US-Sanktionen Huawei gibt es bald ohne Google-Dienste

Washington/Mountain View · Der chinesische Handy-Hersteller wird wegen der US-Sanktionen nicht mehr mit Googles Betriebssystem Android ausgestattet.

 Huawei-Smartphones bleiben von Google-Diensten wie dem Play-Store abgeschnitten. Die Folgen sind noch offen.

Huawei-Smartphones bleiben von Google-Diensten wie dem Play-Store abgeschnitten. Die Folgen sind noch offen.

Foto: dpa/Andre M. Chang

US-Präsident Donald Trump hat Huawei von wichtiger Technik abgeschnitten – und auch Smartphone-Nutzer im Westen werden das zu spüren bekommen. Wegen der Sanktionen wird Huawei zukünftige Smartphone-Modelle nicht mehr mit vorinstallierten Google-Diensten verkaufen können, was die Verkaufsaussichten in Europa drastisch verschlechtert.

Mit den US-Sanktionen verliert der zweitgrößte Smartphone-Hersteller auch den Zugang zu Chips aus dem Westen. Große Halbleiteranbieter wie Qualcomm, Broadcom und Xilinx hätten ihren Mitarbeitern mitgeteilt, dass Huawei bis auf weiteres nicht beliefert werde, berichtete der Finanzdienst Bloomberg.

Google ist für Huawei ein wichtiger Partner, weil bei dem Internet-Riesen das Mobil-Betriebssystem Android entwickelt wird, mit dem auch die Smartphones des chinesischen Konzerns laufen. Die fertigen Versionen des Systems werden mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung im Android Open Source Project (AOSP) quelloffen allen zur Verfügung gestellt. Zwar kann auch Huawei mit diesem System arbeiten, allerdings ohne die angeschlossenen Google-Dienste.

Außerhalb Chinas werden allerdings fast nur Android-Smartphones mit integrierten Google-Diensten wie GMail, Google Maps oder der App-Plattform Google Play Store verkauft. Diese Android-Version ist nicht frei zu erhalten, sondern muss bei Google lizenziert werden. Damit würde das zukünftige Smartphone-Geschäft von Huawei nach einem Ende der Zusammenarbeit mit Google außerhalb des chinesischen Marktes massiv behindert. In China sind Google-Dienste ohnehin nicht verfügbar.

Google erklärte am Montag, man halte sich an die Anordnungen der US-Regierung und prüfe die Folgen. Zugleich betonte das Unternehmen, dass es für Nutzer bestehender Huawei-Smartphones keine Einschränkungen bei der Nutzung der Download-Plattform Google Play und der Sicherheitsfunktion Google Play Protect, die bösartige Anwendungen herausfiltert, geben werde. Huawei betonte, alle bereits verkauften oder in Lagern vorgehaltenen Telefone würden weiterhin mit Sicherheitsupdates und Diensten versorgt.

Auch die Chip-Lieferungen aus den USA sind wichtig für Huawei. Der chinesische Konzern entwickelt zwar eigene Prozessoren und Modems für einige Modelle seiner Smartphones, bezieht aber Chips für einen Teil der Telefone von Qualcomm. Bei seiner Netzwerktechnik ist Huawei noch viel stärker auf Chips aus den USA angewiesen. Die Firma habe aber in Vorbereitung auf mögliche US-Sanktionen bereits Halbleiter für mindestens drei Monate eingelagert, berichtete Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen.

Der deutsche Chip-Anbieter Infineon liefert vorerst keine in den USA hergestellten Produkte mehr an Huawei. Berichte, wonach Infineon sämtliche Chip-Lieferungen an den Konzern eingestellt habe, wies ein Sprecher zurück: „Nach heutigem Stand“ unterliege ein Großteil der Produkte, die Huawei von Infineon beziehe, nicht den amerikanischen Export-Kontrollbestimmungen.

Die US-Regierung hatte Huawei und zahlreiche Tochtergesellschaften vergangene Woche auf eine schwarze Liste von Unternehmen gesetzt, deren Geschäftsbeziehungen zu US-Partnern strengen Kontrollen unterliegen. Den Weg dafür hatte US-Präsident Donald Trump freigemacht, indem er einen Nationalen Notstand in der Telekommunikation ausrief. Huawei wird von den US-Behörden verdächtigt, seine unternehmerische Tätigkeit zur Spionage für China zu nutzen. Beweise dafür wurden bislang nicht öffentlich gemacht. Auch in deutschen Sicherheitsbehörden wurden Bedenken gegen einen Einsatz von Huawei-Technik laut.

(dpa)
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