Freie Bahn für Lang-Lkw im Saarland

Saarbrücken · Die umstrittenen überlangen Lkw werden über kurz oder lang auch im Saarland rollen. Die Landesregierung sperrt sich jedenfalls nicht dagegen, nachdem Rheinland-Pfalz Strecken für diese Transporter angemeldet hat.

 Noch fahren die bis zu 25,25 Meter langen Groß-Lkws nur in einem Testbetrieb. Das soll sich 2017 ändern. Foto: Wüstneck/dpa

Noch fahren die bis zu 25,25 Meter langen Groß-Lkws nur in einem Testbetrieb. Das soll sich 2017 ändern. Foto: Wüstneck/dpa

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Die Bezeichnung "Gigaliner" mag Armin Rein nicht. Erst recht nicht "Monster-Trucks". "Öko-Liner" gefällt dem Präsidenten des Landesverbands Verkehrsgewerbe (LVS) besser. Schließlich seien die Lang-Lkw ökonomisch und ökologisch sinnvoll. Rein, selbst Geschäftsführer der Saarlouiser Spedition Nikolaus Rein, ist offenkundig froh, dass bald wohl auch im Saarland Lang-Lkw rollen werden. "Der Regelbetrieb mit Lang-Lkw wird kommen", sagt Wirtschaftsstaatssekretär Jürgen Barke (SPD ).

Am Freitag hatte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU ) angekündigt, den regulären Betrieb der Lang-Lkw ab dem kommenden Jahr zuzulassen. Seit 2012 waren die überlangen Transporter in einem Feldversuch getestet worden, der zum Jahresende ausläuft. Bisher waren die Lang-Lkw im Saarland kein echtes Thema, da das angrenzende Rheinland-Pfalz nicht an dem Feldversuch teilnahm. Der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Volker Wissing (FDP ) hatte Anfang des Monats nun aber bekanntgegeben, dass er mehrere Strecken für Fahrten von Lang-Lkw angemeldet habe.

Damit ist plötzlich auch der Weg frei für Lang-Lkw im Saarland. Es ist neben Berlin das einzige Bundesland, in dem sie noch nicht fahren dürfen. Für Donnerstag ist ein Treffen im saarländischen Wirtschaftsministerium mit dem Logistikverband angesetzt. Dabei soll über mögliche Strecken geredet werden, auch über Parkplätze und Haltepunkte. Derzeit werde der Bedarf bei den Speditionen aber noch ermittelt, sagt Rein. Bis tatsächlich der erste Lang-Lkw durchs Saarland rollt, wird es aber dauern. "Vor Mitte des kommenden Jahres wird es nicht soweit sein", schätzt Rein. Neben der Genehmigung für Strecken müssen Speditionen schließlich in entsprechende Fahrzeuge investieren und die Kunden einbinden.

Derzeit nehmen nach Angaben des Bundesministeriums 60 Unternehmen mit 159 Lkw an dem Test teil. Sie dürfen auf einem 11 600 Kilometer langen, festgelegten Straßennetz - zu 70 Prozent Autobahnen - fahren und mit 40 Tonnen nicht mehr zuladen als herkömmliche Laster. Sie sind höchstens 25,25 Meter lang, 6,50 Meter länger als bisher erlaubt. Aber auch Sattelzüge mit 17,80 Meter zählen schon zu den Lang-Lkw.

Für Armin Rein liegen die Vorteile auf der Hand: Bei der langen Variante "ersetzen zwei Öko-Liner drei normale Lkw". Dadurch werde 25 Prozent weniger CO{-2} ausgestoßen und entsprechend weniger Diesel verbraucht. Dadurch sinken die Kosten. Und es würden auch nur zwei statt drei Fahrer gebraucht, um die gleiche Menge zu transportieren. Angesichts des starken und sich zuspitzenden Fahrermangels bedeute dies eine Entlastung, sagt Rein. Gebraucht werden die Lang-Lkw nach Auffassung des LVS-Präsidenten vor allem für nächtliche Transporte zwischen Logistikzentren der Spediteure sowie von den Zentren zu Großbetrieben. Geladen hätten Lkw um Beispiel Zulieferteile für die Industrie, leichte großvolumige Güter wie Dämmstoffe und diverses Stückgut. "Wir wollen nicht mehr Gewicht, sondern mehr Volumen transportieren", sagt Rein. Das zulässige Gewicht auf 60 Tonnen aufzustocken, wie der Umweltverband BUND befürchtet, sei daher kein Thema, versichert er. "Das Gewerbe will das nicht und hat es nie gefordert", sagt LVS-Geschäftsführer Claus-Thomas Bodamer.

Der BUND warnt auch davor, dass die über 25 Meter langen Fahrzeuge den Verkehr unübersichtlicher machten, Überholzeiten sich verlängerten, Kreuzungen blockiert sowie Straßen und Brücken zusätzlich belastet würden. Auch "ziehen Mega-Trucks Güter von der Schiene ab", prophezeit Andrea Wurm vom BUND Saarland. Ein Zwischenbericht, den die Bundesanstalt für Straßenwesen vor zwei Jahren vorgelegt hat, bestätigt allerdings weder größere Belastungen der Straßen und Brücken noch mehr Risiken im Straßenverkehr. Und dem Bericht zufolge wurde auch "keine Verlagerung von Schienen- auf Straßengüterverkehr beobachtet".

Meinung:

Besser als Normal-Lkw

Von SZ-Redakteur Volker Meyer zu Tittingdorf

Vielen Bürgern sind die überlangen Lkw unheimlich. Sie fürchten Risiken für den Verkehr, Mehrbelastungen für marode Brücken und eine unökologische Verlagerung der Transporte von der Schiene auf die Straße. Belege, dass da etwas dran ist, gibt es nicht. Im Gegenteil: Die wissenschaftliche Studie zum Feldversuch entkräftet die Befürchtungen. Und es sieht wirklich danach aus, dass die Lang-Lkw ökologische Vorteile bringen und Kosten senken können. Die positiven Ergebnisse konnten aber nur erzielt werden, weil es hohe Anforderungen gibt: Nur auf geeigneten und genehmigten Strecken dürfen speziell ausgebildete Fahrer mit den sicherheitstechnisch hochgerüsteten Lang-Lkw verkehren. Diese Vorgaben bleiben auch für den künftigen Betrieb wichtig, damit nicht doch eintritt, wovor Kritiker warnen.

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