Förderung für zehn Jahre 86 Milliarden für deutsche Bahnstrecken

Berlin · Mit dem Geld soll das marode Schienennetz saniert werden, der Bund steuert zwei Drittel bei.

 Zum Plan gehört auch die Sanierung von rund 2000 Brücken. Viele von ihnen sind über 100 Jahre alt.

Zum Plan gehört auch die Sanierung von rund 2000 Brücken. Viele von ihnen sind über 100 Jahre alt.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Rekordmittel für die Bahn. Der Bund und das Verkehrsunternehmen wollen das 33 000 Kilometer lange, teils stark veraltete und überlastete Schienennetz in den nächsten zehn Jahren mit insgesamt 86 Milliarden Euro sanieren. Das dürfte kurzfristig zu sehr vielen Baustellen und noch mehr Verspätungen führen, gilt aber als unabdingbar, um den Zugverkehr schneller und zuverlässiger zu machen.

Mit der neuen „Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung“, auf die sich Bahn und Finanzministerium jetzt einigten, werden die wesentlichen Forderungen der Bahnspitze erfüllt. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) bestätigte die Zahlen. Jetzt können sieben bis acht Milliarden Euro jährlich ausgegeben werden statt der 5,5 Milliarden Euro, die es zuletzt gewesen waren. Insgesamt gibt der Bund rund zwei Drittel des Geldes.

„Das Investitionspaket ist ein großer Schritt und ein glaubwürdiges Signal, dass Bund und Bahn es ernst meinen mit der Stärkung des Schienenverkehrs“, sagt die saarländische Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD). Auch das Saarland könne von dem Paket profitieren. „Wollen wir Menschen dazu bewegen, mit der Bahn zu fahren, muss aber mehr passieren: Fernfahrten müssen günstiger werden“, so Rehlinger.

Die 86 Milliarden gehen ausschließlich in den Erhalt des Netzes und sollen den Sanierungsstau auflösen. So müssen rund 2000 Brücken erneuert werden, darunter viele größere. Etliche sind mehr als 100 Jahre alt. Dazu kommt die Erneuerung von Gleisen und Stellwerken. Das Netz gilt als überlastet. Die Passagierzahlen im Fernverkehr stiegen im letzten Jahr auf den Rekordwert von 148 Millionen.

Bahnchef Richard Lutz hatte deshalb immer wieder von „Wachstumsschmerzen“ gesprochen und den Sanierungsstau mitverantwortlich für die Probleme bei der Pünktlichkeit gemacht. Diese lag im ersten Halbjahr mit 77,2 Prozent sogar noch unter dem schon schlechten Vergleichswert des Vorjahres (77,4 Prozent).

Der Bund bezuschusst mit 570 Millionen Euro die Digitalisierung des Netzes, mit der die Züge schneller und enger getaktet fahren sollen. Zusätzlich finanziert er über den Verkehrswegeplan Neubaustrecken und die Beseitigung von Engpässen, um mittelfristig einen festen „Deutschlandtakt“ zu schaffen. Allein nächstes Jahr sind dafür 6,8 Milliarden Euro eingeplant.

Skeptisch äußerte sich der Grünen-Bahnexperte Michael Gastel. Zwar begrüßte er gegenüber unserer Redaktion die Anhebung der Mittel und die Langfristigkeit des Plans, verwies aber auf andere Risiken. Angesichts der Kosten für die Brückensanierungen müsse der Bund Investitionen im Straßenbau zurückfahren, um Preisanstiege im Zugverkehr zu verhindern. „Sonst“, so Gastel, „wird auch die neue Summe nicht ausreichen und sich der Verfall der Bahninfrastruktur sogar weiter beschleunigen“.

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