Jahren immer weiter zurück, zeigt die Statistik.

Foto: picture alliance / dpa/Maurizio Gambarini

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete und Saar-Grünen-Chef Markus Tressel setzt sich für den Erhalt des regionalen Lebensmittelhandwerks ein. Die Zahl der Betriebe bei den Bäckern und Fleischern sei seit Jahren rückläufig, merkt Tressel an. Zwischen 2008 und 2016 sei die Anzahl der Bäckereien und Fleischereien um 30 Prozent rückläufig. Das sei zwar ein deutschlandweiter Trend, dadurch aber nicht weniger bedrohlich für die regionale Vielfalt.

„Es ist höchste Zeit, dass die Landesregierung handelt und das regionale Lebensmittelhandwerk stärkt“, fordert Tressel in diesem Zusammenhang. Handlungsmöglichkeiten für die Landesregierung sieht der Grünen-Politiker auf mehreren Feldern. So könne die Regierung beispielsweise die Benachteiligung kleiner Betriebe bei Förderungen auf die Agenda setzen und beim Bund darauf drängen, hier Ungerechtigkeiten zu beseitigen. So stößt es Tressel unter anderem sauer auf, dass stromintensive Großbäckereien von der Ökostrom-Umlage befreit werden können, während kleine Bäckereien voll belastet werden. Und auch beim Förderprogramm „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) seien kleine, nur regional produzierende Unternehmen ausgeschlossen.

Ein weiterer Vorstoß Tressels betrifft die überbordende Bürokratie, die vor allem kleine Unternehmen stark belaste: Berichts- und Statistikpflichten müssten „systematisch überprüft und verschlankt werden, um das rechte Maß zwischen erforderlicher Transparenz und Regulierung zu finden“.

Aus Sicht von Jörg Kleinbauer, Landesinnungsmeister der Saarländischen Bäckerinnung, wäre ein solcher Bürokratieabbau auch der wichtigere Punkt. „Über eine finanzielle Förderung freut sich natürlich jeder Betrieb. Doch häufig sind diese Förderungen auch mit Bürokratieauflagen verbunden“, sagt Kleinbauer. Und gerade unter der überbordenden Bürokratie leide das Lebensmittelhandwerk besonders. Kleinbauer nennt nur die diversen europäischen Verordnungen, die auch für das Bäckerhandwerk gelten. So muss der Betrieb bei den Backwaren nicht nur die Stoffe, die Allergien auslösen können, veröffentlichen, sondern beispielsweise bei abgepackten Plätzchen auch noch eine Nährwerttabelle abdrucken. „Das ist für eine kleine Bäckerei kaum noch zu bewältigen“, sagt Kleinbauer.

Wie problematisch gerade dieses Feld ist, zeigt eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen. Die Frage nach der Zahl der in den vergangenen fünf Jahren eingeführten oder veränderten Vorschriften für das Lebensmittelhandwerk könne aufgrund der Vielzahl an relevanten Vorschriften nur in Auszügen beantwortet werden, teilte die Bundesregierung mit. „Hier wäre dringender Handlungsbedarf“, sagt Kleinbauer. Bei finanziellen Förderungen sieht Markus Strauß, Geschäftsführer der Fleischerinnung im Saarland, die Möglichkeiten, Betriebe mit Mitteln aus den Programmen für die Förderung des ländlichen Raums zu unterstützen. Denn letztlich seien gerade die ländlichen Metzgereien ebenso wie Dorfläden wichtige Treffpunkte und Kommunikationsräume. Fallen sie weg, leidet letztlich auch das Dorfleben.

Die saarländische Handwerkskammer (HWK) begrüßt Tressels Vorstoß: „Handwerkliche Vielfalt bereichert die Regionen und schafft Arbeitsplätze für junge Menschen“, sagte Kammer-Sprecher Dietmar Henle. Vor allem der von Tressel geforderte Bürokratieabbau sei wichtig, um kleine Betriebe zu entlasten.

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