Kommentar Es geht um mehr als um Zölle

Es ist verblüffend, dass die Welt des Donald Trump tatsächlich nach seinen Regeln funktioniert. Der amerikanische Präsident hat Europa eine Lektion erteilt und die EU – gelinde gesagt – bloßgestellt.

Kommentar: Es geht um mehr  als um Zölle
Foto: SZ/Robby Lorenz

Ohne jede Eile konnte er bis zur letzten Minute seines selbst gesetzten Ultimatums warten, um sich generös zu zeigen, während in Europa alle auf den Twitter-Kanal des Präsidenten starrten. Merkel und Macron, zwei der wichtigsten europäischen Staats- und Regierungschefs, tanzten in Washington an. Jedem klopfte Trump auf die Schulter und ließ dennoch beide wieder unverrichteter Dinge ziehen. Denn nicht einmal Macron und Merkel lagen auf einer Linie. Sie wollte ein neues TTIP-light-Abkommen, er lehnt das strikt ab. Und die Verhandlungen über eine der wichtigsten industriepolitischen Fragen führt eine EU-Handelskommissarin, die kein Mandat hat. Europas fehlende Einheit und Einigkeit in der Außenwirkung machen sich in diesen Tagen schmerzhaft bemerkbar. Eigentlich müsste die EU nach dieser Lektion rasche Konsequenzen ziehen. Dies wäre der Zeitpunkt, um nicht nur die höheren US-Zölle auf Stahl und Aluminium zu verhindern, sondern über die gesamte bisherige Handelspolitik nachzudenken. Jetzt muss ein Kompromiss her, bei dem die EU vor allem eines erreichen sollte: einen Einstieg in eine umfassende Reform der Zoll-Praxis mit den USA. Dann könnten beide Seiten gewinnen und sogar einen Auftakt für neue Gespräche über einen fairen Welthandel setzen.

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