Ausbildungs-Report Viele Azubis klagen über Arbeitsdruck

Berlin · Die Stressfaktoren der heutigen Arbeitswelt sind einer DGB-Studie zufolge längst auch bei den Lehrlingen angekommen. Die Unzufriedenheit der Azubis wächst.

 Ob auf einer Baustelle oder in einer Gaststätte – viele Azubis müssen laut DGB Überstunden leisten.

Ob auf einer Baustelle oder in einer Gaststätte – viele Azubis müssen laut DGB Überstunden leisten.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Regelmäßige Überstunden und ständige Erreichbarkeit setzen laut einer neuen Studie Hunderttausende Auszubildende in Deutschland unter Druck. Zwar ist mit 70,2 Prozent die große Mehrheit der Azubis mit ihrer Lehre zufrieden, doch handelt es sich um den niedrigsten Wert seit Beginn der jährlichen Erhebungen vor 13 Jahren. Das geht aus dem Ausbildungsreport 2018 der Jugend-Abteilung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hervor. Er wurde anlässlich des Starts des neuen Ausbildungsjahres gestern in Berlin präsentiert. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren bis Juli 531 426 Lehrstellen und 501 878 Interessenten gemeldet.

Mehr als ein Drittel der Befragten musste nach eigenen Angaben regelmäßig Überstunden leisten (36,3 Prozent). 2016 betrug der Weert noch 34,8 Prozent. Im Jahr 2010 lag er allerdings bei 40,2 Prozent. Anders als gesetzlich vorgeschrieben bekommen 13 Prozent dieser Azubis die Überstunden nicht bezahlt oder zeitlich ausgeglichen. Von 54,4 Prozent wird erwartet, außerhalb der Ausbildungszeiten mobil erreichbar zu sein.

Viele Lehrlinge klagten über Schichtarbeit ohne zusammenhängendes Wochenende oder mangelnde Zeit für die Prüfungsvorbereitung, sagte DGB-Ausbildungsexperte Daniel Gimpel. Bei jedem Dritten fehle der gesetzlich vorgeschriebene Ausbildungsplan, der die Gliederung der Lehre regeln soll und die Inhalte so überprüfbar macht. Probleme gebe es vor allem bei kleineren Betrieben und im Handwerk.

Laut DGB-Report bewerten angehende Hotelfachleute, zahnmedizinische Fachangestellte, Einzelhändler, Tischler und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk ihre Ausbildung überdurchschnittlich schlecht. Bei den Betroffenen besonders gut schneiden dagegen Ausbildungen zu Verwaltungsfachangestellten ab, zu Mechatronikern, Industriemechanikern und Elektronikern für Betriebstechnik. Verbessert habe sich die Situation bei angehenden Köchen.

DGB-Vize Elke Hannack forderte die Bundesregierung auf, die angekündigte Novelle des Berufsbildungsgesetzes nun auf den Weg zu bringen. Nötig sei unter anderem eine Mindestvergütung für Azubis etwa im ersten Ausbildungsjahr von mindestens 635 Euro im Monat. Diese gibt es bisher nicht.

 04SZ-Ausbildungsplätze

04SZ-Ausbildungsplätze

Foto: SZ/Steffen, Michael

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) unterstrich, dass die meisten Jugendlichen mit ihrer Ausbildung zufrieden seien. Zu Überstunden, Schichtarbeit oder Erreichbarkeit gelte: „Eine Ausbildung führt an das Berufsleben heran“, wie DIHK-Vize Hauptgeschäftsführer Achim Dercks sagte. „So gibt es in Hotels, der Gastronomie oder im Handel tatsächlich Arbeitszeiten außerhalb der üblichen Bürozeiten.“ Kein Gastwirt oder Hotelier könne es sich leisten, um 18 Uhr sein Haus zu schließen. Bei Problemen und Konflikten unterstützten Berater der Industrie- und Handelskammern Jugendliche und Betriebe. Azubis oder Betriebe müssten sich dazu allerdings bei ihnen auch melden.

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