Berichte: 20 000 Stellen stehen auf dem Spiel Deutsche Bank vor großem Personalabbau?

Frankfurt · US-Medien spekulieren über einen Abbau von 20 000 Arbeitsplätzen. Vor allem das Investmentbanking soll betroffen sein.

 Die Deutsche Bank steht offenbar erneut vor einem großen Umbau. Spekulationen über einen radikalen Stellenabbau lassen die Aktie steigen.

Die Deutsche Bank steht offenbar erneut vor einem großen Umbau. Spekulationen über einen radikalen Stellenabbau lassen die Aktie steigen.

Foto: dpa/Andreas Arnold

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hat „harte Einschnitte“ angekündigt. Er könnte bald liefern. Bis zu 20 000 Jobs stehen Medienberichten zufolge bei Deutschlands größtem Geldhaus auf der Kippe. Es wäre ein historischer Schnitt: Mehr als jede fünfte der zuletzt knapp 91 500 Vollzeitstellen würde gestrichen. Treffen dürfte es vor allem das seit zwei Quartalen verlustreiche Investmentbanking. Schon in dieser Woche könnte es zu einer entsprechenden Ankündigung kommen, hieß es in Berichten des „Wall Street Journal“ und der Nachrichtenagentur Bloomberg übereinstimmend. Sprecher der Deutschen Bank wollten sich zu den von Insidern gestreuten Informationen nicht äußern.

Offiziell entschieden ist noch nichts. Doch allein die Erwartung, dass der tief greifende Konzernumbau unmittelbar bevorsteht, gaben dem Dax-Konzern am Montag an der Börse Rückenwind. Die zuletzt gebeutelte Aktie sprang zeitweise über die Sieben-Euro-Marke und zählte am Mittag mit knapp 6,88 Euro zu den Gewinnern im Leitindex Dax.

Klarheit gibt es bereits über weitere Einschnitte im Zuge der Postbank-Integration: In der vergangenen Woche war die Neuaufstellung der Zentrale der DB Privat- und Firmenkundenbank mit Standorten in Frankfurt und Bonn vereinbart worden. Dort werden bis Ende 2020 rund 750 Vollzeitstellen gestrichen – ohne betriebsbedingte Kündigungen. Verhandelt wird derzeit über die Zusammenlegung des Bereichs Operations, zu dem Kontoservice und Kreditabwicklung gehören. Im Gespräch ist dort die mögliche Streichung von 1200 Vollzeitstellen.
Privatkundenvorstand Frank Strauß hatte zuvor schon klargestellt, dass der Umbau nicht beendet ist: „Wir werden kontinuierlich über die nächsten Jahre weiter abbauen. Der Bereich wird weiter schlanker werden.“ Seit Anfang 2017 bis zum Ende des erstens Quartals 2019 wurden in dem Segment 5500 Vollzeitstellen abgebaut. Im Frühjahr 2017 hatte sich die Deutsche Bank entschieden, die Postbank doch nicht zu verkaufen, sondern in ihr Privat- und Firmenkundengeschäft einzugliedern. Weitaus härter wird es wohl die Unternehmens- und Investmentbank treffen, in der es Ende März 2019 rund 38 300 Vollzeitstellen gab. Der ehemalige Privatkundenchef Sewing hatte bei der Hauptversammlung keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit gelassen, den Bereich radikal zu entrümpeln.

Das Investmentbanking, das vor der Finanzkrise mit Milliardengewinnen glänzte, hat sich immer mehr zur Bürde für die Deutsche Bank entwickelt. Etliche Prozesse und Strafzahlungen in Milliardenhöhe haben ihre Wurzeln in dem Geschäftsbereich. Nach Sewings Vorstellung soll die Investmentbank nur noch Geschäfte machen, die mindestens ausreichend profitabel oder als Dienstleistung für andere Geschäftsbereiche wichtig sind. Als positive Beispiele nannte Sewing die Beratung von Unternehmenskunden, die Ausgabe von Wertpapieren, die Währungsplattform, den Handel mit Unternehmensanleihen sowie die gewerbliche Immobilienfinanzierung in den USA. Beobachter rechnen damit, dass der US-Aktienhandel und der Handel mit Staatsanleihen gestutzt werden. Die Deutsche Bank müht sich, Großbaustellen im Konzern in den Griff zu bekommen. Rechtsstreitigkeiten aus den Zeiten um die Finanzkrise lähmten das Institut mit teuren Vergleichen und milliardenschweren Strafen. Auch das Tagesgeschäft schwächelt. Nach drei Verlustjahren schaffte die Bank 2018 gerade so die Rückkehr in die schwarzen Zahlen.

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