Saarbrücken Flughafen stemmt sich gegen Passagierrückgang

Saarbrücken · In diesem Jahr ist die Zahl der Fluggäste am Flughafen Ensheim gesunken. Flughafenchef Thomas Schuck macht aber Hoffnung auf Besserung.

 Der Flughafen Saarbrücken plant ein größeres Angebot für Urlauber.

Der Flughafen Saarbrücken plant ein größeres Angebot für Urlauber.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Der Flughafen Saarbrücken-Ensheim kämpft gegen zurückgehende Passagierzahlen. So wählten von Januar bis September 274 612 Reisende den Saar-Airport. Das bedeutet einen Rückgang um 14,1 Prozent gegenüber den ersten neun Monaten des Vorjahres. Flughafenchef Thomas Schuck betont, man müsse in dieser Betrachtung den Wegfall der Air Berlin Ende Oktober 2017 einkalkulieren und die Wiederaufnahme der Berlin-Flüge von Seiten der Luxair erst ab Januar 2018. Bis Jahresende kalkuliere man auf der Berlin-Strecke mit 90 000 Fluggästen. Zum Vergleich: Air Berlin erreichte jährlich 100 000 Passagiere. Für das gesamte Jahr 2018 kalkuliert Schuck mit insgesamt 400 000 Passagieren am Saar-Flughafen. Damit läge das Niveau nur knapp unter dem Vorjahr. Und er macht Hoffnung, dass es auch auf der Berlin-Strecke aufwärts geht. Ab April 2019 setze die Luxair größeres Fluggerät auf der Verbindung ein, einen Jet vom Typ Bombardier CRJ 900 mit 90 Sitzplätzen.

Saarbrücken stockt nach Darstellung Schucks auch das Angebot an Urlaubsflügen auf. Kurzfristig mit einem wöchentlichen Flug mehr der Sun Express nach Antalya bis Ende November. Im Sommerflugplan 2019 sind generell vier Antalya-Flüge pro Woche enthalten. Zudem weitet Tuifly die Mallorca-Flüge ab dem Sommerflugplan 2019 von bisher wöchentlich sechs auf neun aus. Die griechische Insel Kos wird dann zweimal statt bisher einmal wöchentlich angesteuert.

Generell profitiere der Saar-Flughafen bei Urlaubsflügen zunehmend auch von Kunden aus Frankreich, sagt Schuck. Der Airport ist dort in den Angeboten des Reiseveranstalters FTI aufgelistet. Für weitere neue Urlaubsziele ab Saarbrücken sieht Schuck zwei Voraussetzungen: Wirtschaftlichkeit und die Fähigkeit, Flieger mit 180 Sitzplätzen mindestens zu 85 bis 90 Prozent auslasten zu können. „Wir beschäftigen uns deshalb im Moment mit Nordafrika.“ Urlauber äußerten in Reisebüros verstärkt den Wunsch nach Flügen nach Ägypten. Auch Kroatien werde nachgefragt.

Im Linienverkehr habe sich seit August die von BMI regional bediente Verbindung nach München stabilisiert. Die Zahl der Nutzer liege bei 20 000 Passagieren. Doch „da ist noch deutlich Luft nach oben“, sagt Schuck. Hilfreich sei, dass man die Verbindung innerhalb des Lufthansa-Systems buchen könne und sich in München zahlreiche Lufthansa-Anschlüsse bieten. Ab dem Sommer-Flugplan 2019 will BMI deutlich früher starten: Angestrebt ist acht Uhr. BMI ändere dafür den Umlauf des Flugzeugs. Die Maschine fliege dann morgens Saarbrücken nicht mehr aus Schweden an, sondern komme aus München. Auch das mache die Verbindung verlässlicher. Hamburg habe sich mit 50 000 Passagieren auf einem stabilen Niveau eingependelt. „Es ist uns gelungen, das Flugprogramm ab Saarbrücken zu stabilisieren. Alle Ziele der vergangenen drei Jahre werden auch 2019 angesteuert“, sagt Schuck.

Ob der Standort auch von einem möglichen Abzug der Ryanair am Hunsrück-Flughafen Frankfurt-Hahn profitiert, lasse sich nur schwer einschätzen. Die grundsätzliche Weigerung der Landesregierung und des Flughafens, sich exklusiv an eine Billig-Airline zu binden und sich im Gegenzug Bedingungen diktieren zu lassen, habe sich spätestens jetzt als richtig erwiesen, wie man am Beispiel Ryanair sehen könne.

Schuck sieht den Saarbrücker Flughafen als langfristig abgesichert an. Schon 2021 erfülle man die Vorgaben der EU und könne das operative Defizit auf Null senken. Die EU verbietet ab 2024 staatliche Beihilfen für den Betrieb von Flughäfen. Die Vorgaben der EU könnten vor diesem Termin umgesetzt werden, weil dafür nur das operative Ergebnis des Flugbetriebs, aber nicht die Aufwendungen für die Sicherheit am Flughafen relevant sind. Das Defizit in Saarbrücken sei von sechs Millionen Euro 2013 auf heute knapp drei Millionen Euro gesunken. Davon entfielen auf den operativen Bereich jedoch nur noch rund eine Million Euro, erläutert Schuck. Die übrigen zwei Millionen Euro entstünden durch Ausgaben für Sicherheit. Sie werden nicht als wettbewerbswidrige Beihilfen gewertet. Der Flughafenchef wünscht sich hier eine Entlastung. So könne zum Beispiel der Bund bei den Sicherheitskontrollen, die in das Aufgabengebiet der Bundespolizei fallen, einen höheren Anteil der Kosten übernehmen.

 Flughafenchef Thomas Schuck sieht das Unternehmen beim Abbau des Defizits auf Kurs.

Flughafenchef Thomas Schuck sieht das Unternehmen beim Abbau des Defizits auf Kurs.

Foto: GW Saar/Manuela Meyer mm@manuelameyer.co

Die operativen Kosten müssen auch weiter runter. Mit flacheren Hierarchien, einer besseren Organisation von Arbeitsabläufen, mehr Aufgaben für bestimmte Mitarbeiter sowie einer Reduzierung von Aushilfskräften will Schuck dies erreichen. Personalabbau ist nicht vorgesehen. Es bleibe bei rund 100 festangestellten Mitarbeitern. Als zentrale Maßnahme wird die bisher getrennte Abwicklung des Flugbetriebs von der Kontrolle des Vorfeldes zusammengelegt zu einem „Airport Operation Center“. Dort laufen alle Entscheidungen sowie Personal-, und Einsatzplanung zusammen. „Unsere gesamte Personalplanung am Flughafen wird mehr dem Saisongeschäft angepasst. Die Arbeitszeiten werden so verteilt, dass die Leute da sind, wenn wir sie brauchen“, sagt Schuck.

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