Elektroautos Elon Musk will Tesla von der Börse nehmen

New York · Tesla-Chef Elon Musk hat Aufregung an der Börse ausgelöst. Er will das Elektroauto-Unternehmen privatisieren. Das wäre ein historischer Kraftakt.

  Elon Musk, der rastlose Geschäftsführer von Tesla 

 Elon Musk, der rastlose Geschäftsführer von Tesla 

Foto: dpa/Evan Vucci

Die Finanzwelt ist einiges von Elon Musk gewohnt, doch jetzt treibt der Tesla-Chef es auf die Spitze. Mit seiner überraschenden Ankündigung, den Elektroautobauer von der Börse nehmen zu wollen, ließ der schillernde Tech-Milliardär am Dienstag (Ortszeit) seine bislang wohl größte Bombe platzen. Der Abschied von der Börse sei seiner Meinung nach „der beste Weg nach vorne“, schrieb Musk den Mitarbeitern seiner Firma in einer Rundmail, die Tesla veröffentlichte. Zuvor hatte der Firmenchef mit Tweets zu seinen Plänen ein großes Chaos an den Finanzmärkten angerichtet und einen zwischenzeitlichen Handelsstopp der Tesla-Aktie ausgelöst. Doch auch nach Musks ausführlicher Erklärung bleibt vieles im Unklaren.

Der 47-jährige Star-Unternehmer hat gute Gründe, Tesla privatisieren zu wollen. In seinen eigenen Worten: „Als börsennotiertes Unternehmen sind wir wilden Schwankungen unseres Aktienkurses ausgeliefert, die eine große Ablenkung für alle sein können, die bei Tesla arbeiten.“ Zudem sorge die Pflicht, Quartalszahlen zu veröffentlichen, für enormen Druck. Die Zahlen waren zuletzt miserabel: Im zweiten Quartal machte Tesla einen Verlust von 718 Millionen Dollar (615 Millionen Euro). Auch musste Musk Probleme einräumen die Produktion hochzufahren. Erst Ende Juni – mit einem halben Jahr Verspätung – erreichte Tesla das selbstgesteckte Ziel, in einer Woche 5000 Fahrzeuge des Model 3, zu bauen – des E-Autos, das den Massenmarkt erobern soll.

Musk reagierte in letzter Zeit zunehmend gereizt auf Kritik. Bei einer Telefonkonferenz sorgte er für einen Eklat, indem er Fragen von Analysten als „langweilig“ und „nicht cool“ ablehnte. Bei Twitter pöbelte er gegen Finanzmarktteilnehmer, die auf einen Kursverfall der Tesla-Aktie spekulieren, und auch kritische Journalisten bekamen ihr Fett weg. Auch wenn Musk sich später für seine Aussetzer entschuldigte, bleibt der Eindruck: Dieser Mann ist am Limit. Angesichts seiner Rastlosigkeit und zahlreicher Großprojekte kein Wunder: Neben Tesla betreibt Musk die Raketenfirma SpaceX und die Tunnelbohrgesellschaft Boring Company. Zudem engagiert er sich stark bei der menschlichen Rohrpost, dem Hochgeschwindigkeits-Transportsystem Hyper Loop, und in Sachen künstliche Intelligenz.

Musks Planspiele und die Art, wie er kommuniziert hat, werfen jedoch noch ganz andere Fragen auf. Mit seinen Tweets über einen möglichen Abgang von der Börse hat der Tesla-Chef den Kurs hochgetrieben und Milliarden an Aktienkapital bewegt. Musk schrieb nicht nur, die Finanzierung für einen Deal, Tesla von der Börse zu nehmen, sei gesichert. Er orakelte auch, dass Aktionäre ihre Anteile mit großem Aufschlag veräußern können sollten. Details blieben aber aus. Für den Tesla-Chef könnte all das noch Konsequenzen haben.

Musk müsse den Nachweis erbringen, das die Finanzierung stehe, sagte Rechtsprofessor John C. Coffee von der Columbia Law School dem Portal „Yahoo Finance“. „Aber wenn er dies nicht belegen kann, riskiert er einen großen Rechtsstreit“. Auch ob die US-Börsenaufsicht SEC mit Musks ungewöhnlichem Vorgehen einverstanden ist, massiv kursrelevante Aussagen einfach während der öffentlichen Handelszeiten per Twitter zu verbreiten, bleibt abzuwarten.

 Das Logo der Marke Tesla auf der Luxuslimousine Model S.

Das Logo der Marke Tesla auf der Luxuslimousine Model S.

Foto: dpa/Jens Kalaene

Nebulös bleibt bislang auch, ob und wie sich sein Privatisierungsplan überhaupt umsetzen lassen würde. „Unterstützung der Investoren ist gesichert“, twitterte Musk zwar. Mit einer Beteiligung von rund 20 Prozent ist er zudem selbst der größte Aktionär und kann viel Einfluss ausüben. Auch Teslas Verwaltungsrat scheint der Sache nicht abgeneigt und teilte gestern mit, Musks Pläne prüfen zu wollen. Doch finanziell wäre das Ganze ein enormer Kraftakt. Musk will Tesla bei einem Aktienkurs von 420 Dollar privatisieren, das würde einer Gesamtbewertung von 82 Milliarden Dollar entsprechen. Ein solch dicker Brocken wurde noch nie zuvor von der Börse genommen.

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