Der Turnschuh als Kult- und Kunstobjekt

Hamburg · Adidas, Converse, Nike und Co.: In der Ausstellung „Sneaker. Design für schnelle Füße“ im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe geht es um den modischen Kult um den Turnschuh.

 Rosa Pudel für die Füße: Eines der ausgefallenen Sneaker-Modelle.Foto: Michaela Hille/Museum

Rosa Pudel für die Füße: Eines der ausgefallenen Sneaker-Modelle.Foto: Michaela Hille/Museum

Foto: Michaela Hille/Museum

Jeder hat sie, doch nur ganz wenige betrachten sie als Kultobjekt oder Wertanlage. Oft werden sie als Alternative zu den seriösen Lederschuhen erworben, die im Berufsleben zur Standardbekleidung gehören. In der Freizeit darf es dann etwas bunter und modischer sein. Die Rede ist von Turnschuhen, jenen einst für die Ausübung bestimmter Sportarten entworfenen Spezialschuhen, die seit den 1980er Jahren als modisches Accessoire nach und nach den Alltag erobert haben. In der Musik- oder Werbebranche gehören sie heute sogar zum Dresscode.

"Sneaker. Design für schnelle Füße", so lautet der Titel einer Ausstellung im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe, die sich des Phänomens der bunten Treter erstmals in Deutschland in dieser Ausführlichkeit annimmt. Kurator Jürgen Döring hat dafür insgesamt 280 Exponate zusammengetragen, darunter allein 140 Paar Turnschuhe. Außerdem zu sehen sind Werbeclips, Musikvideos, Filmdokumente sowie Plakate und Promotiondrucksachen, mit denen die Hersteller, darunter weltbekannte Marken wie Nike, Puma oder Adidas, ihre Produkte bewerben.

Der Titel "Sneaker", abgeleitet vom englischen Verb "to sneak" (schleichen), deutet es bereits an: Wer Turnschuhe trägt, der kommt meist auf leisen Sohlen daher. Der Begriff, so erfährt der Besucher der Hamburger Schau schon beim Lesen des umfangreichen "Sneaker ABC" gleich im ersten Raum der Schau, existiert in den USA bereits seit den 1920er Jahren, als sich die leisen Gummisohlen durchzusetzen begannen. Den Hauptfokus legt die Schau auf die letzten 30 Jahre. Der Grund dafür: 1985 wurden Sportstars wie der Wimbledonsieger Boris Becker (Puma) oder der Basketballer Michael Jordan (Nike) zu prominenten Werbeträgern ihrer Ausstatter. Die Hip Hop-Band "Run DMC" trat ausschließlich in Adidas-Schuhen auf und besang diese in ihrem Chart-Stürmer "My Adidas". Und im Wiesbadener Landtag ließ sich ein gewisser Joschka Fischer zum Landesminister vereidigen. Sein lässiger Look brachte dem Grünen-Politiker daraufhin den Titel "Turnschuh-Minister" ein.

Es gibt sogar einen wachsenden Sammlermarkt. So sind manche Sneaker im Nike-Online-Shop bereits nach fünf Sekunden ausverkauft. Eine Wertsteigerung um das Zehnfache ist keine Seltenheit. Etliche besonders gesuchte Sammlerstücke sind auch in Hamburg zu sehen, darunter der erste Nike Air Jordan, ungetragen und mit Box und Preisschild aus dem Jahr 1985, oder diverse Adidas-Schuhe des japanischen Mode-Gurus Yohji Yamamoto.

Läuft bis 28. August.

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