Verbraucher sparen aktuell Einzelhändler gegen frühere Weihnachtsgeld-Zahlung

Berlin · Der Handelsverband hält wenig von dem Vorschlag. Ein „Innenstadt-Gipfel“ soll ab Dienstag nach Lösungen für die Branche suchen.

 Viele deutsche Innenstädte wirkten schon vor Corona wie ausgestorben. Die Pandemie hat die Lage noch deutlich verschärft.

Viele deutsche Innenstädte wirkten schon vor Corona wie ausgestorben. Die Pandemie hat die Lage noch deutlich verschärft.

Foto: dpa/Gregor Fischer

Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat zurückhaltend auf Vorschläge von Politikern reagiert, Weihnachtsgeld-Zahlungen vorzuziehen und damit den Einzelhandel zu stärken. „Wir begrüßen alle Maßnahmen, die unseren Innenstadt-Einzelhändlern helfen, durch diese Corona-Krise zu kommen“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. „Eine vorgezogene Auszahlung des Weihnachtsgeldes hilft wahrscheinlich den Geschäften in der Innenstadt jedoch nur in sehr geringem Umfang. Leider meiden viele Kunden zurzeit den Einkaufsbummel, weil sie in Corona-Zeiten möglichst wenigen Menschen begegnen wollen.“

Zudem sei zurzeit die Sparquote sehr hoch. Viele Verbraucher hielten ihr Geld angesichts unsicherer Zukunftsperspektiven lieber zusammen, so Genth. „Für die in Not geratenen Händler wären deshalb direkte Hilfszahlungen wie mit den staatlichen Überbrückungshilfen, die unbedingt verlängert werden müssen, zielführender.“

Der rheinland-pfälzische CDU-Fraktionschef Christian Baldauf hatte der Bild-Zeitung zuvor gesagt: „Wir müssen den Einzelhandel jetzt unterstützen. Deshalb appelliere ich an Firmen, das Weihnachtsgeld schon mit dem Oktobergehalt auszuzahlen.“ Dann könnten viele Menschen ihre Weihnachtseinkäufe schon in den nächsten Wochen erledigen, und der Handel müsste sich dann „vor einem hoffentlich vermeidbaren zweiten Lockdown vor Weihnachten nicht ganz so stark fürchten.“ Ähnlich äußerte sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Florian Post. „Das würde die Lage in den Einkaufszonen im Weihnachtsgeschäft entspannen und wäre eine große Hilfe für den stationären Einzelhandel“, sagte er.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) plant, die bisher bis zum Jahresende laufenden Überbrückungshilfen für besonders hart von Corona getroffene Firmen um ein halbes Jahr bis zum 30. Juni 2021 zu verlängern. Zudem will er am kommenden Dienstag einen „Innenstadt-Gipfel“ abhalten. „Das ist der Auftakt für einen Prozess zur Belebung unserer Innenstädte“, sagte Altmaier der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Die Geschäfte in den Innenstädten kämpften schon seit Jahren mit dem wachsenden Online-Handel, durch Corona habe sich das verschärft. „Für mich gehören diese Läden zu unserer gewachsenen Kultur“, so Altmaier.

Konkret will der Minister dem stationären Einzelhandel helfen, die Vorteile der Digitalisierung für sich zu nutzen. „Wir können die Digitalisierung nicht zurückdrehen. Aber wir können dafür sorgen, dass sie zum Verbündeten des Einzelhändlers wird“, sagte Altmaier.

So könnten die Kunden beispielsweise im Onlineshop über den Einzelhändler ihrer Wahl einkaufen und die Bestellung dann im Laden abholen, weil sie tagsüber nicht zu Hause seien und kein Paket in Empfang nehmen könnten. „Wenn dann auch noch die Logistik schneller oder regionaler ist als bei Amazon, wäre das ein zusätzlicher Vorteil.“

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