Mit kleinen Schritten zum Erfolg Wirtschaftsnobelpreis geht an Armutsforscher

Stockholm · Die Ökonomen Abhijit Banerjee, Michael Kremer und Esther Duflo werden für ihren experimentellen Ansatz im Kampf gegen weltweite Armut geehrt.

 Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften wird in diesem Jahr an die Ökonomen Abhijit Banerjee, Michael Kremer und Esther Duflo (v.l.) verliehen. Alle drei Forscher lehren in den USA.

Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften wird in diesem Jahr an die Ökonomen Abhijit Banerjee, Michael Kremer und Esther Duflo (v.l.) verliehen. Alle drei Forscher lehren in den USA.

Foto: dpa/L.BARRY HETHERINGTON

Drei Ökonomen erhalten in diesem Jahr den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Die gebürtige Französin Esther Duflo, ihr aus Indien stammender Ehemann Abhijit Banerjee und der US-Amerikaner Michael Kremer werden für ihren experimentellen Ansatz zur Linderung der globalen Armut ausgezeichnet, wie die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Montag in Stockholm bekanntgab. 

„Ihre Forschung hat uns geholfen, Armut zu bekämpfen“, urteilte die Jury. Die Möglichkeiten der Armutsbekämpfung seien dank der Erkenntnisse der drei Wissenschaftler in der Praxis dramatisch verbessert worden. So hätten sie etwa gezeigt, wie sich die Schulbildung und die Gesundheit von Kindern mit kleinen, konkreten Schritten verbessern ließe. Mit ihrem neuen, auf Experimenten basierenden Ansatz hätten sie die Entwicklungsökonomie innerhalb von nur knapp zwei Jahrzehnten in ein florierendes Forschungsgebiet verwandelt.

„Wie man die globale Armut verringern kann, ist eine fundamentale, aber auch beängstigende Frage“, sagte der Vorsitzende des Preiskomitees, Peter Frederiksson. Die Preisträger hätten den Schlüssel zum Erfolg darin gefunden, dieses große Problem in kleinere, präzisere Fragestellungen aufzuteilen.

Komiteemitglied Jakob Svensson sagte, durch diesen Ansatz könne man aus den im Kleinen gefundenen Erkenntnissen auch allgemeinere Schlussfolgerungen ziehen, um das große Ganze anzugehen. Bei der Armutsbekämpfung habe man dadurch in den vergangenen 20 Jahren große Fortschritte erzielt. Es werde aber noch lange dauern, bis Armut weltweit beseitigt sei. „Es ist noch ein langer Weg“, sagte Svensson.

Duflo selbst sagte, sie versuche stets, jedes Problem für sich und dafür rigoros anzugehen. Die 46-Jährige, die die französische und US-amerikanische Staatsbürgerschaft hat, ist mit ihrem Mitpreisträger Banerjee (58) verheiratet. Sie sind damit das erste Ehepaar, das gemeinsam mit dem Wirtschaftspreis geehrt wird. Duflo ist zudem die jüngste Preisträgerin in der Geschichte des Wirtschaftsnobelpreises und erst die zweite Frau in dieser Kategorie. Wie ihr Mann, der ebenfalls einen US-Pass hat, arbeitet sie am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT). Der 54-jährige Michael Kremer lehrt an der Harvard University.

Die kommissarische SPD-Chefin Malu Dreyer hält es für ein gutes Zeichen, dass der Wirtschaftsnobelpreis an drei Armutsforscher geht. „Sie zeigen, wie Wirtschaft allen dienen kann und mit welchen Mechanismen Armut verringert werden kann“, erklärte sie. Ähnlich äußerte sich Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) zur Arbeit der Ökonomen: „Ihre innovative Forschung zeigt, wie das Leben der Armen verbessert werden kann.“

Mit der Auszeichnung sind alle Träger der diesjährigen Nobelpreise verkündet worden. In der vergangenen Woche waren in Stockholm bereits die Auszeichnungen in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie und Literatur vergeben worden, am Freitag folgte dann die Bekanntgabe des Friedensnobelpreisträgers in Oslo.

Alle Preise sind in diesem Jahr mit neun Millionen schwedischen Kronen (rund 830 000 Euro) dotiert. Dieses Preisgeld bekommen die Geehrten am 10. Dezember, dem Todestag des Dynamit-Erfinders Alfred Nobel, überreicht – zusammen mit einer Medaille und einer Urkunde.

 HANDOUT - 01.01.2011, Frankreich, Paris: Das vom CNRS (National Scientifc Research Center) zu Verfügung gestellte Foto von 2011 zeigt die französische Ökonomin Esther Duflo. Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht in diesem Jahr an die drei Ökonomen Abhijit Banerjee, Esther Duflo und Michael Kremer. Das Trio erhält die renommierte Auszeichnung für seinen experimentellen Ansatz zur Linderung der globalen Armut, wie die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am 14.10.2019 in Stockholm bekanntgab. Foto: Cyril Fresillon/CNRS Phototheque/AP/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

HANDOUT - 01.01.2011, Frankreich, Paris: Das vom CNRS (National Scientifc Research Center) zu Verfügung gestellte Foto von 2011 zeigt die französische Ökonomin Esther Duflo. Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht in diesem Jahr an die drei Ökonomen Abhijit Banerjee, Esther Duflo und Michael Kremer. Das Trio erhält die renommierte Auszeichnung für seinen experimentellen Ansatz zur Linderung der globalen Armut, wie die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am 14.10.2019 in Stockholm bekanntgab. Foto: Cyril Fresillon/CNRS Phototheque/AP/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

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 HANDOUT - 14.10.2019, USA, Cambridge: Das von Harvard University news Office zur Verfügung gestellte undatiertes Bild zeigt Michael Kremer, Professor für Wirtschaftswissenschaften am College in Cambridge, Massachusetts. Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht in diesem Jahr an die drei Ökonomen Abhijit Banerjee, Esther Duflo und Michael Kremer. Das Trio erhält die renommierte Auszeichnung für seinen experimentellen Ansatz zur Linderung der globalen Armut, wie die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am 14.10.2019 in Stockholm bekanntgab. Foto: Jon Chase/Harvard University News Office/AP/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

HANDOUT - 14.10.2019, USA, Cambridge: Das von Harvard University news Office zur Verfügung gestellte undatiertes Bild zeigt Michael Kremer, Professor für Wirtschaftswissenschaften am College in Cambridge, Massachusetts. Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht in diesem Jahr an die drei Ökonomen Abhijit Banerjee, Esther Duflo und Michael Kremer. Das Trio erhält die renommierte Auszeichnung für seinen experimentellen Ansatz zur Linderung der globalen Armut, wie die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am 14.10.2019 in Stockholm bekanntgab. Foto: Jon Chase/Harvard University News Office/AP/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Jon Chase

Der Wirtschaftsnobelpreis ist der einzige der Nobelpreise, der nicht auf Nobels Testament zurückgeht. Er wird vielmehr seit Ende der 1960er Jahre von der schwedischen Reichsbank gestiftet und gilt somit streng genommen nicht als klassischer Nobelpreis. Seit der ersten Verleihung im Jahr 1969 war bisher erst ein Deutscher unter den Preisträgern: der Bonner Wissenschaftler Reinhard Selten erhielt den Wirtschaftsnobelpreis vor 25 Jahren.

(dpa)
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