Forbach kämpft gegen Leerstände

Forbach · Fast jedes vierte Ladenlokal steht in der Grenzstadt Forbach leer. Eine Studie führt dies darauf zurück, dass die konsumfreudige Kundschaft fehlt. Doch die Ursachen sind vielfältiger.

 Traurige Wirklichkeit: In der Forbacher Innenstadt stehen zahlreiche Geschäfte leer. Foto: B&B

Traurige Wirklichkeit: In der Forbacher Innenstadt stehen zahlreiche Geschäfte leer. Foto: B&B

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Auf dem Platz Aristide Briand wird Glühwein ausgeschenkt, es gibt Crêpes und Waffeln und in der ganzen Rue Nationale ertönt Weihnachtsmusik. In der Forbacher Innenstadt hoffen die Händler angesichts der fröhlichen Stimmung und der Weihnachtsdeko auf ein gutes Geschäft. Und doch können die nicht über die zahlreichen "A louer"-Schilder ("zu vermieten") in den Schaufenstern hinwegtäuschen.

Erst vor Kurzem landete die Grenzstadt bei einem Vergleich von 190 Mittelstädten (10 000 bis 100 000 Einwohner) weit hinten. Nur zwei andere Städte hatten in den vergangenen Jahren mehr Geschäftsfläche eingebüßt als Forbach . Laut der Studie der französischen Generalfinanzinspektion gab es 2015 zwölf Prozent mehr leere Geschäfte in der Forbacher Innenstadt als drei Jahre zuvor. 2015 war demnach jeder fünfte Laden (21,9 Prozent) unbesetzt. Der Durchschnitt der untersuchten Städte beträgt 10,4 Prozent. Während die Studie das schlechte Abschneiden der rund 20 000 Einwohner-Stadt mit der "ungünstigen Wirtschaftsstruktur" erklärt - hohe Arbeitslosigkeit, Rückgang der Bevölkerung, Verlust des Bergbaus - spricht die Entwicklung der Forbacher Industriegebiete, insbesondere in der "Zone de l'Europe" um den Supermarkt Cora, eine andere Sprache. Diese wurde in den vergangenen Jahren sogar erweitert. Von Leerständen kann nicht die Rede sein. Und so sieht Frédéric Romac, Vorsitzender der Gewerbebetreibenden in Forbach , eine andere Ursache für die Verödung der Innenstadt: "Die meisten Mieten sind einfach zu hoch. Oft müssten auch die Gebäude saniert werden, aber die Vermieter wollen nicht investieren." Als Beispiel nennt er eine 40-Quadratmeter-Fläche, für die 1500 Euro Kaltmiete verlangt werden.

Romac berichtet aber auch von hoffnungsvollen Konzepten: So hat sich ein Vermieter , der mehrere Gebäude in Forbach besitzt, mit der "Pacht mit Probezeit" für eine ungewöhnliche Maßnahme entschieden: Die ersten sechs Monate Miete schenkt er dem Händler . Hat der es geschafft, in diesem Zeitraum sein Geschäft zu etablieren, verpflichtet er sich, die Räumlichkeiten für mindestens drei Jahre zu mieten. "Diese Idee ist wirklich super und funktioniert", sagt Romac. Beim Modellprojekt sei der Laden noch besetzt. Er wünscht sich weitere solcher Initiativen, um neue Dynamik in die Innenstadt zu bringen und mehr Geschäftsleute zur Ansiedlung zu ermutigen. Bisher sei es aber nur eine Einzelinitiative "von einem Forbacher Vermieter , der sich um die Zukunft seiner Stadt sorgt".

Forbach ist kein Einzelfall - auch im Saarland stehen in einigen Städten Geschäftsräume leer. "Manchmal gehören die Gebäude Erbengemeinschaften, die für die Lage eher unrealistische Preise verlangen", sagt Fabian Schulz, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Einzelhandel und Dienstleistung Saarland. In anderen Fällen würden inhabergeführte Boutiquen keinen Nachfolger finden. Die Gründe für die leeren Flächen in den Innenstädten sind vielschichtig. Mit rund 16 000 Einwohnern ist Losheim eine Gemeinde ähnlicher Größe wie Forbach . Dort startete die Gemeinde bereits 2012 ein Förderprogramm. Für neu eröffnete Ladenlokale können für einen Zeitraum von zwei Jahren Zuschüsse von 250 bis 400 Euro monatlich gezahlt werden.

Pläne für neuen Wohnraum

Auch Frédéric Romac wünscht sich für seine Stadt mehr Engagement der Verwaltung. Inzwischen hat dort Bürgermeister Laurent Kalinowski der Kampf gegen die Leerstände zur Chefsache erklärt. Er will den Stadtkern umstrukturieren, alte Gebäude in Zusammenarbeit mit privaten Trägern renovieren lassen und neuen Wohnraum schaffen. Für ihn steht fest, dass Forbach als Wohnort wieder attraktiver werden muss, damit neues Leben in die leer stehende Innenstadt einkehrt. Auch die Umgebung könne davon profitieren: "Forbach ist das Zugpferd des ganzen Gemeindeverbands." Deshalb hat er in Kooperation mit dem Gemeindeverband eine Studie in Auftrag gegeben, die unter anderem erarbeiten soll, wie Forbach als Grenzstadt attraktiver werden könnte. Frédéric Romac und die anderen Händler begrüßen die Studie, sie komme nur etwas spät, lautet die Kritik der Händler .

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