Flüge von Saarbrücken nach Berlin Erst ein Frühstück mit dem Flughafen-Chef

Saarbrücken · Die offizielle Premiere der Luxair-Verbindung von Saarbrücken-Ensheim nach Berlin beginnt für die Passagiere mit einer Überraschung.

Flughafenchef Thomas Schuck kümmerte sich gestern Morgen auch persönlich um das Boarding der Passagiere nach Berlin.

Flughafenchef Thomas Schuck kümmerte sich gestern Morgen auch persönlich um das Boarding der Passagiere nach Berlin.

Foto: BeckerBredel

Bei dieser Premiere ist vieles anders. Am Montagmorgen um 6.45 Uhr wartet im Abflug-Terminal des Flughafens Saarbrücken ein Frühstück mit Schnittchen, belegten Broten, Croissants und Kaffee auf die Passagiere. Flughafen-Chef Thomas Schuck kümmert sich persönlich um das Boarding. In seiner Begrüßung beeilt er sich jedoch klarzustellen, dass es sich mit dem Frühstück nicht um den Teil einer neuen Service-Offensive des Saar-Airports handelt. Luxair lässt auftischen zur offiziellen Premiere des Fluges LG 9411 um 7.45 Uhr von Saarbrücken nach Berlin. Er wird später auf die Minute abheben.

Johann Rudolf aus Neunkirchen arbeitet als Entwickler für einen Autozulieferer in Berlin und hat seit November, nachdem die insolvente Air Berlin den Flugbetrieb  eingestellt hatte, mächtig improvisieren müssen. Mal ist er mit der Bahn gefahren, mal mit dem Auto. Alles nicht sein  Fall. „Ich bin unglaublich froh, dass wieder jemand regelmäßig ab Saarbrücken fliegt“, sagt er. Rudolf nutzt die Verbindung künftig jede Woche. Das Hin und Her mit Air Berlin sei zum Schluss ein Drama gewesen. Auf dem Rollfeld wartet schon der in Saarbrücken fest stationierte, mit dem Luxair-Logo lackierte 70 sitzige Bombardier-Jet. Auf ihm steht zu lesen „Operated by Adria“. Die slowenische Airline bedient die Berlin-Strecke zunächst für zwei Jahre im Auftrag von Luxair, da die Luxemburger selbst in der Kürze der Zeit zwischen den Vertragsverhandlungen mit dem Saarland und der Aufnahme der täglichen Verbindung kein eigenes zusätzliches Flugzeug kaufen konnte. Dreimal täglich startet der Flieger ab Saarbrücken, samstags einmal, sonntags zweimal. Flugkapitän Klemenc Domen freut sich schon auf seine Aufgabe. „Something new and interesting“ (Etwas Neues und Interessantes), findet er. Beim Anflug auf den Flughafen müsse man mit Wind rechnen, weil der Airport auf einem Berg liegt, doch das sei normal.

Flughafenchef Schuck hat große Erwartungen an das zunächst auf fünf Jahre angelegte Engagement von Luxair. Mit 100 000 Berlin-Passagieren pro Jahr kalkuliert er. Zuletzt sei Air Berlin ab Saarbrücken auf rund 98 000 Fluggäste gekommen. Doch man brauche auch eine gewisse Zeit, um verärgerte Flugreisende zurückzugewinnen, die inzwischen auf Frankfurt ausgewichen sind. Saar-Airport-Aufsichtsratschef Jürgen Barke (SPD) sieht in der wieder abgesicherten Linienverbindung in die Bundeshauptstadt einen wichtigen Standortfaktor für das Saarland. Gleichzeitig stellt er schon eine weitere Aufstockung der Verbindungen in Aussicht, die man womöglich schon im Sommerflugplan umsetzen könne. Die Entscheidung da­rüber soll noch im Januar fallen. Sie hänge auch von der Aufnahme-Kapazität in Tegel ab, wo derzeit ebenfalls Lufthansa, Easyjet, Niki sowie Eurowings Begehrlichkeiten angemeldet hätten.

 Der offizielle Premierenflug von Luxair nach Berlin mit Flugkapitän Klemenc Domen und über 50 Passagieren an Bord hob gestern pünktlich um 7.45 Uhr in Saarbrücken-Ensheim ab.

Der offizielle Premierenflug von Luxair nach Berlin mit Flugkapitän Klemenc Domen und über 50 Passagieren an Bord hob gestern pünktlich um 7.45 Uhr in Saarbrücken-Ensheim ab.

Foto: BeckerBredel

Im offiziellen Eröffnungsflieger nach Berlin sitzen 51 Passagiere. Martin Isler, Vorstandmitglied der Luxair Group, ist mit den bisherigen Buchungszahlen zufrieden, obwohl gleich am 1. Januar 2018 zwei Flüge mangels Nachfrage ausgefallen sind. „Die erste Januarwoche ist immer schwach. Die weiteren Buchungszahlen sehen jetzt gut aus“, sagt Isler. Flughafen-Chef Schuck geht nicht davon aus, dass Luxair das Preisniveau über das bisherige von Air Berlin anheben wird. Frühbucher hätten bisher mit 150 Euro für einen Hin- und Rückflug kalkulieren können. Trotz der Wiederaufnahme der Berlin-Strecke mit Luxair steht der Saar-Airport hier gleichzeitig in direkter Konkurrenz zum Billig-Flieger Easyjet, der ab Luxemburg zu Kampfpreisen in die Bundeshauptstadt fliegt. Leo Petry, Honorarkonsul Luxemburgs, glaubt dennoch nicht, dass sich beide Airports etwas wegnehmen, der Flughafen Saarbrücken in der Großregion gar überflüssig sei. Easyjet ab Luxemburg sei interessant für Studenten und Kurzurlauber, aber umständlich wegen der Landung in Schönefeld. Das Angebot ab Saarbrücken sei ideal für Business-Kunden und Politiker. Der Saar-Flughafen erreiche zudem zusätzliche Kunden aus der Westpfalz sowie Lothringen.

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