Grubes scheinbar gute Zahlen

Berlin · Der Bahnchef sonnt sich im Glanz guter Zahlen. Doch der Ertrag im Inland bleibt mau, die Dividende für den Bund steigert die Schuldenlast. Gleichzeitig muss der Konzern kräftig in die Qualität investieren.

 Bahnchef Grube präsentierte gestern auch den neuen ICE 4, der ab Herbst fahren soll. Foto: Stache/dpa

Bahnchef Grube präsentierte gestern auch den neuen ICE 4, der ab Herbst fahren soll. Foto: Stache/dpa

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Es ist Dienstagabend, 19.39 Uhr auf Gleis 1 in Mannheim. Der ICE nach Saarbrücken und Paris fährt nicht. Stattdessen nur eine kurze Ansage: "Der Zug fällt heute aus." Gründe werden nicht genannt. Reisende sollen an den Service-Schalter kommen. Viele Franzosen sind irritiert, verstehen die Ansage nicht. Warum es in Mannheim für solche Fälle keine Ansagen in Französisch und Englisch gibt, bleibt offen. Auch Service-Personal ist auf dem Bahnsteig nicht zu sehen. Am Service-Point wird versucht, Hotels oder Verbindungen zu vermitteln. Nach Paris fährt kein Zug mehr. Viele quälen sich mit Koffern in die völlig überfüllte Regionalbahn nach Kaiserslautern mit Anschluss nach Saarbrücken. Etwas zu trinken oder zu essen gibt es auf dem weiten Weg in der Regionalbahn nicht. Der Zugausfall hatte einen nachvollziehbaren Grund. Nach SZ-Recherchen kam es auf der Strecke zu einem Notarzt-Einsatz, der für so viel Verspätung sorgte, dass die SNCF den Zug nicht mehr auf die französische Hochgeschwindigkeitstrasse lassen wollte. Nur: Warum teilt man Reisenden keine Gründe mit? Das wäre Service. Ralf Damde, Landeschef der Eisenbahner- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), betont: "Wir haben auch keine Ersatzzüge mehr: weder in Mannheim, noch in Saarbrücken." Die Bahn halte keine Ersatzzüge mehr vor. Es stünden auch kurzfristig weder Loks, noch Zugbegleiter zur Verfügung. An Zugausfälle müsse man sich gewöhnen. "Es gibt für solche Fälle keinen Plan B", so Damde.

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Hintergrund Die Deutsche Bahn will spätestens 2025 vollautomatische Züge auf die Schiene setzen. "Das ist keineswegs als Kampfansage an die Lokführer zu verstehen", betonte Bahn-Chef Rüdiger Grube . Das vollautomatische Fahren auf der Schiene biete "viele Chancen, das Berufsbild des Lokführers weiter aufzuwerten". Auf der Schiene sind in vielen Städten weltweit bereits U-Bahnen und Metros ohne Fahrer unterwegs. afp

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