Mittelstand schwächelt Die Stimmung im Mittelstand wird schlechter

Frankfurt · Neue Studien der Banken sehen eine abnehmende Bereitschaft zu Investitionen und zunehmend auch Pläne für einen Personalabbau.

 Im Maschinenbau gehen die Aufträge zurück. Auch viele Unternehmen aus den Bereichen Automobil- und Metallbau beurteilen ihre Zukunft pessimistischer, haben Umfragen des Bankenverbandes (BVR) und der DZ Bank ergeben.

Im Maschinenbau gehen die Aufträge zurück. Auch viele Unternehmen aus den Bereichen Automobil- und Metallbau beurteilen ihre Zukunft pessimistischer, haben Umfragen des Bankenverbandes (BVR) und der DZ Bank ergeben.

Foto: dpa/Jens Büttner

Den deutschen Mittelstand treiben im Augenblick einige Sorgen um. In vielen Betrieben gehen Aufträge zurück, weil sich die Konjunktur abkühlt. Davon betroffen sind nahezu alle Branchen. Hinzu kommen Konflikte wie etwa der andauernde Handelsstreit zwischen den USA und China, in dem immer noch keine Lösung absehbar ist. Auch von den Sorgen um die Auswirkungen des Brexit ist der deutsche Mittelstand  besonders stark betroffen, zumal Großbritannien für viele Betriebe einer der wichtigsten Auslandsmärkte darstellt. All das führt dazu, dass die Geschäftserwartungen im heimischen Mittelstand einer neuen Umfrage zufolge so schlecht wie seit dem Krisenjahr 2009 nicht mehr sind, also jener Zeit, in der auch die US-Immobilienkrise in der Folge zu weltweiten Turbuenzen an den Börsen geführt haben.

„Insgesamt muss festgehalten werden, dass sich die Stimmung der mittelständischen Unternehmen in Deutschland im Vergleich zu diesem Frühjahr und insbesondere im Vergleich zum Jahr 2018 deutlich eingetrübt hat“, bilanzieren sowohl der Bankenverband BVR als auch die DZ Bank in der aktuellen Ausgabe ihrer halbjährlichen Umfrage unter 1500 kleinen und mittleren Unternehmen, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. „Auch der tendenziell inlandsorientierte Mittelstand kann sich der schwächeren Konjunktur in Deutschland und der Welt also nicht entziehen“, schlussfolgern die Banken-Experten.

Allerdings sei der deutsche Mittelstand zugleich auch dank dicker Kapitalpolster in einer „grundsoliden Verfassung“, stellt der Firmenkundenvorstand der DZ Bank, Uwe Berghaus, fest. Immerhin bewerten in diesem Herbst noch immer mehr als 80 Prozent der Mittelständler hierzulande ihre aktuelle Lage mit „sehr gut“ oder „gut“. Bei der Umfrage sechs Monate zuvor hatten dies allerdings noch 86 Prozent der Unternehmen gesagt. Zugleich erhöhte sich in jüngster Zeit auffallend der Anteil der Unternehmen, die von einer „eher schlechten“ oder „schlechten“ Lage berichten, um sechs Prozentpunkte auf aktuell 18,8 Prozent.

Im Metall-, Automobil- und Maschinenbau seien die Pessimisten mittlerweile deutlich in der Mehrheit, heißt es in der Studie. Auch Agrarwirtschaft und Handel blicken demnach aktuell pessimistisch auf das nächste halbe Jahr. Die Baubranche, die wegen hoher Nachfrage nach neuen Wohnungen und Immobilien in Zeiten des Zinstiefs boomt, stößt nach Einschätzung der Autoren wegen eines Mangels an Fachkräften an Kapazitätsgrenzen.

Über den gesamten Mittelstand hinweg rechnet den Angaben zufolge nur noch knapp jedes fünfte befragte Unternehmen in nächster Zeit mit einem Personalaufbau.

In mehr als jedem achten Unternehmen gehen die Entscheider in den Chefetagen dagegen davon aus, dass sie ihre Mitarbeiterzahl im nächsten halben Jahr wegen der eingetrübten Wirtschaftsentwicklung verringern werden. In der Elektroindustrie und der Chemiebranche sowie im Metall-, Automobil- und Maschinenbau wird gespart: In diesen Branchen hat im vergangenen halben Jahr jeweils fast jeder fünfte Mittelständler Personal abgebaut. Die Ungewissheit um den Brexit und die allgemein trüben Konjunkturaussichten bremsen besonders stark die Bereitschaft vieler Geschäftsführer, zum jetzigen Zeitpunkt weiteres Geld in ihre Firma zu stecken. Zum Vergleich: befand sich die Investitionsneigung in den Unternehmen im Herbst 2017 noch auf einem Allzeithoch von fast 82 Prozent, wollen mittlerweile noch etwas mehr als drei Viertel der Mittelständler im nächsten halben Jahr in ihr Unternehmen investieren. Das ist den Angaben aus der Studie zufolge das schlechteste Ergebnis seit fünf Jahren.

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