Deutsche Bank und Commerzbank verhandeln Deutsche Großbanken gehen auf Fusionskurs

Frankfurt · Seit Monaten wird spekuliert, nun bewegen sich Deutsche Bank und Commerzbank. Ob die Megafusion tatsächlich kommt, bleibt aber offen.

 Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hält einen Zusammenschluss mit der Commerzbank noch längst nicht für ausgemacht.

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hält einen Zusammenschluss mit der Commerzbank noch längst nicht für ausgemacht.

Foto: AP/Michael Probst

Nun also doch. Deutsche Bank und Commerzbank sprechen ernsthaft über einen möglichen Zusammenschluss. Offensichtlich wollen sich die beiden Vorstandschefs Christian Sewing und Martin Zielke nicht weiter von der Politik treiben lassen, sondern das Heft des Handelns wieder selbst in die Hand bekommen. Die Zweifel daran, dass ein Zusammenschluss die Probleme lösen würde, bleiben jedoch auch nach der offiziellen Ankündigung von Gesprächen am Sonntag groß. Schon im Sommer 2018, als die Spekulationen an Fahrt aufnahmen, gab es Vorbehalte. Ohne die beiden Banken zu nennen, merkte Bafin-Präsident Felix Hufeld an: Fusionen könnten zwar helfen, Kosten zu senken, „ein Allheilmittel sind sie aber nicht“. Außerdem werde „aus zwei schwachen Instituten nicht automatisch ein starkes“, sagte der Chef der deutschen Finanzaufsicht.

Die Deutsche Bank müht sich seit Jahren, an frühere Milliardengewinne anzuknüpfen und schaffte 2018 nach drei Verlustjahren in Folge gerade so die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Skandale und Prozesse verschlangen über Jahre Milliarden. Der Aktienkurs ist im Keller. Die Commerzbank stieg im Herbst in die zweite Börsenliga ab und ist ebenfalls seit Jahren im Umbruch. Bei der jüngsten Bilanzvorlage räumte der Vorstand ein, dass das teilverstaatlichte Institut bei der Senkung seiner Kosten nicht am Ziel ist und dass die Bank entgegen der Planung auch 2020 noch wesentlich mehr Geld für einen Euro Gewinn aufwenden muss als mancher Konkurrent.

Durch eine Fusion der beiden Banken würde „kein internationaler Champion entstehen“, meint Klaus Nieding, Vizepräsident der Aktionärsvereinigung DSW. „Beide Banken zusammen wären auch nach einer Fusion nicht in der Weltspitze angekommen.“ Gemessen am Börsenwert sind Deutsche Bank (gut 16 Milliarden Euro) und Commerzbank (rund neun Mrd Euro) vergleichsweise klein.

Betrachtet man die aktuellen Bilanzsummen, entstünde im Falle einer Fusion zumindest das zweitgrößte Geldhaus im Euroraum nach der französischen BNP Paribas. Beim Megathema IT könnten Deutsche Bank und Commerzbank ihre Kräfte bündeln. Mit zusammen mehr als 30 Millionen Privatkunden und größeren Marktanteilen im Firmenkundengeschäft könnte ein größeres Institut beim Thema Preisgestaltung gegenüber der Konkurrenz punkten.

Größter Vorteil für Deutsche Bank und Commerzbank: Sie könnten auf Dauer Kosten in Milliardenhöhe einsparen – dies aber wohl vor allem durch einen gewaltigen Jobabbau. „Im ungünstigsten Fall muss man wohl den Abbau von 30 000 Stellen befürchten“, sagt Verdi-Bundesfachgruppenleiter Banken, Jan Duscheck. Ende 2018 beschäftigten die beiden Geldhäuser zusammen gut 133 000 Vollzeitkräfte.

In einem Schreiben an die Mitarbeiter der Deutschen Bank beschwichtigte Konzernchef Sewing Sorgen der Belegschaft: Zum jetzigen Zeitpunkt stehe „keineswegs fest, ob es überhaupt zu einer Transaktion kommen wird. Die Erfahrungen zeigen, dass es viele wirtschaftliche und technische Gründe geben kann, die einem solchen Schritt entgegenstehen können.“

Das Bundesfinanzministerium dürfte mit Wohlwollen registrieren, dass sich die beiden Banken aufeinander zu bewegen. Schon lange gibt es in Berlin den Wunsch nach einem „nationalen Champion“ – einer starken heimischen Bank, die auch international wettbewerbsfähig ist und mit den großen chinesischen und US-amerikanischen Häusern mithalten kann.

  Martin Zielke, Chef der Commerzbank, räumte ein, dass das Geldhaus mit der Kostensenkung noch nicht wie erhofft vorangekommen sei.

Martin Zielke, Chef der Commerzbank, räumte ein, dass das Geldhaus mit der Kostensenkung noch nicht wie erhofft vorangekommen sei.

Foto: dpa/Boris Roessler

Mit schnellen Entscheidungen ist in der Fusionsfrage nicht zu rechnen. Und sollte es zu der Megafusion kommen, würde deren Umsetzung wohl Jahre brauchen. Leidvolle Erfahrung mit solchen Großprojekten haben beide Institute gemacht: Die Dresdner-Bank-Übernahme mitten in der Finanzkrise 2008 brachte die Commerzbank an den Rand des Abgrunds, Steuermilliarden retteten das Institut. Die Deutsche Bank hat die Integration der Postbank fast zehn Jahre nach der Übernahme noch nicht bewältigt.

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