Sanierungstarifvertrag Mitarbeiter der Beckinger Schraubenfabrik holen beim Lohn auf

Beckingen · Die mehr als 200 Beschäftigten der Beckinger Schraubenfabrik haben am Freitag einem neuen Sanierungstarifvertrag zugestimmt. „Er ist mit 80,5 Prozent angenommen worden“, sagte Lars Desgranges, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Völklingen.

 Noch schreibt Nedschroef in Beckingen roten Zahlen.

Noch schreibt Nedschroef in Beckingen roten Zahlen.

Foto: rup

Der alte Sanierungstarifvertrag war Ende 2018 ausgelaufen. Die Mitarbeiter des zum niederländischen Schraubenkonzern Nedschroef gehörenden Werks nehmen damit zwar weiterhin Abstriche gegenüber dem regulären Flächentarif in Kauf, aber man befindet sich in einem „deutlichen Aufholprozess“, sagte Desgranges.

Der neue zwischen Geschäftsführung und Arbeitnehmervertretern ausgehandelte Vertrag läuft über drei Jahre. Demnach „bekommt jeder Mitarbeiter im Schnitt ein um fünf bis neun Prozent höheres Entgelt“, sagte der Gewerkschafter. Außerdem zusätzliche Urlaubstage. IG-Metall-Mitglieder erhalten einen Geld-Bonus. Und „betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen“. Je nach Unternehmensergebnis beginnen ab 2020 wieder Zahlungen von Weihnachtsgeld, später auch von Urlaubsgeld. „Der Abschluss ist unter dem Strich positiv zu bewerten“ und ein weiterer Schritt, um die Arbeitsplätze langfristig zu sichern, sagte Desgranges.

So sieht es auch Jörg Bosch, Geschäftsführer in Beckingen sowie im Schwesterwerk Saarlouis-Fraulautern: Die Zustimmung zu dem neuen Sanierungstarifvertrag „ist für das Unternehmen und den Fortbestand absolut wichtig“. Der Sprung auf das aktuelle Lohnniveau des Flächentarifvertrags war dem Unternehmen offenbar zu groß. Um mehr als 20 Prozent lag man laut IG Metall zuletzt dahinter zurück. Stark gestiegene Rohstoffpreise vor allem für Stahl erschweren nach Darstellung von Bosch die Anpassung an den Flächentarif. Denn noch schreibt das Werk rote Zahlen.

Nedschroef hatte es im Oktober 2015 in „einem extrem desolaten Zustand übernommen“, sagte Bosch. Es waren praktisch keine Kunden mehr da. Der Vorbesitzer, das US-Unternehmen Whitesell, hatte ein Desaster angerichtet. Es hatte mit extremen Preiserhöhungen Kunden erpresst und vergrault. Nedschroef übernahm das Werk aus der Insolvenz und rettete es damit vor dem Untergang. Seitdem „hat sich der Jahresumsatz von 16 Millionen Euro verdreifacht“, so Bosch. Knapp zehn Millionen Euro seien investiert worden. Auch sei die Mitarbeiterzahl von 150 auf 212 gestiegen. Für dieses Jahr rechnet er mit leicht steigenden Umsätzen und einem besseren Ergebnis. „Wenn alles gut läuft, ist es 2020 so weit“, dass Gewinne erzielt werden. Bosch ist aber angesichts der schwierigen Autokonjunktur zurückhaltend. Das ausdrückliche Ziel der IG Metall ist es, möglichst bald den Flächentarif zu erreichen. Wann das gelingt, „steht und fällt aber mit dem Umsatzwachstum“, sagte Bosch.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort