Langzeitarbeitslose Der Ruf nach geförderter Arbeit wird lauter

Saarbrücken · Trotz vieler Jobs gibt es immer noch sehr viele Langzeitarbeitslose. Diese brauchen subventionierte und sinnvolle Tätigkeiten, so Experten.

  Monika Steffen-Rettenmaier, Geschäftsführerin Neue Arbeit Saar.

 Monika Steffen-Rettenmaier, Geschäftsführerin Neue Arbeit Saar.

Foto: Lothar Warscheid

Um den hohen Sockel an Langzeitarbeitslosen spürbar zu verringern. „brauchen wir einen dauerhaft geförderten öffentlichen Arbeitsmarkt“. Das fordert die Geschäftsführerin der Saarbrücker Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Neue Arbeit Saar (NAS), Monika Steffen-Rettenmaier. „Wir dürfen uns mit der Sockelarbeitslosigkeit nicht abfinden.“ Derzeit seien die Möglichkeiten, Langzeitarbeitslose in Beschäftigung und Qualifizierung zu bringen, „mehr als bescheiden“, sagt sie. Neben den Arbeitsgelegenheit (AGL oder Ein-Euro-Jobs) gebe es kaum Möglichkeiten, Langzeitarbeitslose zu beschäftigen, seitdem das Projekt der Bürgerarbeit ausgelaufen sei.

Außerdem sei hierbei die sogenannte Zwei-in-Fünf-Regelung ein echtes Problem. Diese besagt, dass jemand zwei Jahre lang keinen Anspruch auf Förderung hat, wenn er zuvor drei Jahre in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen tätig war. „Dieses Schema ist viel zu starr“, kritisiert die NAS-Chefin. „Manche Menschen brauchen länger als drei Jahre, um am ersten Arbeitsmarkt wieder Fuß fassen zu können.“ Ärgerlich sei auch, dass jede AGL-Maßnahme auf ein halbes Jahr begrenzt ist. Besser sei es, wenn die Menschen eine Tätigkeit länger ausüben. Dann könnten sie auch schneller in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden. Denn auch das Ziel einer öffentlich geförderten Beschäftigung müsse am Ende eine reguläre Beschäftigung sein. „Daher muss jede Maßnahme auch einen Lerneffekt haben“, sagt Steffen-Rettenmaier.

Betätigungsmöglichkeiten für Langzeitarbeitslose gebe es ausreichend, ist sie überzeugt. Allein die Neue Arbeit Saar betreue derzeit rund 700 Frauen und Männer. Hinzu kämen zahlreiche Maßnahmen, die von den mehr als 20 gemeinnützigen Einrichtungen angeboten werden, die sich zur Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Beschäftigung und Qualifizierung (Illingen) zusammengetan haben.

Eine wichtige Arbeit würden beispielsweise die Seniorenbegleiter leisten, die alten Menschen helfen, ihren Alltag zu meistern. Auch die Busbegleiter, die behinderten und betagten Menschen beim Ein- und Aussteigen bei Bussen oder Saarbahn zur Hand gehen, hätten sich bewährt. Die NAS betreibt zudem in Saarbrücken ein Möbellager, in das Leute alte Möbel bringen können. Klassische Arbeiten fänden sich auch im Garten- und Landschaftsbau oder bei der Pflege von Denkmälern. Hier arbeitet die NAS unter anderem mit dem Weltkultur­erbe Völklinger Hütte zusammen. So haben beispielsweise ehemalige Häftlinge, die von Obdachlosigkeit bedroht sind, die Aufgabe, das sogenannte Paradies auf dem alten Hüttengelände zu pflegen und begehbar zu halten. In diesem Areal zwischen der Kokerei und der Saar hat sich die Natur fast 25 Jahre ungestört entfalten können, so dass ein seltenes Biotop entstand, das Besuchern seit einigen Jahren wieder offen steht. Im Saarpfalz-Kreis bringen Langzeitarbeitslose unter anderem heruntergekommene Schulhöfe auf Vordermann. Die jüngste Tätigkeit der NAS seien Integrationskurse für Flüchtlinge.

Die Aufträge erhält die NAS, die hauptsächlich im südlichen Saarland tätig ist, von den Kommunen. Die gemeinnützige Gesellschaft gibt es inzwischen seit mehr als 40 Jahren. Ihre Gesellschafter sind die Evangelischen Kirchenkreise Saar-Ost und West. Sie beschäftigt selbst mehr als 120 Mitarbeiter.

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