Arbeitsmarkt Deutlich mehr Saarländerinnen haben einen Job

Saarbrücken · In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl berufstätiger Frauen im Saarland um fast ein Fünftel gestiegen. Aber es dominiert die Teilzeit.

 Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) will mehr Frauen in Vollzeit-Arbeit bringen.

Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) will mehr Frauen in Vollzeit-Arbeit bringen.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Im Saarland gibt es immer mehr berufstätige Frauen. Während vor zehn Jahren hierzulande nur 148 600 Frauen einen sozialversicherungspflichtigen Job hatten, waren es im vergangenen Jahr 176 700 – eine Steigerung von 18,9 Prozent. Das zeigen die aktuellen Arbeitsmarktzahlen, die die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit Rheinland-Pfalz-Saarland (BA) gestern bekannt gab. „Der Anstieg der Erwerbstätigkeit der Frauen ist erfreulich“, sagte die Chefin der Regionaldirektion, Heidrun Schulz. Betriebe hätten dadurch bessere Chancen, dringend benötigte Fachkräfte zu bekommen. „Allerdings arbeiten noch immer sehr viele Frauen Teilzeit oder geringfügig.“

Tatsächlich ist die Teilzeitquote bei Frauen besonders hoch. 84 800 weibliche Arbeitnehmer hatten im vergangenen Jahr keine volle Arbeitszeit. Auch der allgemeine Zuwachs der Frauenbeschäftigung in den vergangenen zehn Jahren geht vor allem auf diese Entwicklung zurück: Bei Frauen in Teilzeit gab es ein Plus von 32 300 Stellen (61,5 Prozent). Die Vollzeitbeschäftigung dagegen ist im gleichen Zeitraum um 2700 Stellen oder 2,8 Prozent auf 91 900 Stellen gesunken. Die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit der Frauen liegt laut BA im Saarland bei 29,1 Stunden. „Diese Stundenzahl lässt sich durchaus steigern“, sagt Schulz.

Sabine Birk, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Regionaldirektion der BA, sieht mehrere Gründe für die hohe Teilzeitquote bei Frauen im Saarland. So fehle es an Kinderbetreuungsplätzen, was unter anderem Alleinerziehende von einer Vollzeitarbeit abhalte. Außerdem sei der öffentliche Personennahverkehr unzureichend. Gerade bei Müttern, die Job und Kinderbetreuung koordinieren müssten, seien gute Beförderungsmöglichkeiten aber essenziell.

Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) kündigte an, sich für eine Rückkehr einer größeren Zahl von Frauen aus Teilzeit in Vollzeit einzusetzen. „Wir müssen Hürden abbauen für diejenigen, die eigentlich Vollzeit arbeiten wollen, aber aus unterschiedlichen Gründen nicht können“, sagt sie. „Die Politik ist in der Pflicht, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen.“ Neben der Kinderbetreuung nennt Rehlinger in diesem Zusammenhang auch ein Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit.

Auch bei Mini-Jobs sind es vornehmlich Frauen, die diese Beschäftigungsform in Anspruch nehmen, wie die aktuellen Zahlen zeigen. 57 000 der insgesamt 96 000 geringfügig Beschäftigten im vergangenen Jahr waren Frauen – ein Anteil von fast 60 Prozent. Obwohl Mini-Jobs auch neben einer weiteren Beschäftigung ausgeübt werden können, arbeiteten 40 900 Frauen ausschließlich geringfügig. Hier sieht Birk noch Handlungsbedarf, da Mini-Jobs alleine weder Schutz bei Arbeitslosigkeit böten noch eine auskömmliche Rente sicherten.

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