Neue Verordnung EU bringt strengere Bio-Regeln auf den Weg

Brüssel · Der Markt für Bio-Lebensmittel wächst. 30,7 Milliarden Euro geben Europas Verbraucher pro Jahr für Produkte aus ökologischem Anbau und artgerechter Tierhaltung aus. Die Nachfrage war zeitweise so gestiegen, dass die Anbieter Waren importieren mussten. Für die EU Anlass, das Bio-Label strenger zu fassen. Gestern billigte das Europäische Parlament die neue Verordnung, die ab 2021 gelten soll.

 Bei Bio-Produkten soll es keine Ausnahmen mehr geben.

Bei Bio-Produkten soll es keine Ausnahmen mehr geben.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Was wird sich künftig ändern?

Schon bisher galt nur ein nachhaltiges landwirtschaftliches System als ökologisch. So dürfen die Erzeuger keine Dünge- oder Spritzmittel verwenden, gentechnisch veränderte Pflanzen sind verboten. Und die Tierhaltung hat artgerecht zu sein. Außerdem müssen häufig verbreitete Medikamente aus den Ställen der Bio-Höfe verbannt werden. Neu sind verschärfte Kontrollen.


Was heißt das?

Bio-Bauern werden dann mindestens einmal pro Jahr kontrolliert. Wenn diese Überwachung drei Jahre lang ohne Beanstandungen geblieben sind, können die Besuche der Prüfer auf einen Drei-Jahres-Rhythmus ausgedehnt werden.

Werden nur die Landwirte und Viehzüchter überwacht?

Nein, es geht um Kontrollen der gesamten Lieferkette – also vom Erzeuger bis zum Handel.

Wann gelten weiterverarbeitete Lebensmittel als ökologisch?

Bei ihnen gilt, dass mindestens 95 Prozent der Zutaten aus dem ökologischen Landbau stammen müssen.

Bio-Lebensmittel werden auch von vielen Supermärkten angeboten. Kann ich mich darauf verlassen, dass auch diese Produkte wirklich bio sind?

Die EU hat jedem Versuch, eine Art Zwei-Klassengesellschaft bei biologisch hergestellten Produkten einzuführen, abgelehnt. Also müssen auch die großen Einzelhandelsketten und andere Händler alle Kriterien der neuen Verordnung beachten, wenn sie biologische Erzeugnisse verkaufen wollen.


Ist denn sichergestellt, dass es nicht doch zu Verunreinigungen kommt – beispielsweise durch Pestizide, die auf einem konventionell bebauten Acker benutzt und durch den Wind übertragen werden?

Schon bisher gelten in der Gemeinschaft Abstandsregeln, die zwischen einem ökologisch bebauten Feld und einer konventionell bewirtschafteten Fläche eingehalten werden müssen. Damit will Brüssel eine „zufällige“ Kontamination verhindern. Vor allem Bauern, die biologischen und herkömmlichen Anbau betreiben, sollten auf die Einhaltung dieser Abstandsgebote achten. Wenn sich herausstellt, dass ein Landwirt fahrlässig oder sogar in betrügerischer Absicht verunreinigte Bio-Ware anbietet, drohen horrende Strafen.

Bei der Tierzucht stellt sich auch die Frage, ob das verwendete Futter den Anforderungen entspricht.

Züchter hatten in der Vergangenheit tatsächlich oft Schwierigkeiten, an biologisch hergestelltes Futter zu kommen. Deshalb erlaubte die EU, unter bestimmten Bedingungen auch konventionelle Produkte unterzumischen. Nun soll eine Datenbank Auskunft geben, wo Bio-Futter für Huhn und Rind verfügbar sind.

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