Berlin Die Arbeitskosten steigen weiter an

Berlin · () Die Arbeitskosten in der Privatwirtschaft haben 2017  um 2,8 Prozent zugelegt. Da ist  deutlich mehr als im EU-Durchschnitt. Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) sieht darin keinen Grund zur Sorge.

Deutschland habe weiter „Nachholbedarf“, sagte Institutsdirektor Gustav Horn bei der Vorstellung einer Untersuchung.

Zu den Arbeitskosten zählen die Bruttolöhne sowie die Arbeitgeberanteile an den Sozialbeiträgen, aber auch Aufwendungen für die Aus- und Weiterbildung der Beschäftigten. Laut IMK-Report mussten die Betriebe in der privaten Wirtschaft 2017 für eine geleistete Arbeitsstunde 34,60 Euro aufwenden. Im gesamten Euro-Raum waren es durchschnittlich 30,40 Euro und über alle 28 EU-Länder hinweg nur 26,60 Euro. Der deutliche Anstieg in Deutschland geht auf die Nachwirkungen des Mindestlohns sowie die Lohnzuwächse zurück. Die tariflichen Steigerungen lagen 2017 im Schnitt bei 2,4 Prozent.

Auch die gesamtwirtschaftlichen Lohnstückkosten, also das Verhältnis von Arbeitskosten und Produktivität, sind 2017 mit 1,8 Prozent schneller gestiegen als im Schnitt des Euro-Raums (0,8 Prozent). IMK-Chef Horn: „Die Arbeitskosten steigen, und das ist gut so.“ Deutschland gehe es wirtschaftlich besser, „seitdem die Fixierung auf möglichst niedrige Arbeits- und Lohnstückkosten etwas nachgelassen hat“. Jetzt wachse die deutsche Wirtschaft solide, „und das nicht trotz, sondern wegen der etwas stärkeren Zunahme bei den Löhnen“. Deutschland habe bei den Löhnen einen Nachholbedarf für mindestens fünf Jahre. So verzeichne die Bundesrepublik zwischen 2001 und Ende 2017 den drittniedrigsten Anstieg bei den Arbeitskosten in der EU. Jetzt liegt Deutschland auf Rang Sechs unter den EU-Ländern. Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) stuft die hohen Arbeitskosten als Standortnachteil ein. Unternehmensbefragungen zeigten, dass sie „ein erhebliches Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung darstellen“.

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