Fußballverrückte Finanzprofis

Saarbrücken/Pirmasens · Mit Leisten für hochwertige Sportschuhe ist die Pirmasenser Firma Franz Martz & Söhne groß geworden. Martz wollte den perfekten Leisten. Schüler und Schwiegersohn wurde Adi Dassler, der Begründer von Adidas.

 Geschäftsführer Armin Weinsheimer (l.) mit dem Weltmeister-Schuh von 1954. Stiftungsprofi Jürgen Denne hält den Hightech-Treter von Fußball-Superstar Lionel Messi in Händen. Foto: iris maurer

Geschäftsführer Armin Weinsheimer (l.) mit dem Weltmeister-Schuh von 1954. Stiftungsprofi Jürgen Denne hält den Hightech-Treter von Fußball-Superstar Lionel Messi in Händen. Foto: iris maurer

Foto: iris maurer

Der Spruch "Schuster, bleib bei deinem Leisten" stimmt zwar oft, aber nicht immer. Er besagt, dass jeder das machen sollte, wovon er wirklich Ahnung hat. Ein Beispiel für die Ausnahme von dieser Regel ist der Pirmasenser Franz Martz mit seinen Nachfahren. Martz hatte sich vor fast 90 Jahren vorgenommen, den Leisten, die Grundlage jeden guten Schuhs, ständig zu verbessern. Das wurde ihm zur Lebensaufgabe und daraus entstand die Firma Framas (Franz Martz & Söhne ), die heute zahlreiche Komponenten rund um Hochleistungs-Sportschuhe herstellt, weltweit 3000 Mitarbeiter beschäftigt und 136 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet.

Franz Martz war auch Lehrer an der Schuhschule in Pirmasens, wo die künftigen Meister ausgebildet wurden. Irgendwann hatte er einen gewissen Adi Dassler vor sich sitzen, den späteren Adidas-Gründer. Er wurde nicht nur sein Schüler , sondern auch sein Schwiegersohn. Dassler heiratete Käthe, die Tochter von Franz Martz. Dadurch entstand nicht nur privat, sondern auch geschäftlich eine äußerst erfolgreiche Beziehung, die bis heute hält. Adidas setzte seit Anbeginn auf die Leisten von Framas. Und nachdem Deutschland 1954 Fußball-Weltmeister geworden war, - und das mit Adidas-Schuhen - gab es kein Halten mehr.

Doch die Firma Franz Martz & Söhne gibt es auch ein zweites Mal, nämlich in Saarbrücken. Sie hat mit Leisten und Schuhen nichts mehr zu tun, sondern verwaltet größere Vermögen. Sie tut das als private Treuhandgesellschaft mit Banklizenz. Die Basis dieses zweiten Standbeins war der Erfolg der Firmengruppe Framas. "Dies führte dazu, dass die Familie Martz Wohlstand anhäufte", erläutert Armin Weinsheimer, neben Patrick Jann einer der Geschäftsführer der Treuhandgesellschaft.

Unabhängige Verwaltung

Dieses Geld sollte allerdings unabhängig verwaltet und vermehrt werden. Die Familie heuerte für dieses Geschäft Anlageprofis von Banken an - meist aus der Region. Diese waren offenbar so erfolgreich, "dass auch Freunde und Bekannte anfragten, ob sie ihr Geld dort nicht auch deponieren könnten", sagt Weinsheimer. Um diesen Wunsch erfüllen zu können, wurde ein so genanntes Family Office gegründet.

Als die Banklizenz beantragt und erteilt worden war, öffnete sich die Treuhandgesellschaft Franz Martz & Söhne für externe Mandanten. Mit dem Umzug von Pirmasens nach Saarbrücken vor knapp zwei Jahren "sollte diese Strategie auch nach außen vermittelt werden", so Weinsheimer.

Inzwischen managen die acht Mitarbeiter in enger Abstimmung mit etlichen externen Beratern ein Vermögen von 100 Millionen Euro. Die klassische, aktive Vermögensverwaltung beginnt bei 500 000 Euro. Ab einer Summe von 100 000 Euro werden Fondslösungen angeboten. Neben Privatkunden gehören unter anderem Kammern, Versorgungswerke, Pensionskassen, aber Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften mit ihren Streikfonds zur Klientel.

Auch Stiftungen werden verstärkt angesprochen. Dafür ist seit wenigen Monaten Jürgen Denne zuständig. Der zertifizierte Stiftungsberater wechselte nach mehreren Jahrzehnten von der Bank 1 Saar zur Treuhandgesellschaft. "In der Niedrigzinsphase ist die Beratung von Stiftungen eine tolle Herausforderung", sagt er. "Hierbei maßgeschneiderte Konzepte zu entwickeln - das hat schon was."

Doch bei aller Leidenschaft fürs Geldgeschäft. Fußballbegeistert sind die Anlagemanager der Treuhandgesellschaft immer noch. Auf dem Besprechungstisch steht ein Original-Weltmeisterschuh aus dem Jahr 1954. Berühmte Fußball-Szenen zieren die Wände. Einige Modelle zeigen, wie sich die Schuhtechnik im Fußball gewandelt hat. Ein regelrechter Hightech-Treter ist der Schuh von Superstar Lionel Messi , den Besucher und Kunden ausgiebig bewundern können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort