Fahrschüler stehen auf Führerschein mit 17

Völklingen · Zum 1. Januar 2018 will Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) die Fahrlehrerausbildung verkürzen und den Einstieg in diesen Beruf erleichtern. Der saarländische Landesverband der Fahrlehrer hält die Vorschläge für praxisfern.

 Detlef Eisink, Vorsitzender des Landesverbandes der Fahrlehrer, sieht keine Vorteile in der geplanten Reform der Fahrlehrerausbildung. Foto: Rich Serra

Detlef Eisink, Vorsitzender des Landesverbandes der Fahrlehrer, sieht keine Vorteile in der geplanten Reform der Fahrlehrerausbildung. Foto: Rich Serra

Foto: Rich Serra

. Das Interesse junger Menschen, den Führerschein zu machen, ist im Saarland ungebrochen. Das bestätigt Detlef Eisink, erster Vorsitzender des Landesverbandes der Fahrlehrer, in dem 250 Mitglieder organisiert sind, rund 80 Prozent aller Fahrlehrer in der Region. Die Hälfte der Fahrschüler fange heute schon deutlich früher an, weil sie die Möglichkeit des begleiteten Fahrens ab 17 Jahren nutzen wollen. Auf der anderen Seite berichtet Eisink aber auch von rund zehn Prozent der Schüler, die ihre Ausbildung eher "etwas in die Länge ziehen, weil sie eben nicht unter der Aufsicht ihrer Eltern fahren wollen."

Große Nachwuchssorgen

Diese Kontrolle der Eltern hält der Verbandschef in der Anfangsphase nach dem Erwerb des Führerscheins aber für gar nicht schlecht. Denn ihre Erfahrung helfe mit, Unfälle der Fahranfänger zu vermeiden, da die jungen Menschen gerade in der Anfangszeit risikobereiter unterwegs seien. Die Saar-Fahrlehrer legten deshalb auch großen Wert darauf, ein hohes Maß an Verantwortung im Umgang mit anderen Verkehrsteilnehmern zu vermitteln. Das brauche Zeit und erfordere auch von den Fahrlehrern selbst ein hohes Einfühlungsvermögen, das ihnen vor dem Eintritt in ihren Beruf vermittelt wird.

Saar-Verbandschef Eisink kritisiert deshalb die Bestrebungen von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU ), den Einstieg in den Beruf zu erleichtern. Voraussichtlich ab Januar 2018 sollen demnach Fahrlehrer nicht mehr eine Fahrerlaubnis auch für Motorrad und Lkw besitzen müssen, um Fahrschüler beim Erwerb eines Pkw-Führerscheins zu begleiten.

Darin sieht Eisink einen großen Nachteil, denn der Fahrlehrer müsse auch aus eigener Erfahrung vermitteln können, warum und wie ein Motorrad beziehungsweise ein Lkw das Fahrverhalten etwa in einer Kurve verändert. Und warum sich dann auch die Sichtverhältnisse für die anderen Verkehrsteilnehmer ändern.

Für den Eigentümer einer Fahrschule werde es deshalb auch schwerer werden, Nachwuchspersonal einzustellen. Dem neuen Fahrlehrer fehle ein Großteil der notwendigen Qualifikation. Die meisten Fahrlehrer seien heute Einzelunternehmer. Viele davon beschäftigten noch ein bis zwei zusätzliche Fahrlehrer. Andere greifen auf Aushilfskräfte vor und in Urlaubszeiten sowie vor Feiertagen zurück. Der Plan von Dobrindt, das Mindestalter von Fahrlehrern von 22 auf 21 Jahre abzusenken, bringt nach Ansicht der Saar-Fahrlehrer nichts, um die Nachwuchssorgen im Gewerbe zu beenden.

Die Saar-Fahrlehrer halten auch die geplante Aufstockung der Ausbildungszeit für künftige Fahrlehrer von zehn auf zwölf Monate nicht für ausreichend. Sie plädieren für 16 Monate, da man den Fahrschülern heute deutlich mehr Wissen vermitteln müsse, beispielsweise auch, wie man umweltschonend fährt.

Jeder Fahrschüler müsse heute zwölf Sonderfahrten absolvieren, davon fünf über Land, vier über Autobahnen und drei Fahrten, wenn es dunkel ist. Hinzu kämen zwischen 15 und 25 Stunden, bis man die Reife für die Fahrprüfung hat. Die Grundgebühr beträgt 250 Euro, die Fahrstunde koste im Schnitt zwischen 32 und 38 Euro, die Sonderfahrten zwischen 45 und 48 Euro. Für die Prüfung werden nochmals 100 bis 150 Euro fällig. Eisink hält diese Kosten nicht für zu hoch, zumal der Fahrschul-Eigentümer auch Schulungsräume, Lehrmaterial und das Auto bezahlen muss. Eltern sollten sich in der Schlussphase erkundigen, wie viele Fahrstunden noch nötig sind. Und sie könnten den Lehrer auch fragen, ob sie einmal mitfahren dürfen.

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Hintergrund Wer Fahrlehrer werden will, muss, wenn die geplante Reform zum Jahr 2018 umgesetzt wird, mindestens 21 Jahre alt sein und einen mittleren Bildungsabschluss mit abgeschlossener Berufsausbildung oder Fachhochschulreife nachweisen. Ab 2018 soll auch die Fahrerlaubnis für Lkw und Motorrad nicht mehr Voraussetzung sein, um Fahrschüler beim Erwerb des Pkw-Führerscheins zu begleiten. Die Fahrlehrerausbildung ist teuer. Allein für den zehnmonatigen Besuch einer Fachschule inklusive eines Zimmers müssen zwischen 10 000 und 14 000 Euro aufgebracht werden. Hinzu kommen Kosten für Prüfungen und die eigene Lehrzeit in der Fahrschule. ts

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