Expertinnen beraten Gas, Pellets, Wärmepumpe? Worauf Sie jetzt bei der Wahl einer Heizung achten sollten

Saarbrücken · Pellets, Gasheizung, Wärmepumpe, Brennstoffzellen: Zahlreiche Fragen stellten die SZ-Leser bei der Telefonaktion „Welche Heizung für mein Haus“. Expertinnen der Verbraucherzentrale standen Rede und Antwort.

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Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Bei der SZ-Telefonaktion „Welche Heizung für mein Haus?“ beantworteten Christine Mörgen und Cathrin Becker, Energieberaterinnen der Verbraucherzentrale, die zahlreichen Fragen der Leserinnen und Leser.

Expertinnen erklären, was es beim Thema Heizung zu beachten gibt

Wird das Heizen mit Pellets weiterhin gefördert?

MÖRGEN Bei modernen Heizungsanlagen sind die Staubemissionen aus dem Verbrennungsprozess sehr gering und die CO2-neutrale Verbrennung ist gewährleistet, wenn das Brennholz aus Abfallholz gewonnen wird. Pellets und Holzhackschnitzel aus Deutschland sind zu zirka 90 Prozent Abfallstoffe aus den Sägewerken und zu zirka zehn Prozent nicht säge fähiges Rundholz. Die meisten Pellets, die in Deutschland verkauf werden, stammen aus Deutschland und seinen Nachbarländern. Momentan werden bundesweit zirka 2,7 Millionen Tonnen Pellets verfeuert, was in etwa zehn Prozent der verfügbaren Menge an Sägenebenprodukten und nichtsägefähigem Rundholz entspricht. Daraus ist ersichtlich, dass die Verbrennung von Pellets weiterhin als CO2-neutral zu betrachten sein wird. Daher befürchten wir nicht, dass es zu einem Verbot oder Ende der Förderung kommt. Beim Austausch der Heizung ist darauf zu achten, dass ausreichend Platz für die Pelletheizung und genügend trockener Lagerraum zur Verfügung stehen.

Wie kann ich meine Gasheizung erweitern und mich dadurch etwas unabhängiger vom Gas machen?

MÖRGEN Dazu sind die verschiedenen Möglichkeiten einer Hybridheizung geeignet. Hierbei wird die Gasheizung mit einer Heizung auf Basis erneuerbarer Energien gekoppelt. Das können sein: Thermische Solaranlagen einer gewissen Größe zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung, Wärmepumpen zur Unterstützung der Heizung, wenn das Heizen mit niedrigen Vorlauftemperaturen aufgrund etwas höherer Außenlufttemperaturen für die Wärmepumpe effizient möglich ist, oder auch Holzpelletöfen mit Wassertasche.

Ist es empfehlenswert, in meinem Haus, Baujahr 1963, eine Wärmepumpe einzubauen?

BECKER Der Einbau einer Wärmepumpe ist nur bei gut gedämmter Gebäudehülle sinnvoll, das heißt mit einem guten energetischen Niveau von Außenwand, Dach, Fenstern und Kellerdecke. Um möglichst niedrige Vorlauftemperaturen und damit eine hohe Effizienz der Wärmepumpe zu gewährleisten, sind Flächenheizungen (Fußboden- oder Wandheizung) empfehlenswert, da bei Heizkörpern und hoher Vorlauftemperatur die Leistung der Wärmepumpe unter Umständen nicht ausreicht beziehungsweise das Heizen aufgrund des zu erwartenden hohen Stromverbrauchs sehr teuer wird. Wir empfehlen in Ihrem Fall eine Wärmepumpe nur, wenn umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an Dach und Außenwand durchgeführt werden, um den Heizenergieverbrauch massiv zu senken. Zudem sollten Optimierungsmaßnahmen am Heizungssystem umgesetzt werden, zum Beispiel größere Heizflächen, hydraulischer Abgleich und so weiter.

Gas, Pellets, Wärmepumpe? Was man bei dem Kauf einer Heizung beachten muss
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Unter welchen Voraussetzungen ist die Brennstoffzellen-Technik empfehlenswert?

BECKER Die Brennstoffzellen-Heizung gehört wie das Blockheizkraftwerk zu den Strom erzeugenden Heizungen. Der benötigte Wasserstoff wird dabei aus Erdgas gewonnen. Zur Deckung der Spitzenlast wird ein Heizkessel benötigt. Die im Vergleich zu anderen Heizungssystemen höheren Anschaffungskosten müssen vor allem über die Einspeisung und eigene Nutzung des erzeugten Stroms erwirtschaftet werden. Bei niedrigem Eigenverbrauch gelingt dies meist nicht. Um ein solches System wirtschaftlich zu betreiben, sollte ein Gebäude im Idealfall einen möglichst hohen, ganzjährigen Wärmebedarf haben. Eine sinnvolle Entscheidung setzt daher eine ausreichend genaue Analyse des Wärme- und Strombedarfs und die Berücksichtigung aller Kosten (zum Beispiel jährliche Wartungskosten) und Erlöse im Einzelfall voraus.

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