Damit die Saar-Wirtschaft floriert

Saarbrücken · Wie die saarländische Wirtschaft sich in Zukunft behaupten und was die Politik dafür tun kann, hat das Prognos-Institut in einer Studie untersucht. Die Digitalisierung spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Die Saar-Wirtschaft 2030: "ZF baut in Saarbrücken erstmals pro Jahr zwei Millionen Antriebsstränge für Elektroautos", "Saarbrücker Unternehmen für IT-Sicherheit stellt tausendsten Mitarbeiter ein", "Homburger Medizintechnikunternehmen gewinnt Innovationspreis". Diese Schlagzeilen sind erfunden, könnten aber die Wirklichkeit der saarländischen Wirtschaft im Jahr 2030 spiegeln, wenn all das gelingt, was das Wirtschaftsforschungs- und Beratungsunternehmen Prognos in einer Studie für die Landesregierung empfiehlt. Die Landesregierung sieht sich durch die Studie bestätigt, dass "wir uns insgesamt auf den richtigen Weg begeben haben", sagte Wirtschaftsstaatssekretär Jürgen Barke (SPD ).

Die Forscher haben in ihrer Untersuchung sieben strategische Ziele für die Saar-Wirtschaft formuliert: Fachkräfte sichern, Innovationskraft erhöhen, Branchenstruktur weiter profilieren, wirtschaftsnahe Infrastruktur bedarfsgerecht entwickeln, Standortkosten konkurrenzfähig halten, von der Energiewende profitieren und Image des Standorts verbessern. Mit jedem Ziel verknüpft die Studie Handlungsempfehlungen an die Politik: So sollten zum Beispiel digitale Geschäftsmodelle gefördert sowie Forschung und Entwicklung angeregt werden. Die Verantwortlichen in der Politik sollen den flächendeckenden Ausbau des schnellen Internets vorantreiben, eine Offensive zur digitalen Bildung starten, den Ausbau erneuerbarer Energien fördern und bei der Gewerbesteuer Maß halten und das Saarland-Marketing ausbauen.

Die Prognos-Forscher haben - anknüpfend an die jetzige Wirtschaftsstruktur - mehrere Leitmärkte ausgemacht, wo besondere Herausforderungen und Chancen zur Profilierung der Wirtschaftsstruktur liegen: Automotive, Informations- und Kommunikationstechnik, Produktions- und Werkstofftechnik sowie Gesundheitswirtschaft.

Die zurzeit wichtigste Branche ist laut Studie mit 41 000 Beschäftigten der Automotive-Sektor - vom Autobauer Ford bis zum Autozulieferer ZF. Dort "liegen die größten Chancen, aber auch die größten Herausforderungen", sagte Holger Bornemann von Prognos. Wenn die Elektromobilität sich durchsetzt, werden Getriebe und Auspuffsysteme zu Auslaufprodukten. Er sieht in Forschung und Entwicklung, zum Beispiel im Zentrums für Mechatronik und Automatisierungstechnik (Zema), einen wichtigen Hebel, um Abwanderung der Industrie zu verhindern. Das Ziel muss sein, "dass die Industrieproduktion der Zukunft an unserem Standort gemacht wird", sagt Barke. Er sieht in der Digitalisierung der Produktionstechnologie, also der Industrie 4.0, einen entscheidenden Ansatz, damit das gelingt. Auf diesem Feld habe die IT-Forschung im Saarland große Stärken. "Das ist die allerbeste Voraussetzung, um die Industrie zu halten." Denn, so Barke, je höher das Niveau der Fertigung, desto größer die Chance, dass saarländische Werke im Wettbewerb verschiedener Unternehmensstandorte den Zuschlag für neue Produkte zu bekommen.

Meinung:

Es gibt viel zu tun

Von SZ-Redakteur Volker Meyer zu Tittingdorf

Die Studie zur Zukunft der saarländischen Wirtschaft ist ein dicker Aufgabenkatalog für die Landesregierung wie für die Politik in den Kommunen. Auch wenn vieles in der Vergangenheit richtig angegangen wurde, gibt es noch viel zu tun. Vor allem gilt es, die Stärken der saarländischen Forschung auf dem Feld der IT noch mehr in Wertschöpfung vor Ort umzumünzen. Digitalisierung ist ein wichtiger Schlüssel, um die Wirtschaftskraft zu stärken. Einfach ist das nicht, und Politik kann das auch nicht per Gesetz verfügen, muss aber Gespür für die richtigen Förderinstrumente haben: damit mehr Gründergeist entsteht, junge Unternehmen auch zu starken Mittelständlern heranwachsen und Konzerne ihre Standorte hier im Saarland nicht nur halten, sondern womöglich sogar ausbauen.

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