Deutsche Bank kappt Boni

Frankfurt · Deutschlands größtes Geldhaus hat Milliardenlasten zu stemmen. Dafür muss auch das Management finanziell büßen. Aber der Vorstand macht auch ein bisschen Hoffnung.

 John Cryan, der Vorstandschef der Deutschen Bank. Foto: dpa

John Cryan, der Vorstandschef der Deutschen Bank. Foto: dpa

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Die Deutsche Bank verlangt von ihren Führungskräften ein Opfer für die hohen Belastungen aus Rechtsstreitigkeiten und den teuren Konzernumbau. Die Boni werden drastisch gekürzt. Der Vorstand habe entschieden, "die variable Vergütung für das Jahr 2016 deutlich zu reduzieren", teilte Deutschlands größtes Geldhaus gestern mit. Am Abend zuvor hatte die US-Behörden die Milliarden-Einigung mit der Deutschen Bank im Streit über faule Hypothekenpapiere offiziell besiegelt. Der Vergleich sieht eine Strafzahlung und Entschädigungen von insgesamt 7,2 Milliarden Dollar (6,8 Mrd. Euro) vor.

Der Bonus-Topf war für das Jahr 2015 noch mit 2,4 Milliarden Euro gefüllt, er dürfte für das vergangene Geschäftsjahr um mindestens die Hälfte schrumpfen. Außertarifliche Mitarbeiter ab der mittleren Führungsebene bekommen nach Angaben der Bank für 2016 keine individuellen Boni, auch der gesamte Vorstand verzichtet erneut auf eine variable Vergütung. Betroffen von den Einschnitten sind den Angaben zufolge ein Viertel der gut 100 000 Mitarbeiter.

Um Top-Manager nun nicht reihenweise an die Konkurrenz zu verlieren, wird es "für einen kleineren Teil der Mitarbeiter, deren Positionen ganz besonders entscheidend für die Zukunft der Bank sind, ein begrenztes längerfristiges Anreizsystem geben, teilweise in Form von Aktien". Diese Prämien werden jedoch erst mit bis zu sechs Jahre Verzögerung ausgezahlt.

Konzernchef John Cryan hatte bereits kurz nach seinem Amtsantritt im Juli 2015 die Bonusmentalität in der Finanzbranche kritisiert: "Ich denke, dass die Leute in Banken zu viel Geld bekommen." Vor einem Jahr hatte der Dax-Konzern angekündigt, Bonuszahlungen künftig noch stärker an den Unternehmenserfolg zu koppeln. Nach dem Rekordverlust von 6,8 Milliarden Euro im Jahr 2015 erwarten Analysten bei der Deutschen Bank auch für das gerade abgelaufene Jahr rote Zahlen. Der Vorstand habe sich die Entscheidung zu den Boni nicht leicht gemacht, heißt es in einer Information an die Mitarbeiter. "Aber nun, da wir unser Jahresergebnis und die Belastungen aus dem Vergleich mit dem US-Justizministerium besser absehen können, halten wir harte Maßnahmen für unumgänglich. Das gilt gerade in Zeiten, in denen Tausende Arbeitsplätze wegfallen und unsere Aktionäre keine jährliche Dividende erhalten." Nach der Einigung mit den US-Behörden droht nun vor allem noch eine mögliche Strafe wegen des Verdachts auf Sanktionsverstöße und Geldwäsche bei Geschäften in Russland.

In Sachen Boni macht der Vorstand den Mitarbeitern aber auch etwas Hoffnung: Die Bank plane fest damit, für 2017 wieder zur üblichen "individuellen erfolgsabhängigen Vergütung zurückzukehren".

Meinung:

Nur ein bisschen verzichten

Von SZ-Redakteur Volker Meyer zu Tittingdorf

Der oberste Deutsch-Banker John Cryan ist bekanntermaßen kein großer Freund üppiger Boni. So dürfte es auch seine Angestellten nicht überrascht haben, dass er an die gewohnte Zusatzvergütung die Spar-Axt anlegt. Es dürfte aber doch bei einigen Top-Managern lange Gesichter geben, da sie auf Boni ganz verzichten müssen. Doch munter weiterzuzahlen, wäre unverantwortlich gewesen angesichts der enormen Milliardenstrafen für frühere Verfehlungen - und auch ungerecht, weil Tausende Mitarbeiter ihre Jobs verlieren. Befremdlich wirkt, dass bereits im kommenden Jahr wieder mehr Boni fließen sollen. Die Top-Banker müssen also nur ein bisschen verzichten - und lediglich ein klein wenig Solidarität mit einfachen Angestellten zeigen.

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