Saarland-Standorte auch betroffen Wieder Finanzkrise bei Kaufhof und Karstadt: Galeria kündigt Tarifvertrag mit Verdi

Essen/Saarbrücken · Galeria Karstadt Kaufhof steckt offensichtlich erneut in finanziellen Schwierigkeiten. Nach staatlichen Hilfen von 680 Millionen Euro kündigte der Betreiber nun den mit Verdi 2019 abgeschlossenen Tarifvertrag. Davon sind die beiden verbliebenen Standorte im Saarland ebenso betroffen. Was das für die Mitarbeiter bedeutet.

Galeria betreibt noch zwei Häuser im Saarland, beide in Saarbrücken: Karstadt (Foto) und Kaufhof.

Galeria betreibt noch zwei Häuser im Saarland, beide in Saarbrücken: Karstadt (Foto) und Kaufhof.

Foto: BeckerBredel

Abermals scheint einer der größten Warenhauskonzerne Europas in finanzielle Schieflage zu geraten – oder nicht herauszukommen. Denn trotz milliardenschwerer Staatskredite greift das Management zu einer weiteren drastischen Maßnahme. Das betrifft auch die Standorte in Saarbrücken.

So kündigte Galeria Karstadt Kaufhof den Sanierungstarifvertrag für seine rund 18 000 Beschäftigten. Der österreichische Investor Rene Benko begründet dies erneut mit der „wirtschaftlich angespannten Situation“. Damit wolle die Führung das Unternehmen wieder insgesamt nachhaltig [...] stabilisieren“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme.

Harte Kritik von Verdi an der Kündigung des Tarifvertrags

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Foto: Julius C. Schmidt

Vertreter der Gewerkschaft Verdi kritisierten dieses Vorgehen scharf. Sie seien über diesen Schritt im Vorfeld nicht informiert worden. Zudem hätten die Mitarbeiter in den zurückliegenden Jahren viele Entbehrungen beim Lohn hingenommen, um Galeria zu retten. Verdi spricht von einem „Gipfel sozialer Verantwortungslosigkeit“.

Der Überleitungs- und Integrationstarifvertrag zwischen Galeria und Verdi war 2019 abgeschlossen worden. Dabei ging es zum einen um die Standortsicherung, zum anderen um Lohnzuwächse, die dem Flächentarif angeglichen sind.

Was bedeutet die Kündigung des Tarifvertrags für die Beschäftigten?

Durch die einseitige Kündigung werden die Entgelte auf das bisherige Niveau eingefroren. Gleichzeitig will die Galeria-Spitze mit Verdi neu verhandeln. Das Management wolle damit den Vertrag an die neue wirtschaftliche Situation anpassen. Die Führungsetage des Konzerns mit Sitz in Essen geht davon aus, dass ihr solch ein Kündigungsrecht in dem Tarifvertrag eingeräumt worden sei.

Für die erneute Schieflage soll die Konsumflaute angesichts der hohen Inflation verantwortlich sein. Bereits zu Beginn der Corona-Krise hatte der Konzern mit dramatischen Umsatzeinbußen zu kämpfen. Darauf gewährte der Bund 2021 einen Kredit über 460 Millionen Euro. Im Januar dieses Jahres gab es weitere 220 Millionen Euro staatlicher Hilfen.

Kaufhof und Karstadt im Saarland – was übrig blieb

Im Saarland gibt es seit Anfang 2021 nur noch zwei Filialen: Kaufhof und Karstadt in Saarbrücken. Das Haus in Neunkirchen wurde trotz erheblicher Proteste Ende 2020 geschlossen. Er war einer von bundesweit 56 Warenhäusern, die im Zusammenhang eines Sanierungskonzepts verschwanden. Zuvor hatte der Konzern sogar 62 Filialen streichen wollen. Der Kaufhof in Völklingen ist bereits seit September 1996 Vergangenheit.

Galeria Karstadt Kaufhof war aus der Fusion der beiden einst eigenständigen Unternehmen Galeria Kaufhof und Karstadt 2019 hervorgegangen. Zurzeit betreibt Filialen an rund 130 Standorten. Nach und nach sollen die beiden alten Namen verschwinden und durch die Dachmarke Galeria ersetzt werden. Das wurde im August 2021 bekannt.

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