Deutsche-Bank-Chef macht Hoffnung

Frankfurt · Der Milliardenverlust fällt 2016 deutlich kleiner aus als im Jahr zuvor. In diesem Jahr will Deutschlands größte Bank wieder Gewinne schreiben.

 Deutsche-Bank-Chef John Cryan blickt wieder nach vorn. Der größte Teil der teuren Altlasten sei abgearbeitet. Foto: Boris Roessler/dpa

Deutsche-Bank-Chef John Cryan blickt wieder nach vorn. Der größte Teil der teuren Altlasten sei abgearbeitet. Foto: Boris Roessler/dpa

Foto: Boris Roessler/dpa

Bei der Deutschen Bank wächst nach dem zweiten Milliardenverlust in Folge wieder die Zuversicht. "Wir hoffen in diesem Jahr Gewinn zu machen, das ist unsere Absicht", sagte gestern Konzernchef John Cryan. Finanzvorstand Marcus Schenck bekräftigte: "Wir werden alles daran setzen, dass wir nicht wieder einen Verlust ausweisen."

Der Großteil teurer Rechtslasten sei abgearbeitet, im Tagesgeschäft laufe es wieder besser, nach der Unsicherheit im Herbst kehrten die Kunden zurück. Das Jahr 2017 habe vielversprechend begonnen, sagte Cryan: "In wesentlichen Bereichen unserer Bank läuft es deutlich besser als im Vorjahr, zum Beispiel im Kapitalmarktgeschäft." Im vergangenen Jahr sorgten der radikale Konzernumbau und der Abbau teurer Altlasten erneut für tiefrote Zahlen: Mit 1,4 Milliarden Euro fiel der Verlust 2016 aber zumindest deutlich geringer aus als das Rekordminus von 6,8 Milliarden Euro ein Jahr zuvor.

Wie Wettbewerber auch tat sich der deutsche Branchenprimus wegen der Zinsflaute im Tagesgeschäft schwer. Die Erträge 2016 lagen mit 30 Milliarden Euro zehn Prozent unter dem Vorjahreswert. Dazu beigetragen habe auch die Unruhe an den Märkten im Oktober. Die US-Justiz schockte mit einer Forderung von 14 Milliarden Dollar wegen Verfehlungen bei Hypotheken-Deals vor der jüngsten Finanzkrise - keineswegs Peanuts, nicht einmal für die Deutsche Bank. Schon wurde über Staatshilfe spekuliert, der Aktienkurs rauschte auf ein historisches Tief. Kurz vor Weihnachten war der Spuk vorbei, der Vergleich mit den Amerikanern fiel deutlich günstiger aus. Der Vergleich beläuft sich auf 7,2 Milliarden Dollar (6,7 Milliarden Euro). "Wir wollen so etwas niemals wieder erleben", sagt Cryan rückblickend.

Anfang dieser Woche zahlte die Bank dann noch umgerechnet knapp 600 Millionen Euro in den USA und Großbritannien wegen einer Geldwäsche-Affäre, in die Kunden des Instituts verwickelt waren. "Sicher, noch gibt es weitere Verfahren, die unsere Ergebnisse belasten werden, aber wir haben nun wesentliche Rechtsfälle abgeschlossen", sagte Cryan.

Er hatte 2016 zu einem "Übergangsjahr" erklärt - und verordnete dem Konzern eine Radikalkur: Weltweit will die Bank bis 2018 unter dem Strich 9000 Arbeitsplätze im eigenen Haus abbauen. Der Abbau von 4000 Stellen in Deutschland komme gut voran. Pläne zu einem weiteren Personalabbau gebe es derzeit nicht, versicherte Cryan. Aus zehn Auslandsmärkten und manchen Geschäften im Investmentbanking zieht sich die Deutsche Bank ganz zurück. Im Inland schrumpft die Zahl der Filialen von 723 auf 535, der größte Teil der Schließungen soll bis Ende des ersten Halbjahres 2017 erledigt sein. Auch an den Verkaufsplänen für ihre Bonner Tochter Postbank hält die Deutsche Bank fest. Allzu große Erwartungen an die Zukunft dämpft der bescheiden auftretende Cryan: "Wir müssen zunächst aussäen, wenn wir später eine größere Ernte einfahren wollen - und das erfordert Geduld. Noch befinden wir uns eindeutig in der Phase, in der wir vor allem säen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort