Griechen protestieren gegen neue Spar-Runde

Athen · Die Gewerkschaften laufen in Griechenland Sturm gegen neue Spar-Zumutungen. Sie haben auch eine Botschaft an Kanzlerin Merkel.

Ein von den Gewerkschaften in Griechenland ausgerufener 24-stündiger Generalstreik hat das Land gestern zu einem großen Teil lahmgelegt. Tausende Menschen gingen auf die Straßen und demonstrierten gegen die seit mehr als sieben Jahre dauernde Sparpolitik. "Wir verelenden", hieß es auf Transparenten. Die Seeleute streikten bereits den zweiten Tag in Folge, und erneut verließ kein Fährschiff den Hafen Piräus in Richtung der Inseln. Dutzende Flüge mussten gestrichen oder verschoben werden, und für die Krankenhäuser galten Notdienste. Auch Staatsbedienstete und viele Lehrer nahmen am Streik teil. Die Streiks richten sich gegen neuerliche Rentenkürzungen und Steuererhöhungen, über die das Parlament heute abstimmt. Im Gegenzug soll Griechenland von der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) neue Kredite erhalten. Das Geld benötigt das Land vor allem, um frühere Schulden zurückzuzahlen.

Polizeigewerkschafter entfalteten ein riesiges schwarzes Banner auf dem Lykabettos-Hügel oberhalb von Athen. Darauf war auf Deutsch und auf Griechisch an die Adresse der Regierungschefs Angela Merkel (CDU) und Alexis Tsipras (Syriza) zu lesen: "Was ist das Leben eines Polizisten wert?" Merkel und ihr Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) gelten in Griechenland als diejenigen, die zu immer neuen Sparmaßnahmen drängen. Allein die Steuererhöhungen bedeuteten den Verlust von anderthalb Monatsgehältern. Die griechischen Renten wurden seit Beginn der Krise im Jahr 2010 bereits 13 Mal gekürzt.

Tsipras und Merkel telefonierten in dieser Woche und sprachen über Griechenlands Schulden. Beide hätten sich darauf geeinigt, dass eine Lösung des Problems bei der nächsten Sitzung der Eurogruppe am 22. Mai "notwendig" und auch "möglich" sei, hieß es aus Tsipras' Büro. Der Schuldenberg beträgt rund 315 Milliarden Euro, das sind 179 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Die Regierung verspricht sich von den Sparmaßnahmen Einnahmen in Höhe von 4,5 Milliarden Euro. Als Gegengewicht zu den Maßnahmen sind Initiativen zur Ankurbelung der Wirtschaft sowie gegen Armut vorgesehen.

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