Der Zahlungs-Dienstleister von der Saar

Saarbrücken · Im Saarland gibt es etliche Unternehmen, die wenig bekannt sind, aber zu den führenden Firmen in ihrer Branche zählen. Solche stillen Stars stellt die SZ in einer Serie vor. Heute Pluscard in Saarbrücken und Homburg.

 Die Pluscard-Mitarbeiter betreuen schwerpunktmäßig Sparkassen-Karten-Kunden. Foto: Pluscard

Die Pluscard-Mitarbeiter betreuen schwerpunktmäßig Sparkassen-Karten-Kunden. Foto: Pluscard

Foto: Pluscard

Selbst Thomas Maas staunt manchmal noch, wie reibungslos das weltweite Kreditkarten-System funktioniert. "Man steckt das Stück Plastik ins Terminal, und die Belege werden Sekunden später ausgedruckt. Dass die Daten in dieser Zeit um die halbe Welt gerast sind, bekommt niemand mit." Dabei ist der 56-jährige Diplom-Informatiker schon seit 13 Jahren Geschäftsführer des Saarbrücker Unternehmens Pluscard. Dass die Daten-Rennstrecke von Unfällen und Staus verschont bleibt und der Prozess zuverlässig läuft - dafür sorgt Pluscard. Rund 72 Millionen Transaktionen werden beim sogenannten Processing pro Jahr über das Pluscard-Rechenzentrum abgewickelt. Deren Umsatz erreicht fast 5,4 Milliarden Euro.

"Das hätte sich bei der Gründung vor 20 Jahren niemand träumen lassen", sagt Maas. Eine "Provokation" habe die Branche es genannt, als Pluscard 1996 von einer Abteilung des saarländischen Sparkassen-Rechenzentrums mit 44 Mitarbeitern zu einem eigenständigen Unternehmen ausgebaut wurde. Doch dem damaligen Sparkassen-Verbandspräsidenten Werner Klumpp waren die Anfeindungen der Konkurrenz herzlich egal. Ihm war die Aussicht auf neue Arbeitsplätze wichtiger.

Heute vertrauen rund 160 bundesdeutsche Sparkassen und Landesbanken sowie einige private Institute die komplette Abwicklung ihres Kreditkarten-Geschäfts dem Saarbrücker Dienstleister an. Dahinter stehen rund 2,5 Millionen Karten. "Damit erreichen wir allein in unserer Banken-Gruppe einen Marktanteil von 40 Prozent", sagt Verbandspräsidentin Cornelia Hoffmann-Bethscheider , die dem Aufsichtsrat von Pluscard vorsteht. Hinzu kommen noch 3,6 Millionen Karten, bei denen ein Teil des Abrechnungsprozesses über Pluscard läuft.

"Die Kreditkarte als Zahlungsmittel ist inzwischen demokratisiert", sagt Maas. Dennoch gibt es in der Welt des Plastikgeldes nicht die klassenlose Gesellschaft, auch wenn auf einer Kreditkarte der Sparkasse Chemnitz der in Stein gemeißelte Charakterkopf von Karl Marx abgebildet ist. Die Gold- und - ganz edel - die Platinkarte sind weiterhin hochbegehrt. Deren Inhaber können damit nicht nur zeigen, dass sie sich für etwas Besseres halten. Es gibt auch Mehrwert - wie zum Beispiel Reiseversicherungen oder in guten Hotels einen Concierge-Service, bei dem garantiert ist, dass begehrte Tickets für einen abendlichen Konzertbesuch an der Rezeption hinterlegt sind. Der Renner sind zudem regionale Motive wie beispielsweise die Ludwigskirche in Saarbrücken oder das Weltkulturerbe Völklinger Hütte. "Da steckt inzwischen viel Emotion drin", sagt Thomas Maas.

Dem Pluscard-Chef ist auch nicht bange, dass Kreditkarten überflüssig werden, weil es immer mehr Möglichkeiten des Bezahlens übers Internet gibt. "Wir sind ein Teil dieser Zukunft." Rund die Hälfte der Karten-Transaktionen würden heute schon online abgewickelt, wenn zum Beispiel die Rechnung eines Versandhändlers beglichen werden soll. Zudem hätten sich die Kreditkartengebühren "denen anderer Zahlungssysteme angenähert". Auch auf das sogenannte berührungslose Bezahlen seien die Kartengesellschaften vorbereitet.

Ein sehr stichhaltiges Argument für die Karte sei, "dass es ein weltweit standardisiertes Verfahren ist, das zuverlässig auf -zig Generationen von Kartensystemen läuft". "Dabei ist es egal, ob man in einem Nest im australischen Outback oder am Times Square in New York sein Mittagessen bezahlt."

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Hintergrund Der Kreditkarten-Dienstleister Pluscard beschäftigt an den Standorten Saarbrücken und Homburg rund 400 Mitarbeiter. Das Unternehmen erwirtschaftet einen Umsatz von etwa 47 Millionen Euro. Kreditkarten-Verarbeitung ist eigenen Angaben zufolge das wichtigste Geschäft von Pluscard. Die meisten Mitarbeiter sind allerdings im elektronischen Service für Kreditkarten beschäftigt. Sie kümmern sich um die Sperrung, wenn Karten gestohlen wurden oder Zahlungen reklamiert werden. Auch bei ungewöhnlichen Abbuchungen informieren sie die Kunden. Die Frauen und Männer betreuen zudem die Karten von Sparkassen , die diese zusammen mit Firmen wie Amazon oder Air Berlin herausgeben. Pluscard ist eine Tochtergesellschaft verschiedener Sparkassenverbände und des Deutschen Sparkassenverlags (DSV). Der Saar-Verband ist mit 18,84 Prozent beteiligt. low

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