Deutsche Bank friert Boni ein

Frankfurt · Das größte deutsche Bankhaus zieht nach den vielen Skandalen der Vergangenheit die Konsequenzen. Auch die Ex-Manager sollen nicht ungeschoren davonkommen. Jetzt liegen Boni in Millionenhöhe auf Eis.

 Von den Forderungen betroffen: Ex-Vorstand Anshu Jain und...

Von den Forderungen betroffen: Ex-Vorstand Anshu Jain und...

In gewisser Weise könnte man die Skandale der Deutschen Bank auch als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme sehen - für die Rechtsabteilung. Die muss sich nämlich mit 7800 Rechtsstreitigkeiten herumschlagen. Für die Bank ein Milliardenrisiko. Die Manager aber, deren Geschäfte sich im Nachhinein als Desaster erwiesen haben, kassierten Millionenboni. Gerade im lange hochgelobten Investmentbanking haben sich einst scheinbar lukrative Deals später als teure Belastung entpuppt

Doch die Bank will nun auch die damaligen Manager zur Verantwortung ziehen und hat deshalb Boni in Millionenhöhe auf Eis gelegt. Bereits im März hatte die Bank in ihrem Geschäftsbericht für das Jahr 2015 angekündigt, dass noch nicht ausgezahlte variable Vergütungsbestandteile für etliche damals noch amtierende und ehemalige Top-Manager einbehalten werden sollen.

Betroffen sind elf inzwischen ausgeschiedene Vorstände, darunter die ehemaligen Vorstandschefs Josef Ackermann , Jürgen Fitschen und Anshu Jain . Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" geht es im Falle von Jain um 5,3 Millionen Euro. Bei Ackermann stehen dem Bericht zufolge 3,5 Millionen Euro in Frage. Der lehnte einen Verzicht auf das Geld umgehend ab.

An milliardenteuren Skandalfällen mangelt es bei der Bank nicht. Mitte September beispielsweise löste die US-Justiz mit der Rekordforderung von 14 Milliarden Dollar eine Diskussion um die Stabilität des Geldhauses aus. Anlass der Forderung sind Hypothekengeschäfte aus den Jahren 2005 bis 2007. Der Bank wird vorgeworfen, mit windigen Geschäften zum Kollaps des US-Häusermarktes im Jahr 2008 beigetragen zu haben. Solche Papiere gelten als einer der Auslöser der weltweiten Finanzkrise 2008.

Die Finanzkrise und milliardenschwere Staatshilfen für die Finanzbranche hatten die Debatte über Millionenboni für Banker angeheizt. Die Deutsche Bank hat inzwischen ihre Bonuspolitik umgestellt. Seit Jahren können Boni für Top-Banker des Hauses auf bis zu fünf Jahre gestreckt werden. Die Zahlungen können auch ganz gestrichen werden, wenn später zum Beispiel auffliegt, dass die Manager gegen Regeln verstoßen haben oder wenn die Geschäfte auf längere Sicht doch nicht erfolgreich sind.

Davon macht die Bank nun Gebrauch. Bereits ausgezahlte Boni zurückzuholen, ist allerdings in Deutschland schwierig - auch wegen des großzügigen Arbeitsrechts. Deshalb muss jeder Vertrag einzeln geprüft werden. Vom nächsten Jahr an gelten allerdings schärfere Regeln: Die sogenannte Institutsvergütungsverordnung sieht vom 1. Januar an vor, dass Banken auch bereits geflossene Gelder zurückfordern können.

 ...sein Vorgänger im Vorstand Josef Ackermann. Fotos: dpa

...sein Vorgänger im Vorstand Josef Ackermann. Fotos: dpa

Der aktuelle Deutsche-Bank-Chef John Cryan dürfte das begrüßen. Der Brite sieht allzu große Bonuszahlungen ohnehin kritisch: "Ich denke, dass die Leute in Banken zu viel Geld bekommen", sagte er vor einem Jahr. Er habe noch nie verstanden, wieso Prämien für die Motivation wichtig seien: "Ich würde nicht einen Tag härter arbeiten, nur weil ich einen Bonus bekomme." Cryan äußerte seinerzeit allerdings auch Zweifel, ob nachträgliche Rückforderungen der richtige Weg sind: Es sei besser, einem Kind die Süßigkeiten erst zu geben, wenn es sie wirklich verdient habe. Sie hinterher wegzunehmen, sei praktisch unmöglich und mit viel Theater verbunden.

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