Gescheiterte Mega-Fusion Schnelles Aus für Fiat-Chrysler-Renault

Detroit · Fiat wollte den drittgrößten Autokonzern der Welt schaffen. Nach dem schnellen Fusions-Aus geht die Suche nach den Schuldigen los.

 Die Logos von Chrysler, Fiat und Renault. Gemeinsam hätten sie den drittgrößten Autobauer der Welt schmieden können. Doch die Fusion ist wenige Tage nach Ankündigung schon wieder Geschichte.

Die Logos von Chrysler, Fiat und Renault. Gemeinsam hätten sie den drittgrößten Autobauer der Welt schmieden können. Doch die Fusion ist wenige Tage nach Ankündigung schon wieder Geschichte.

Foto: dpa/Deck

Erst vor wenigen Tagen hatte der Autobauer Fiat Chrysler (FCA) die geplante Fusion mit seinem Konkurrenten Renault angekündigt. Am späten Mittwochabend dann die überraschende Kehrtwende. Fiat teilte mit, das Unternehmen ziehe sein Angebot für eine Fusion mit Renault zurück. Zuvor hatte die französische Regierung als größter Anteilseigner bei Renault gebeten, das Fusionsangebot noch weitere fünf Tage prüfen zu können.

Fiat Chrysler hatte Renault Ende Mai eine Fusion vorgeschlagen, bei der beide Seiten je 50 Prozent erhalten sollten. Durch die Fusion wäre der drittgrößte Autobauer der Welt entstanden. Beim Einkauf hätten durch die Marktmacht Milliarden Euro eingespart werden können, argumentierte Fiat Chrysler. Die Unternehmen hätten sich zudem die Kosten bei der Entwicklung autonomer Autos und Elektro-Fahrzeuge teilen können.

Doch nun ist Fiat-Chrysler-Renault schon wieder Geschichte, und die Beteiligten streiten über die Schuld für das Scheitern. Das französische Wirtschaftsministerium betont, man habe nur eine längere Bedenkzeit haben wollen. Frankreich hält rund 15 Prozent an der Renault-Gruppe. Fiat Chrysler und der italienische Industrieminister Luigi Di Maio deuteten eine Einflussnahme der französischen Regierung an. Das wurde in Paris bestritten.

FCA teilte am Donnerstag in London mit, es sei klar geworden, dass derzeit die politischen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Zusammenschluss in Frankreich nicht gegeben seien. Der Konzern sei weiter davon überzeugt, dass der Fusionsvorschlag überzeugend gewesen sei und für alle Parteien Vorteile gebracht hätte. Renault zeigte sich enttäuscht vom Abspringen von Fiat Chrysler. Die Offerte sei zeitgemäß und hätte ein „europäisches Kraftzentrum“ in der Automobilbranche geschaffen, teilte Renault mit.

Für Di Maio, der auch stellvertretender Ministerpräsident Italiens ist, zeigt der Ausgang der Verhandlungen, „dass es nicht immer gut ist, wenn die Politik versucht, in wirtschaftliche Abläufe einzugreifen“, wie er am Donnerstag im Sender Rai Radio 1 sagte.

Frankreich wies das zurück. Das Scheitern der Aufnahme von Fusionsgespräche habe nichts mit politischen Eingriffen zu tun gehabt, erklärte das Wirtschaftsministerium. Es sei demzufolge lediglich der Wunsch des Staats gewesen, die Allianz zwischen Renault und dem japanischen Autohersteller Nissan aufrecht zu erhalten.

In einer Stellungnahme hatte das Ministerium erklärt, drei der vier Bedingungen für eine endgültige Einigung zwischen Renault und FCA seien erfüllt worden. Neben dem Erhalt von Arbeitsplätzen in Frankreich, der Zusammenarbeit mit Deutschland an einem europäischen Batteriezellenprojekt und einem „Gleichgewicht“ der beiden Unternehmen in dem möglichen neuen Autokonzern wurde auch die Umsetzbarkeit im Rahmen der Allianz zwischen Renault und Nissan genannt.

Frankreichs Arbeitsministerin Muriel Pénicaud sagte dem Radiosender RFI, solche Allianzen wie zwischen Renault und FCA könnten nicht in Eile abgeschlossen werden. Es sei normal gewesen, dass der Verwaltungsrat sich mehr Bedenkzeit erbeten habe – schließlich müssten auch Konsequenzen für die Industriepolitik und Beschäftigung bedacht werden.

(dpa)
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