Deutsche Wirtschaft bleibt auf Kurs

Berlin · Die wichtigsten Wirtschaftsverbände gehen davon aus, dass die deutschen Unternehmen im kommenden Jahr keinen großen Turbulenzen ausgesetzt sind. Einige Branchen wie der Bau sind sogar sehr zuversichtlich.

 Auch im kommenden Jahr wird der Export eine Stütze der deutschen Wirtschaft bleiben, glauben die Verbände. Foto: weihrauch/dpa

Auch im kommenden Jahr wird der Export eine Stütze der deutschen Wirtschaft bleiben, glauben die Verbände. Foto: weihrauch/dpa

Foto: weihrauch/dpa

Deutsche Wirtschaftsverbände rechnen auch für das Jahr 2017 mit einem eher schwachen Konjunkturplus. 28 der 48 vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) befragten Verbände gehen zwar von einem Produktionsanstieg aus, doch nur drei erwarten eine wesentliche Steigerung. Acht Verbände rechnen mit einem schlechteren Ergebnis, wie das IW mitteilte.

"Die deutsche Wirtschaft bewegt sich wie ein Tanker", sagte IW-Direktor Michael Hüther . "Es ist bereits das dritte Jahr in Folge, in dem im Grunde kein großer Dynamik-Gewinn hinzukommt, aber auch nicht großartig etwas verloren geht." Der private Konsum hänge erheblich vom Arbeitsplatzrisiko ab. Hier drohe keine Gefahr und die Reallöhne seien "gut in Gang gekommen", sagte Hüther. Von daher seien die Bedingungen für einen stabilen und starken Privatverbrauch gegeben. Er glaube auch nicht, dass das "durch Unsicherheitsargumente, Terror und ähnliche Dinge" in Frage gestellt werde.

Nach der IW-Umfrage sind vor allem das Baugewerbe und verwandte Branchen für 2017 zuversichtlich. Einen Abwärtstrend fürchteten unter anderem die Automobilindustrie und die Finanzwirtschaft. Große weltwirtschaftliche Impulse sind nach Einschätzung des IW nicht zu erkennen. Mit Blick auf den Kurs des künftigen US-Präsidenten sagte der IW-Experte, es bleibe einfach eine Ungewissheit, "weil keiner so genau wissen kann, was Donald Trump und seine Administration wirklich machen und mit welcher ökonomischen Vernunft das ausgestattet sein wird".

Mehr Investitionen

Man muss aus Sicht des IW-Experten davon ausgehen, dass Trump das durchaus ernst meine, was er gesagt habe: "Das heißt, dass er den Worten Taten Folgen lassen wird, um einfach Signalpolitik zu betreiben." Auf der anderen Seite gelte, dass das, was die deutsche Industrie im Maschinen- und Anlagenbau zu bieten habe, in den USA nicht mehr vorhanden sei: "Insofern ist es nicht so, dass man US-Arbeitsplätze sichern kann, wenn man deutsche Produkte draußen lässt."

Zur Entwicklung in China sagte Hüther, man habe sich daran gewöhnt, dass dort nicht mehr zweistellige Wachstumsraten zu erwarten seien, sondern ein Plus von fünf bis sechs Prozent. "Die deutsche Wirtschaft wird dort weiter gute Geschäfte machen, aber auch hier ist ein bisschen Obacht angebracht", sagte Hüther: "Das Exportieren nach China, aber auch das Investieren in China funktioniert nicht mehr so selbstverständlich. Denn das Wirtschaftsmodell steht ja ein bisschen auf dem Prüfstand."

Trotz der allgemeinen Verunsicherung gehen 18 der 48 Verbände davon aus, dass die Unternehmen ihrer Branche im kommenden Jahr mehr investieren als 2016 - vor allem der Dienstleistungssektor. Die Digitalisierung werde in vielen Branchen immer bedeutsamer. Das treibe die Unternehmen zum Investieren an. Lediglich die Chemieindustrie, der Luft- und Raumfahrzeugbau sowie die Kunststoffverarbeitung werden laut IW ihre Investitionen wohl zurückfahren.

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Hintergrund Auf dem Arbeitsmarkt dürfte es insgesamt nur geringe Veränderungen geben. Das ist das Ergebnis der Verbändebefragung des IW zur Beschäftigungssituation in Deutschland. 20 Verbände rechneten für das Jahr 2017 mit einer gleichbleibenden Beschäftigung, 15 erwarteten einen Personalzuwachs, zwölf einen Stellenabbau. Neben baunahen Branchen wollten viele Dienstleister Mitarbeiter einstellen. Dagegen werde unter anderem die Finanz- und Versicherungswirtschaft weitere Stellen streichen. dpa

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