Deutsche Lebensmittelhersteller besorgt Export-Stopp von Palmöl: Wird Nutella jetzt knapp und teuer?

Beim Blick auf den Kassenzettel könnte manchem Verbraucher derzeit schwindelig werden: Lebensmittel sind so teuer wie nie zuvor. Werden jetzt die nächsten Produkte knapp und teuer?

Export-Stopp von Palmöl: Wird Nutella teuer und knapp?
Foto: dpa/Marcus Brandt

Laut Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen sind die Preise für Lebensmittel auf dem Weltmarkt im März auf ein Rekordhoch gestiegen. Nun könnten weitere Preissteigerungen auf Kunden zukommen, denn Indonesien hat am 22. April einen Exportstopp für Teile des im Land produzierten Palmöls bekannt gegeben. Der Inselstaat ist der größte Lieferant von Palmöl für den Weltmarkt. Das Land produziert etwa vier Millionen Tonnen pro Monat und verbraucht davon selbst gerade einmal etwa eineinhalb Millionen Tonnen.

Der nun überraschende Exportstopp hat innenpolitische Ursachen. Steigende Lebensmittelpreise lösten in Indonesien zahlreiche Proteste aus. Staatschef Joko Widodo fürchtete Unruhen – und folgte deswegen dem Wunsch der Bevölkerung. Mehr als 60 Prozent der Befragten hatten sich laut einer Umfrage für einen Exportstopp ausgesprochen. Angesichts des bald endenden Fastenmonats Ramadan, bei dem zur Feier üppige Mahlzeiten mit viel Bratfett zubereitet werden, soll der Exportstopp die Versorgung im Land bei niedrigen Preisen sicherstellen. Präsident Joko Widodo hat das Teil-Ausfuhrverbot für Donnerstag (28. April) angekündigt. Mindestens 40 Prozent des bisher exportierten Palmöls will Indonesien nun im Land behalten.

Palmöl in jedem zweiten Produkt im Supermarkt enthalten

Palmöl sei in jedem zweiten verarbeiteten Produkt im Supermarktregal zu finden, so Agrar-Ökonom Matin Qaim gegenüber dem „Deutschlandfunk“. Enthalten ist Palmöl etwa in Schokolade, Babynahrung, Brotaufstrichen, Fertiggerichten und in Kosmetikprodukten wie Duschgel oder Seife.

Hauptabnehmer ist die Süßwarenbranche, bei Nutella steht Palmöl nach Zucker bei den Inhaltsstoffen an zweiter Stelle. Die Produktion sei zunächst jedoch nicht in Gefahr. „Indonesien ist zwar weltweit ein wichtiges Herkunftsland, aber Ferrero bezieht derzeit mehr als zwei Drittel seines Palmöls aus Malaysia“, teilte ein Sprecher des Unternehmens gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) mit. „Wir beobachten die Entwicklungen sehr aufmerksam, zum jetzigen Zeitpunkt ist es allerdings zu früh, eine abschließende Einschätzung zu den Folgen abzugeben.“

Teilexportstopp von Palmöl: Weitere Preissteigerungen bei Lebensmitteln erwartet

Experten warnen, dass sich Verbraucher angesichts der Teil-Exportstopps von Palmöl auf weitere Preissteigerungen einstellen müssen. Fest steht: Lediglich verarbeitetes Palmöl ist vom Exportstopp betroffen. In Deutschland wird jedoch vor allem rohes Palmöl gebraucht. Daher rechnen Experten derzeit zwar nicht mit Lieferengpässen, Preissteigerungen ließen sich wegen der Marktlage aber kaum vermeiden.

„Niemand kann den Verlust von indonesischem Palmöl kompensieren. Jedes Land wird darunter leiden“, so Rasheed JanMohd, Vorsitzender der „Pakistan Edible Oil Refiners Association".

„Zusätzlich zur Knappheit von Sonnenblumenöl ist der indonesische Exportstopp von Palmöl eine weitere Herausforderung für die Unternehmen“, räumt BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff gegenüber dem RND ein. Aber: „Viele Unternehmen haben diversifizierte Lieferbeziehungen, um eventuelle Ausfälle kompensieren zu können“, erläutert er.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort