12 000 Stellen fallen in Europa weg Ford nennt Details zum Stellenabbau

Köln · Der Autobauer will in Europa 12 000 Arbeitsplätze streichen. Dazu gehören auch die bereits für Saarlouis angekündigten 1600.

 Der US-Autobauer Ford will in Deutschland 5000 Arbeitsplätze abbauen. Auch im Kölner Werk sollen Stellen gestichen werden.

Der US-Autobauer Ford will in Deutschland 5000 Arbeitsplätze abbauen. Auch im Kölner Werk sollen Stellen gestichen werden.

Foto: dpa/Oliver Berg

Für seine geplante Rückkehr in die Gewinnzone zückt Ford Europa den Rotstift. Nachdem die Streichung von 5400 Stellen in Deutschland bereits seit längerem bekannt ist, konkretisierte die Europatochter des US-Autobauers am Donnerstag ihre Pläne für den ganzen Kontinent: Insgesamt – also inklusive Deutschland – sollen 12 000 Stellen wegfallen. Die Zahl der Standorte soll bis Ende 2020 um sechs auf 18 reduziert werden. In Russland werden drei Werke dichtgemacht, in Frankreich und Großbritannien je eins, in der Slowakei wurde ein Werk verkauft. Die angepeilten Werksschließungen sind nicht neu, das Ausmaß der Stellenkürzungen hingegen schon.

In Europa hatte Ford zum Jahresbeginn 56 000 Mitarbeiter – diese Zahl soll bis Ende 2020 auf 44 000 sinken. Hierbei geht es sowohl um die Stammbelegschaft wie auch um Leiharbeiter. Knapp die Hälfte davon entfiel auf Deutschland (24 000): In Köln waren es 18 000 – neben Produktion und Entwicklung ist hier auch die Europazentrale; in Saarlouis waren es rund 6000 und an einer Aachener Forschungsanlage 250. Diese Standorte werden zwar nicht geschlossen, es findet aber ein personeller Aderlass statt. Aktuelle Zahlen gibt es nicht. Laut Ford sind bereits 60 Prozent der geplanten Stellenkürzungen erreicht, weil Mitarbeiter zum Beispiel Abfindungen akzeptiert haben und freiwillig ausscheiden. Das heißt, dass mehr als 3200 Beschäftigte schon gegangen sind oder zugesagt haben zu gehen.

„Die Trennung von Mitarbeitern und die Schließung von Werken sind die härtesten Entscheidungen, die wir treffen“, sagte Ford-Europachef Stuart Rowley und betonte gute Gespräche mit der Arbeitnehmerseite, um die Folgen der Jobkürzungen für die Betroffenen zu mildern. Man konzentriere sich „auf den Aufbau einer langfristigen nachhaltigen Zukunft für unser Geschäft in Europa“.

Ford Europa war 2018 tief in der Verlustzone, inzwischen sieht es etwas besser aus – für das Gesamtjahr rechnet das Management mit einer „erheblichen Verbesserung“ des Finanzergebnisses. In Großbritannien wird künftig das für Ford besonders wichtige Nutzfahrzeuggeschäft geführt, Köln wiederum bleibt Zentrum für das europäische Pkw-Geschäft. Das von Ford lange vernachlässigte Thema Elektrofahrzeuge soll künftig wichtiger werden, ein erstes E-Auto soll Ende 2020 als Import aus den USA auf den Markt kommen.

Aus Sicht von Autoexperten bleibt die Situation für Ford Europa düster. Der Kontinent sei für den US-Autobauer „ein äußerst schwieriges Umfeld“, sagte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. „Die Ford-Europa-Fahrzeuge sind nur begrenzt außerhalb Europa verkaufbar – damit hat Ford Europa ein klassisches Größenproblem.“ Es sei zu klein, um wirklich profitabel zu werden. Die nun angepeilte Organisationsumstellung ist aus seiner Sicht zwar sinnvoll. Sie sei aber keine gute Nachricht für Köln. Schließlich sei bei Ford traditionell der Verkauf von leichten Nutzfahrzeugen einträglich – auch durch die Kooperation mit VW werde dieser Bereich an Stärke gewinnen, sagte der Professor. Hierbei spiele Köln aber keine wesentliche Rolle, stattdessen sei die Domstadt nur als Standort für das schwache Pkw-Geschäft vorgesehen. Er hält es für vorstellbar, dass der US-Autobauer sich komplett von seinem europäischen Pkw-Geschäft trennen und dieses verkaufen will.

Ford hatte in einer Betriebsversammlung am Montag angekündigt, dass der Jobabbau in Saarlouis mit 900 Stellen bereits zum Monatsende beginnt.

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