Deutsche Konjunktur fällt ins Sommerloch

Saarbrücken/München · Die Konjunktur ist in ein Sommerloch gefallen. Besonders die exportorientierte Industrie sieht die Geschäftslage kritischer. Das Saarland ist von dem Negativtrend überdurchschnittlich stark betroffen.

 Die Export-Wirtschaft floriert derzeit nicht wie in den vergangenen Jahren.

Die Export-Wirtschaft floriert derzeit nicht wie in den vergangenen Jahren.

Foto: Charisius/dpa

Der wirtschaftliche Aufschwung im Saarland hat im August weiter an Kraft verloren. Die Stimmung in den Unternehmen hat sich verschlechtert. Das Konjunkturbarometer für die aktuelle Geschäftslage in den saarländischen Betrieben fiel gegenüber dem Juli um 2,1 Punkte auf 31,2 Zähler, wie die August-Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) unter 300 Firmen mit insgesamt 120 000 Beschäftigten ergab. Dies sei der dritte Rückgang in Folge.

Ursache dafür ist nach Einschätzung der IHK die schwache Konjunktur in der Industrie. Das Konjunkturbarometer für die Industrie ist demnach sogar um 3,3 Punkte auf 28,0 Zähler zurückgegangen. Etwas verbessert haben sich die Aussichten der Unternehmen für die kommenden sechs Monate. Das entsprechende Konjunkturbarometer kletterte um 0,9 Punkte auf 1,9 Zähler.

"Die Saar-Wirtschaft kommt nur noch in Trippelschritten voran", sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Heino Klingen. Dies liege in erster Linie an der weltweiten Wachstumsschwäche, die die exportorientierte Saar-Wirtschaft stärker treffe als die deutsche Wirtschaft im Ganzen. Auch das Votum der Briten für einen EU-Austritt drücke weiterhin auf die Stimmung. "Mehr als ein Mini-Wachstum von 0,5 bis 1,0 Prozent ist deshalb in diesem Jahr im Saarland kaum erreichbar", sagte Klingen.

"Signal für mehr Wachstum"

Schwierig sei angesichts weltweiter Überkapazitäten weiterhin die Lage der Stahlindustrie. Rund laufe es im Handel, in der Gastronomie und in der Hotellerie, sagte Klingen. Aus seiner Sicht "sollte die Politik ein klares Signal für mehr Wachstum senden - etwa durch öffentliche Investitionen in die Verkehrswege und die digitale Infrastruktur oder durch eine Absenkung der Steuerbelastung von Unternehmen und Bürgern".

Auch bundesweit haben trübere Exportaussichten für die Industrie der Wirtschaft einen Stimmungsdämpfer versetzt. Der Ifo-Geschäftsklima-Index, das wichtigste Konjunkturbarometer Deutschlands, fiel im August von 108,3 Punkten im Vormonat auf 106,2 Zähler und damit auf den tiefsten Stand seit Februar dieses Jahres, wie das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in München mitteilte. Experten hatten dagegen mit einem leichten Anstieg des Konjunkturbarometers gerechnet. "Die deutsche Konjunktur fällt in ein Sommerloch", sagte Ifo-Chef Clemens Fuest.

Vor allem in der Industrie kühlte sich das Klima angesichts schrumpfender Auftragseingänge unter den langfristigen Durchschnitt weiter ab. Der Abwärtstrend zeigte sich in nahezu allen Industriezweigen, am deutlichsten in der Chemie- und Elektroindustrie. Experten sehen trotzdem noch keinen Grund für große Konjunktursorgen: "Die deutsche Konjunktur erlebt einen Sommer wie an der Küste: mit Sonne, aber auch mit Stürmen", sagte Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der staatlichen Förderbank KfW. "Wir sind zuversichtlich, dass die deutsche Wirtschaft auf Wachstumskurs bleibt." Er rechnet mit 1,8 Prozent Wachstum für Deutschland in diesem Jahr.

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