Ende der Umsonst-Kultur

Frankfurt/Saarbrücken · Billig-Girokonten dürfen bald der Vergangenheit angehören. Immer häufiger werden Gebühren fällig.

 Immer mehr Institute kehren dem Null-Euro-Modell den Rücken und berechnen den Kunden Gebühren. Foto: dpa

Immer mehr Institute kehren dem Null-Euro-Modell den Rücken und berechnen den Kunden Gebühren. Foto: dpa

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(dpa/SZ) Was Kontogebühren angeht, sind deutsche Kunden noch immer verwöhnt. Kostenlose Konten oder wenige Euro Kontoführungsgebühr sind hier noch immer üblich. Ein Blick beispielsweise in die USA oder schon nach Italien zeigen, dass es ganz anders geht: Dort werden für die Kontoführung ganz andere Beträge fällig als hierzulande.

Doch angesichts der Zinsflaute ändert sich auch hier zunehmend die Zurückhaltung, was Gebühren angeht. Vergangene Woche wurde bekannt, dass einige Sparkassen und Volksbanken Gebühren, verlangen, wenn Kunden am Automaten Geld abheben. Die Niedrigzinsen belasten die Geldhäuser, die Branche ist daher auf der Suche nach neuen Einnahmen.

"Bankdienstleistungen sind nicht kostenlos - die Verbraucher verstehen und akzeptieren das auch", sagte der Präsident des Genossenschaftsverbandes, Michael Bockelmann, jüngst. Vor allem kleinere Häuser befänden sich "im Zangengriff sinkender Erträge durch die Niedrigzinsphase und steigender Kosten durch die Regulierung".

Bisher konnten Verbraucher an Automaten des eigenen Instituts oder der Finanzgruppe kostenlos Bargeld abheben. Bei manchen Sparkassen ist nun auch für eigene Kunden Schluss mit gratis. Bei etwa 40 der rund 400 Institute fallen nach Recherchen des Finanzportals Biallo je nach Kontomodell Gebühren von 19 Cent bis zu einem Euro an. Manche gewähren ihren Kunden im Monat danach bis zu fünf kostenlose Abhebungen am Geldautomaten. Andere kassieren gleich beim ersten Mal.

"Dass Konten auch etwas kosten, ist in Ordnung", sagt der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Klaus Müller. "Aber wir fordern von der Politik, Verbraucher vor Willkür beim Anheben der Kosten zu schützen." Dorothea Mohn, Finanzexpertin beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), mahnt, "die Finanzinstitute sollten nicht mit der Kundenzufriedenheit spielen".

Im Saarland sei für das Abheben am Automaten keine Gebühr geplant, teilte der Sparkassenverband auf Anfrage mit. Allerdings gebe es bereits seit längerer Zeit vereinzelte Kontomodelle, bei denen für die Abhebung bei anderen Sparkassen eine Buchungsgebühr von 30 Cent fällig werde. "Das Abheben im eigenen Haus bleibt trotzdem kostenfrei", sagt Sparkassen-Präsidentin Cornelia Hoffmann-Bethscheider.

Die Sparda-Bank hält auch weiterhin an ihrem kostenfreien Girokonto fest. "Wer online sein Konto nutzt, zahlt keine Gebühren", sagt Sprecher Andreas Manthe. Nur wer auf Dienstleistungen wie Kontoauszugsdrucker zurückgreife, werde mit einem Euro pro Monat belastet.

Carlo Segeth, Vorstandschef der Bank1Saar beobachtet zwei Kundentypen - den service-orientierten Kunden, der ein Komplettpaket inklusive Kreditkarte mit einer höheren Monatsgebühr haben möchte, und den, der kaum noch Service will. Der bekomme ein Konto für knapp zwei Euro pro Monat und zehn kostenlosen Buchungen. "Danach zahlt er zehn Cent pro Buchung".

Entscheidend ist aus Sicht der Finanzexpertin Mohn, dass Kunden genau darüber informiert werden, was die Vor- und Nachteile eines bestimmten Kontomodells sind und wofür sie welche Gebühren zahlen müssen. Das Problem aus ihrer Sicht: "Es wird immer unübersichtlicher und schwieriger, Konten zu vergleichen."

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