Firmen suchen den Kontakt mit Flüchtlingen

Saarbrücken · 16 Aussteller und über 200 Flüchtlinge. Der Große Saal der saarländischen Handwerkskammer platzte gestern aus allen Nähten. Grund dafür war die Jobbörse für Flüchtlinge, die vom Verein "Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen" veranstaltet wurde. Bereits nach einer Viertelstunde war der Raum gut gefüllt und sorgte für Zufriedenheit beim stellvertretenden Vereinsvorsitzenden und HWK-Hauptgeschäftsführer Arnd Klein-Zirbes. "Die Börse ist jetzt schon ein Erfolg für uns. Diese Plattform ist vor allem für diejenigen wichtig, die keine perfekten Bewerbungsmappen vorlegen können, aber dafür im persönlichen Gespräch überzeugen", sagte er.

 Bei der Jobbörse für Flüchtlinge wurde sich intensiv ausgetauscht. Das Konzept kam bei den über 200 Besuchern gut an. Foto: Dietze

Bei der Jobbörse für Flüchtlinge wurde sich intensiv ausgetauscht. Das Konzept kam bei den über 200 Besuchern gut an. Foto: Dietze

Foto: Dietze

Und genau diese Möglichkeit wollten die Flüchtlinge bei den saarländischen Firmen, die aus den verschiedensten Branchen stammen, wahrnehmen. Vom Friseur über einen Pflegedienst bis hin zu einer Spedition reichte das Angebot."Das hat ein wenig den Charme eines Speeddatings", sagte Klein-Zirbes und sah sich wenig später bestätigt. Die Menschen strömten nur so in den Saal, gingen von einem Stand zum nächsten und führten intensive Gespräche. Doch auch zwischen den Ständen fand ein reger Austausch unter den Flüchtlingen statt. Verschiedenste Sprachen hallten durch den Raum, immer wieder fielen sich Leute um den Hals und begrüßten sich.

Unter ihnen war auch der Syrer Hassan Labbad. Der 41-Jährige ist seit anderthalb Jahren in Deutschland, hat aber noch keinen Job gefunden. "Ich habe in meinem Leben mehr als 20 Jahre in meinem Beruf gearbeitet und hatte sogar eine kleine Firma. Hier habe ich noch keine passende Stelle gefunden", sagte der gelernte CNC-Dreher. Bei dieser Tätigkeit werden Drehmaschinen in den verschiedensten Branchen programmiert, bedient und überwacht. Für Labbad stellt vor allem die Sprache ein Problem dar. Er benötigt für einen solchen Job das Sprachniveau B2, wird derzeit aber nur auf A2 eingestuft. In der Veranstaltung sieht er für sich auch eine Chance, seine Sprache zu verbessern. "Das Lernen in der Schule fällt mir schwer. Hier komme ich direkt mit Leuten in Kontakt. Dabei kann ich vieles besser verstehen und auch speichern", sagte er.

Den direkten Kontakt suchte auch Lukas Jericho direkt am Eingang des Raumes. Er vertritt die Firma Kessler aus Dudweiler, die unter anderem Rollläden herstellt. "Wir wollen hier erste Gespräche führen und einige Kontaktdaten sammeln. Vielleicht springt für den ein oder anderen dann ein Vorstellungsgespräch dabei raus", erklärte Jericho. Bei seinem Arbeitgeber werden derzeit schon zwei Tunesier ausgebildet, die "hoch motiviert sind und von Anfang an Interesse gezeigt haben". Als Lohn für dieses Engagement sollen sie laut Jericho auch nach Beendigung der Ausbildung übernommen werden.

Das sind Erfolgsgeschichten, die es im Saarland immer häufiger gibt. Das bestätigen auch die Zahlen der Arbeitsagentur Saarland. Demnach haben von Juni 2016 bis April dieses Jahres 2400 erwachsene Flüchtlinge eine Arbeit gefunden und 450 Jugendliche eine Ausbildung begonnen.

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